Die schoene und der Lord
vorgefunden hatte.
»Ich dachte, es war vielleicht jemand, der nach Dad suchte.« Mairead zögerte und wollte nicht allzu deutlich werden, weil Robert anwesend war. »Wegen letzter Nacht...«
»Schon gut«, sagte Catriona, die zutiefst bestürzt das fürchterliche Durcheinander musterte. »Robert weiß die Wahrheit über Dad und die Landung letzte Nacht bei Rosmorigh.« »Aber dann habe ich Mam gefunden ...«
»Mam?« Vor Angst wurde Catrionas Stimme ganz leise, fast wie die eines Kindes.
Mairead deutete zur Tür im hinteren Teil des Hauses. »Sie ist in der Schlafkammer. Ich konnte sie gerade so eben ins Bett befördern. Ich habe sie versorgt, so gut ich konnte, aber jetzt weiß ich einlach nicht mehr weiter.«
Catriona wollte sofort losstürzen, aber Mairead hielt sie am Arm fest. »Nein, Catriona, du darfst sie so nicht sehen.« Ungestüm machte Catriona sich von ihrer Schwester los. »Natürlich muß ich sie sehen. Sie braucht mich ...«
Robert nahm Catrionas Hand. »Catriona, laß erst mich zu Mary gehen. Mairead braucht dich im Moment dringender.«
Catriona sträubte sich gegen sein Ansinnen, aber zugleich sah sie ein, daß er recht hatte. Ein Blick auf Mairead genügte, um lestzustellen, daß sie einen schweren Schock erlitten hatte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sahen aber vermutlich kaum etwas außer der grauenhaften Szene, die sie bei ihrer Heimkehr vorgefunden haben mußte. Verzweifelt knetete sie ihre Röcke zwischen den Fingern und murmelte fortwährend leise vor sich hin, während sie sich den zusammengeknüllten Stoff gegen den Mund preßte. Sie brauchte jetzt dringend Zuwendung, bedurfte des beruhigenden Zuspruchs, den ihr nur eine Angehörige spenden konnte. Robert wäre dazu nicht der Richtige.
»Du hast recht«, sagte Catriona schließlich. Dann nahm sie Mairead an der Hand und führte sie langsam zum Tisch. Dort hob sie einen der umgeworfenen Stühle auf und stellte ihn hin, damit Mairead sich darauf setzen konnte, bevor sie sich ihr gegenüber niederließ. Maireads Hände zitterten so sehr, daß sie zur Beruhigung die ihren darauf legte, und sie flüsterte ihr beruhigend zu, während Mairead sich auf dem Stuhl vor und zurück wiegte und dabei in einem fort laut »Was sollen wir bloß tun ... was sollen wir bloß tun ... was sollen wir bloß tun« jammerte.
Robert überließ sie sich selbst und trat langsam in den hinteren Teil des Hauses. Die Kammer war klein, es paßten gerade das Kastenbett und eine anspruchslos gestaltete Holztruhe hinein, auf der eine Waschschüssel und ein Krug standen. Es dauerte ein Weilchen, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Vom Bett her hörte er ein schwaches, keuchendes Atmen und trat näher. Nichts hätte ihn auf den Anblick vorbereiten können, der ihn dort im Schein der einzigen Kerze auf dem Nachttisch erwartete.
Man hatte Mary das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Beide Augen waren zugeschwollen und von den Blutergüssen schwärzlich violett verfärbt. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt, und aus dem Mundwinkel tropfte Blut, wo ihr Kiefer gebrochen herabhing. Die Nase sah schrecklich aus, offenbar war sie mehrfach gebrochen. Ihre Brust hob und senkte sich in ungleichmäßigen, mühsamen Atemzügen, woraus Robert schloß, daß wahrscheinlich auch Rippen gebrochen waren. Er wollte sich lieber gar nicht erst vorstellen, was für furchtbare Verletzungen noch unter der Wolldecke verborgen waren, die ihren malträtierten Körper bedeckte.
Robert hatte schon viele Männer gesehen, die in einer Schlacht übel zugerichtet worden waren, aber sie hatten noch besser ausgesehen als diese arme Frau. Man hatte sie nicht bloß verprügelt. Dies hier kam einer Entweihung gleich. Und nach einem Blick auf sie wußte er, daß sie den Morgen nicht mehr erleben würde.
»Mrs. MacBryan?«
Offenbar versuchte sie mühsam, die zugeschwollenen Augen zu öffnen, um dorthin zu sehen, von wo aus die Stimme zu ihr gesprochen hatte. Ein gequältes Stöhnen drang aus ihrem verschwollenen Mund.
»Eu-euer Gnaden ...«
Als sie den Mund auch nur ein wenig öffnete, um zu sprechen, konnte Robert sehen, daß ihr ein Schneidezahn fehlte. Er mußte tief durchatmen, um seinen aufsteigenden Zorn zu beherrschen. »Er war es, nicht wahr? Sir Damon hat Ihnen das hier angetan?«
Mary versuchte mit dem Kopf zu nicken, aber der Schmerz war einfach zu groß für sie. Sie flüsterte: »Ja.«
»Damit wird er nicht ungeschoren davonkommen. Ich werde zusehen, daß
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