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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Meer gespült...
    Robert rief ihren Namen, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Was wäre, wenn...? Er mochte nicht daran denken. Noch einmal rief er nach ihr. Seine Stimme hallte bis tief in die gewundenen, endlosen Tunnel und verlor sich schließlich im Krachen der Wellen, die draußen gegen den Strand brandeten. Er folgte weiter demselben dunklen Weg, bis er das Wasser nun schon an seinen Knien spürte. Die Geräusche der See waren jetzt noch deutlicher zu hören, schwappten laut gegen die Höhlenwände und übertönten sogar sein Herz, das ihm wie wild in der Brust pochte. Wo konnte sie bloß hingegangen sein? Sie mußte sich in den Höhlen befinden. Ausgeschlossen, daß sie irgendwo anders hingegangen war. Es sei denn ... Robert konnte spüren, wie das Wasser ihm in tückischen Wirbeln um die Beine flutete, an ihm zog und zerrte, als wolle es ihn schon jetzt mit sich fortreißen. Wieder rief er Catrionas Namen. Keine Antwort. Noch weiter tastete er sich den Gang entlang, wobei er sich mühsam Halt verschaffte, indem er die Hände flach gegen die unebenen Steinwände preßte.
    Als ihm das Wasser bereits bis fast an die Taille reichte, wurde Robert klar, daß die Zeit nun für ihn selbst knapp wurde. Weitergehen konnte er nicht, weil das Wasser schon zu hoch stand. Ihm blieb keine Wahl, als umzukehren und abzuwarten, bis die Flut wieder zurückgewichen war, um dann die Suche nach ihr später erneut aufzunehmen.
    Als Robert sich umdrehte, um nach seinem rettenden Kerzenlicht Ausschau zu halten, rutschte er mit dem Stiefel auf dem glitschigen Höhlenboden aus und landete unsanft in der wild wirbelnden Gischt. Beim Auftauchen hatte er völlig die Orientierung verloren und schlug wild um sich, um irgend etwas zum Festhalten zu finden. An der Wand fand er schließlich Halt und versuchte angestrengt, durch seine getrübte Wahrnehmung das Kerzenlicht zu orten, jedoch vergeblich. Um sich her nahm er nichts als Finsternis wahr, konnte nichts hören als das Rauschen des Wassers, das hereinströmte und die kleine Kammer bald gefüllt haben würde. Robert hatte nicht mehr die geringste Ahnung, aus welcher Richtung er gekommen war, und konnte so auch nicht mehr denselben Weg zurück einschlagen. Immer schneller, immer ohrenbetäubender drang das Wasser um ihn her ein und drohte ihn in dem Hohlraum einzuschließen, während er fieberhaft überlegte, was er tun sollte.
    Was für ein Narr er gewesen war. Wie hatte er bloß glauben können, er könne Catriona aut eigene Faust finden? Er hätte Willie mitnehmen sollen, denn trotz aller Fortschritte, die sein Sehvermögen machte, war er doch immer noch blind. Daran hätte er eher denken müssen, das wurde ihm nun schmerzlich bewußt. Wenn er sich während des Krieges auf gefährliche Unternehmungen eingelassen hatte, was oft genug vorgekommen war, hatte er immer zuerst den Ausgang bedacht, jede nur denkbare Möglichkeit erwogen, die sich ergeben könnte, und sich im voraus überlegt, wie er auf die jeweilige Situation reagieren konnte. So war er immer auf alle Eventualitäten vorbereitet. Bereit zum Handeln und in der Lage, mit allem fertigzuwerden, was ihm auch widerfahren würde. Diesmal allerdings, wo er dieses Vorgehen ganz besonders dringend hätte beherzigen müssen, hatte er es versäumt. Seine Hauptsorge hatte Catriona gegolten, sein einziger Gedanke war, sie vor Sir Damon zu finden, so daß er mögliche Gefahren für sich selbst gar nicht bedacht hatte. Und jetzt würde er wegen dieser Torheit wahrscheinlich ertrinken.
    Angst kroch in ihm hoch. Er dachte daran zurück, wie er auf der Halbinsel sein erstes richtiges Gefecht erlebt hatte, als die Angst in ihm so stark geworden war, daß er daran zu ersticken meinte. Damals hatte er die Augen zugemacht und den Anblick und die Schreie der Männer auszublenden versucht, die gerade in seiner unmittelbaren Nähe den Tod fanden; statt dessen konzentrierte er jeden Gedanken, jede Anstrengung auf seine Pflichten. So auch jetzt: Er mußte hier herauskommen. Aber wie?
    »Robert?«
    Catrionas Stimme drang von irgendwo hinter ihm heran, entfernt, leise, wie aus einem Traum. Sofort durchströmte ihn Erleichterung, die stärker war als die unaufhaltsam steigende Flut. Wieder einmal kam ihm sein Schutzengel zu Hilfe. »Catriona, ich bin hier.«
    »Rühr dich nicht von der Stelle«, sagte sie. »Ich komme zu dir.«
    Robert klammerte sich weiterhin fest an die Höhlenwand, und das Wasser brauste ihm jetzt schon um die Brust, während er

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