Die schoene und der Lord
Aufsehen.«
»Dann könntest du ihnen wenigstens etwas bieten, worüber es sich zu reden lohnt. Ich meine, im Moment haben sie ja nichts als ihre eigene Dummheit.« Sie griff nach seiner Hand und unterband so jede weitere Diskussion. »Und schließlich hast du doch Mr. Wilson dafür bezahlt, mir Tanzunterricht zu geben. Da solltest du dich wenigstens davon überzeugen, daß du dein Geld nicht vergeudet hast.«
»Ich glaube, als nächstes wird ein Walzer gespielt«, sagte sie zu ihm, als sie die Tanzfläche betraten.
»Ach, wirklich«, erwiderte Robert gequält, und sein Mundwinkel zuckte schmerzlich, während er ihre Taille umfaßte. »Kannst du die Schrittfolge? Mr. Wilson hat mir gesagt, daß es recht schwierig sein kann, vor allem für Männer. Wegen der größeren Füße und so weiter.«
»Ich werde mir Mühe geben und es versuchen.«
Die Musik setzte ein, und zuerst versuchte Catriona die Reaktion der umstehenden Zuschauer zu beobachten, aber es blieb bei dem Versuch, denn Robert begann sie sogleich herumzuwirbeln und vereitelte damit, daß sie Genaueres sah. Als er sie das zweite Mal herumschwang, umfaßte er ihre Taille noch fester und zog sie dichter an sich heran. Sie hob den Blick und wollte ihn fragen, was los sei, aber die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Er schaute sie unverwandt an, und im Kerzenschein war in seinen Augen ein verwegenes Funkeln auszumachen.
»Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie außerordentlich hübsch du heute abend aussiehst?« fragte er, während er sie ungestüm herumwirbelte.
Darauf brachte sie nur ein gehauchtes »Oh« zustande.
Auf einmal waren die Zuschauer und ihr Getuschel nicht mehr wichtig. Vor Freude schlug ihr Herz wie verrückt, und ihre Füße berührten kaum den Boden, weil er sie mit soviel Schwung durch die fließenden Tanzschritte führte. Genauso hatte sie sich gefühlt, als sie mit ihm in der Höhle festsaß, fern der feindlichen Außenwelt. Ihr war gerade so, als befände sie sich in einem Traum. Tief in ihr regte sich ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht könnte Robert sie am Ende ja doch noch lieben...
Seit dem Morgen seines Heiratsantrags hatte sie an kaum etwas anderes gedacht. Sie grübelte darüber nach, ob sie wohl zuviel erwartet hatte. Gab es in der Wirklichkeit überhaupt irgend etwas, das sich mit den Liebesgeschichten hätte messen können, von denen sie schon so viele gelesen hatte? Vielleicht kam so etwas nur in Büchern vor, nicht im richtigen Leben. Sie mußte an Angus und Mary denken. Ohne Zweifel hatten sie einander geliebt, aber war dies auch die leidenschaftliche Liebe auf Leben und Tod gewesen? Oder nicht eher eine Liebe, die auf ganz anderen Voraussetzungen gründete?
Angus hatte immer gesagt, sie hätte den Kopf voller Flausen und Träume, die nie in Erfüllung gehen würden. Catriona kannte Robert, und er war nicht die Sorte Mann, die sich Schwächen gestattete und Bedürfnisse eingestand. Viel eher wollte er derjenige sein, der gebraucht wurde. Und sie hatte ihn schon geliebt, bevor sie ihn überhaupt kennengelernt hatte. Vielleicht konnten die Dinge sich ja mit der Zeit noch entwickeln. Catriona dachte an die Momente zurück, die sie gemeinsam in inniger Umarmung verbracht hatten, an den Zauber und die Leidenschaft, die sie einander geschenkt hatten. Robert mußte doch etwas für sie empfinden, um sich ihr so vollständig hinzugeben.
An diese Hoffnung klammerte sie sich, während sie sich in köstlicher Harmonie über die Tanzfläche bewegten. Und die Art, wie er sie ansah, gab dieser Hoffnung noch weitere Nahrung. Catriona war so von seinen Augen bestrickt, die er fest auf sie gerichtet hielt, ohne sie nur einmal abzuwenden, daß sie gar nicht bemerkte, wie die Tanzfläche sich geleert hatte und jetzt nur noch sie beide dort tanzten. In vollen Zügen genoß sie, wie seine Hand sich an ihrer Taille anfühlte, während die andere fest ihre eigene Hand hielt. Er war ein wunderbarer Tänzer, der sich so mühelos bewegte, daß sie darüber sogar vergaß, sich auf ihre eigenen Schritte zu konzentrieren. Robert ließ sie nicht los, auch nicht, nachdem die Musik verklungen war. Mitten auf der Tanzfläche stand er da, hielt sie fest umschlungen und sah sie unverwandt an. Sie erwiderte seinen Blick und fühlte, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug. Und dann zog er sie an sich und legte ihr langsam den Mund auf die Lippen, um ihr einen Kuß zu geben.
Der anwesenden Menge schien zugleich hörbar der Atem zu stocken, aber dies nahm
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