Die schoene und der Lord
nicht zu offenbaren gewagt hatte, weil sie befürchtete, er erwidere sie möglicherweise nicht. »Oh, Robert, ich ...«
»Denn womöglich ist dabei ein Kind gezeugt worden.« Catriona blieben die Worte im Hals stecken, der Kloß schwoll von neuem an und hinderte sie buchstäblich am Weitersprechen; sie hatte ihm sagen wollen, daß sie ihn bedingungslos und von ganzem Herzen liebte und sich nichts mehr wünschte, als den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Sie hatte damit gerechnet, daß er ihr seine Zuneigung gestände, daß er ihr versicherte, er hege für sie die gleichen tiefen Gefühle wie sie für ihn. Aber das hatte er nicht getan. Sie senkte den Blick, damit er nicht die aufsteigenden Tränen sah, die nur zu deutlich verrieten, wie sehr sie sich in ihren Hoffnungen getäuscht sah.
»Du hattest doch seit unserem Zusammensein nicht mehr deine Tage, oder, Catriona?«
Bei dieser unverblümten Frage hob sie sofort den Blick, wodurch sie auf der Stelle seine Vermutung bestätigte. Nein, sie hatte keine Blutung gehabt und war längst überfällig.
»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte er. »Nun, dies läßt eine erhöhte Dringlichkeit geboten erscheinen, was unsere Zeitplanung betrifft.«
Dringlichkeit? Zeitplanung? Warum klang dies alles so, als sei Robert wenig erfreut über die mögliche Zeugung eines Kindes? Und warum redete er nur so gestelzt und förmlich daher? Sie hatte ihm gerade bestätigt, daß sie höchstwahrscheinlich ihr gemeinsames Kind in sich trug, und ihm fiel dazu nur ein, sich über die Zeitplanung zu grämen? Was war bloß aus dem Mann geworden, den sie im Hochland so sehr geliebt hatte? Catriona mußte verzweifelt um Fassung ringen, als ihr schlagartig die Wahrheit bewußt wurde. Robert bat sie zwar, ihn zu heiraten, gewiß, und damit wurde für sie ein Traum wahr, an dessen Erfüllung sie nie zu glauben gewagt hätte. Aber er bat sie nicht um ihre Hand, weil er sie liebte, und auch nicht, weil ihre gemeinsamen Erfahrungen bei ihm ebenso tiefe Empfindungen ausgelöst hatten, wie es bei ihr der Fall war. Robert wollte sie nur heiraten, weil er es für seine Pflicht hielt. Catriona versetzte sich an Roberts Stelle und überlegte, was er wohl denken mußte. Er war ein Mann von Ehre, der Sproß einer hochvornehmen Familie, und nach dem Feuer, bei dem seine Angehörigen den Tod gefunden hatten, war seine Ehre in Zweifel gezogen worden, zu Unrecht zwar, aber dies hatte ihm einen bösen Schlag versetzt. Und da es möglich, ja sogar wahrscheinlich war, daß ihre wahre Mutter, Lady Catherine, einer Familie edler Abkunft entstammte, durfte er nicht riskieren, daß durch die Geburt eines Bastards seine Ehre abermals in ein schiefes Licht geriet.
Catriona spürte, wie sich ein schmerzliches Brennen in ihrem Herzen ausbreitete, so daß sie sich innerlich ganz wund fühlte. Unzählige Fragen schossen ihr durch den Kopf. Hätte Robert sie auch heiraten wollen, wenn er von ihrer wahren Abkunft nichts gewußt hätte? Hätte er sie auch zur Frau begehrt, wenn sie bloß die Tochter armer Kleinbauern gewesen wäre? Aber diese Fragen würde sie nie laut stellen, denn ihr Stolz ließ es nicht zu, sich seiner wahrscheinlichen Antwort zu stellen. Sie würde und könnte ihm nie ihre Gefühle offenbaren, denn sie wollte auf gar keinen Fall, daß er sich auch dafür noch verantwortlich fühlte.
»Wir werden dich so bald wie möglich in die Gesellschaft einführen und dort als meine Verlobte vorstellen müssen. Je mehr Leute dich wahrnehmen, desto sicherer bist du, falls Sir Damon beschließen sollte, in die Stadt zu kommen und Ärger zu machen. Ich habe meine Tante Amelia gebeten, herzukommen. Du wirst sie heute nachmittag kennenIernen. Sie wird dich begleiten, wenn du ausgehst, und falls nötig als Anstandsdame fungieren. Sie ist weithin bekannt und allgemein beliebt, und ihre Protektion wird von zusätzlichem Nutzen sein, um dir eine allseits wohlwollende Aufnahme zu sichern. Außerdem kann sie dich in den Gebräuchen unterweisen, die in der guten Gesellschaft üblich sind. Ich werde dieses Haus heute verlassen und die Nächte im anderen Stadthaus der Devonbrooks verbringen, wo mein Bruder residiert, so daß die Schicklichkeit auch nach außen hin gewahrt bleibt. Das Personal hier steht dir zur vollen Verfügung. Mairead wird dir Gesellschaft leisten. Und während du heute morgen mit der Schneiderin zu tun hast, werde ich mich um die Anzeigen kümmern, die wir in die Zeitungen setzen, das
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