Die schoene und der Lord
glitzernden Diamanten und hellen cremeweißen Perlen eingefaßt wurden. Catriona blickte hinauf in seine Augen und war tief gerührt, daß er ihr ein so persönliches Erbstück anvertraute.
»Danke«, hauchte sie und wußte nicht so recht, was sie noch sagen sollte.
Robert befreite sie aus dieser Verlegenheit und stellte ihr seine Tante Amelia Edenhall vor. Sie war schon älter, klein und ein wenig rundlich, und ihr Kleid wies mehr Spitzenbesätze auf, als Catriona je gesehen hatte. Ihr Gesicht und vor allem ihre warmen braunen Augen strahlten Güte aus, und sie wirkte aufrichtig erfreut, als sie Catriona umarmte; dann tätschelte sie sanft ihre Wange und trat zurück, um sie in Augenschein zu nehmen. »Ich freue mich so, dich endlich kennenzulernen, meine liebe Catriona. Wir werden so viel Spaß zusammen haben. Spielst du Pikett?«
Catriona lächelte, denn diese Frage kam recht überraschend. Sie hatte damit gerechnet, daß diese Frau sie alles mögliche fragen würde, wer sie sei, woher sie komme, aber darauf war sie ganz und gar nicht gefaßt. »Nein, dieses Spiel beherrsche ich leider nicht.«
»Nun, dann werde ich es dir wohl beibringen müssen.« Sie hakte sich bei Catriona unter und führte sie zur Tür, während sie weiterredete. »Mein Liebe, wenn ich erst mit dir fertig bin, wirst du Lady Darlington ihr Nadelgeld ebenso mühelos abknöpfen wie ich. Das wird ein Spaß.«
Catriona mochte sie auf Anhieb.
Catrionas Selbstvertrauen schmolz auf der Stelle dahin, als sie den vor Gästen wimmelnden Ballsaal betraten. Der Lakai verkündete laut ihr Eintreffen, und sofort schienen sich ihnen die Köpfe aller zuzuwenden, um sie anzustarren, während sie auf dem Absatz der Treppe standen, die hinab auf die dichtbevölkerte Tanzfläche führte. Sogleich begannen die Damen hinter ihren Fächern zu tuscheln, und die Männer tauschten über ihre gestärkten Halsbinden hinweg halblaute Bemerkungen aus.
Nur zu deutlich vermochte Catriona die Gedanken aller Anwesenden zu lesen. Der Herzog von Devonbrook war zurück, und er hatte sich ein nicht standesgemäßes Mädchen mitgebracht.
Falls Robert die Reaktion aufgefallen war — und wie hätte sie ihm entgehen können? —, so ließ er sich nicht das geringste anmerken. Er legte Catriona beschützend die Hand an den Ellbogen und bahnte ihnen gemächlich einen Weg durch die Menge. Amelia schritt an Catrionas anderer Seite dahin und lächelte grüßend, wenn sie bei Bekannten vorbeikamen. Robert deutete lediglich ein knappes Kopfnicken an und murmelte »Guten Abend«, um ein paar wenige zu begrüßen. Die meisten starrten sie unverhohlen an, und als Catriona einmal die Augen niederschlagen wollte, um all den neugierigen Blicken auszuweichen, wandte Amelia sich zu ihr und flüsterte leise: »Du hast nichts zu befurchten, Liebes. Sie sind hier die Fremden.«
Diese Worte flößten Catriona wieder so viel Mut ein, daß es ihr gelang, die Blicke einiger Gaffer mit einem höflichen Lächeln zu erwidern, ganz wie Amelia — dabei vergaß sie sogar ihre Furcht, das nächste Gesicht in ihrem Blickfeld könnte Sir Damon Dunstron gehören.
Sie hatten den Raum fast ganz durchquert, als ein junger Mann auf sie zutrat und Robert herzlich umarmte.
Dann trat er einen Schritt zurück. »Als ich deinen Brief bekam, hielt ich ihn zuerst für einen Scherz.« Er lächelte Robert an. »Es freut mich, daß ich mich getäuscht habe.«
Das mußte Noah sein, ging es Catriona durch den Kopf, denn sie entdeckte die entfernte Ähnlichkeit zwischen ihnen — und sogar zu Amelia —, die sich an ihren Augen und der Art zu lächeln ablesen ließ. Die Unterschiede zwischen den beiden jungen Männern fielen allerdings wesentlich leichter ins Auge, denn Robert war ein dunklerer Typ und seine Erscheinung tadellos, während Noah eher mittelbraune Haare hatte und die Augen hinter seiner Brille grün waren. Und seine Halsbinde sah tatsächlich, ganz wie einmal von Robert beschrieben, so aus, als habe sie kurz vorher in einer Schlacht als Signalflagge gedient.
»Noah«, sagte Robert, indem er sich ihr zuwandte, »ich möchte dir gerne Miss Catriona Dunstron vorstellen.«
Sofort fiel ihr auf, daß er sie Catriona genannt hatte, nicht mehr Catherine. Dadurch klang auch ihr neuer Nachname nicht mehr ganz so ungewohnt. Catriona lächelte. »Hocherfreut, Sie kennenzulernen, Lord Noah.«
Noah verbeugte sich ehrerbietig. »Es ist mir das allergrößte Vergnügen«, sagte er. »Wie auch, Sie in unserer Familie
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