Die schoene und der Lord
Cape vorgesehen hatte. Aber dies war Catriona gleich, denn die Wirkung war genau die, die sie sich erhofft hatte.
Das knappe Mieder, das ihre Büste sehr eng umschloß und sich deshalb besonders ungewohnt anfühlte, war außerordentlich tief ausgeschnitten und unter ihrem Busen mit einem breiten Band aus heller Spitze eng zusammengebunden. Dies aber blieb nicht lange so, denn Catriona hatte Mairead sofort mit Änderungen betraut, als das Stück frisch aus Madames Atelier angeliefert wurde, wo es am selben Vormittag fertiggestellt worden war. Als erstes mußte die Spitze weichen und wurde durch einen Streifen Karostoff mit den Farben der MacBryans ersetzt, Marineblau, Grün und Weiß, die Angus immer so stolz getragen hatte. Ein weiteres Stück davon wurde wie ein Umschlagtuch um Catrionas Schultern drapiert.
Als nächstes hatte Mairead dann die gerüschten Volants entfernt, die Madame und ihre Näherin entlang des Saumes hinzugefügt hatten, und nicht anders erging es auch den allerliebsten Schleifchen, die auf den Spitzen ihrer Satinpumps unter den Röcken hervorgelugt hatten. Dies waren soweit alle Änderungen, die Catriona an dem Kleid hatte vornehmen lassen.
Catriona trat zurück und musterte prüfend das vollständige Ensemble. Jetzt nach den Änderungen gefiel es ihr wesentlich besser. Prächtig schimmerte die Seide im Kerzenschein, deren dunkle Farbe der Trauer um ihre Eltern Rechnung trug, ohne daß Spitzenbesätze oder Volants ihren geschmeidigen Fluß unterbrochen hätten; so kam außerdem der Karostoff besser zur Geltung. Hinzu kam noch das Medaillon, das Mary ihr gegeben hatte und Beweis ihrer wirklichen Herkunft war. Es hing an seiner langen, gewundenen Goldkette bis fast zu ihrer Taille hinab und glänzte matt im gedämpften Licht der Kerzen. Den Karostoff aber bemerkte man als erstes, was genau Catrionas Absicht entsprach. Denn auch wenn sie die Tochter von Sir Charles und Lady Catherine Dunstron sein mochte, in ihrem Herzen war und blieb sie eine MacBryan.
Ein leises Klopfen an der Tür riß Catriona aus ihrer Betrachtung. Als sie sich umdrehte, betrat Mairead just das Zimmer.
Selbst ihre Schwester sah jetzt anders aus. Die derben Stoffe und Wollgewebe waren durch leichtes Musselin ersetzt worden, das zwar nicht so prächtig war wie Catrionas Stoff, aber wesentlich feiner als alles, was Mairead jemals getragen hatte. Die raffinierte Gestaltung des Kleids ließ sie unvermutet elegant erscheinen, bewirkte eine regelrechte Wandlung bei ihr, und beim Anblick der sauberen, wunderschönen Stoffe war ein Glanz in Maireads Augen getreten, der die Traurigkeit ein wenig aufhellte, die seit ihrem Abschied vom Hochland nicht mehr aus ihrem Blick gewichen war.
»Catriona, du bist wunderschön«, sagte Mairead und schaute sie hingerissen an. »Wenn Dad dich jetzt so sehen könnte...«
Maireads Stimme wurde ganz leise, und in ihren Augen schimmerte es feucht.
»Du hast das Kleid erst so schön gemacht«, sagte Catriona schnell, um der traurigen Stimmung abzuhelfen, die aufzukommen drohte.
»Das wird bestimmt wie ein Traum für dich«, sagte Mairead. »In dem Ballsaal unter all den feinen Leuten zu tanzen ...« »Die sind auch nicht besser als du und ich.«
»Ja«, sprach Mairead weiter, »für dich gilt das vielleicht, aber du bist ja auch eine von ihnen, Catriona. Ich würde nie in diese Welt passen.«
Catriona sah ihre Schwester an. »Ich bin nicht anders als du.«
»Und ob du das bist, Catriona. Das warst du schon immer, auch schon, bevor wir die Wahrheit über dich erfuhren. Das einfache Leben der Kleinbauern war im Grunde nie etwas für dich. Und wenn man sich vorstellt, daß du jetzt sogar einen Herzog heiraten wirst. Glaubst du, Seine Gnaden wird mich nach Schottland zurückschicken, wenn ihr erst verheiratet seid?«
Catriona runzelte die Stirn. »Warum sollte er?«
Mairead redete nicht lange um den Brei herum. »Er ist mir nichts schuldig, Catriona. Du gehörst hierher, aber ich bin eine Fremde in dieser Welt. Und außerdem ist er schon so gut zu mir gewesen. Er hat mir neue Kleider geschenkt, die schöner sind als alles, was ich je besessen habe, und mir ein Bett geboten, in dem ich schlafen durfte. Wenn du aber erst einmal seine Herzogin bist, könnte er ...«
»Ich bin nicht anders als vorher«, entgegnete Catriona mit erhobener Stimme. »Nichts wird daran etwas ändern. Ganz gleich, was geschehen mag, ich werde immer eine MacBryan bleiben, und ich bleibe auch immer deine
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