Die schoene und der Lord
von dir gewußt hätte, Catherine, ich hätte die gesamte Umgebung durchkämmen lassen, um dich ausfindig zu machen.«
»Bitte, Sir Damon, warum, glauben Sie, hätte Mary MacBryan das tun sollen? Mich einfach so fortbringen, während meine Mutter im Sterben lag?«
»Man kann nur vage Vermutungen anstellen. Vielleicht versprach sie sich irgendeinen Gewinn davon, daß sie dich in ihren Besitz brachte. Dein Vater, mein Großonkel Charles, war wirklich ein sehr reicher Mann.«
»Wirklich«, nahm Catriona seine Worte auf. »Und doch hat sie nie ein Lösegeld gefordert.«
»Womöglich kam ihr zu Bewußtsein, wie schwer sie sich ver-gangen hatte, und konnte dann ihre ursprünglichen Absichten nicht in die Tat umsetzen.«
Catriona nickte zustimmend. »Man sollte annehmen, daß einem nach einem Mord das Gewissen nicht wenig zu schaffen macht.«
Damon sah sie an. Wenn er die kaum verhüllte Beschuldigung wahrnahm, ließ er es sich nicht anmerken. »Man kann es nur hoffen, Cousine. Trotzdem, jetzt weiß ich von dir und habe fest vor, all die Zeit wettzumachen, die uns entgangen ist. Ich habe Vorkehrungen für eine Kutsche getroffen, die uns nach Liverpool bringen wird, von wo aus wir per Postboot nach Crannock Weiterreisen. Bis Ende des Monats können wir wieder zu Hause sein.«
»Ich kann nicht einfach so abreisen. Ich habe Mairead mit hier und ...«
Damon faßte sie noch fester um die Taille. »Meine liebe Cousine, dieses MacBryan-Mädchen ist nichts weiter als ein Bauerntrampel. Sie ist keine richtige Angehörige von dir. Ich bin jetzt deine Familie. Diese Leute haben lange genug ihren Vorteil daraus gezogen, daß du ihr Leben geteilt hast, vor allem, wenn man die Umstände bedenkt, wie es überhaupt dazu kam. Sie sind einfachstes Bauernpack. Du hast nie wirklich zu ihnen gehört.«
Catriona fiel es unsäglich schwer, ihren Ekel zu verbergen. Und solch ein Mann war mit ihr blutsverwandt. Auch wenn die Verbindung mit ihr eine ganz andere war, würde sie Mairead immer als ihre Schwester betrachten.
»Es tut mir leid, aber ich kann Sie trotzdem nicht begleiten.« »Warum denn nicht?« fragte er mit drängendem Unterton. »Weil ich bald heiraten werde.«
Damon lächelte, und Catriona wurde ganz kalt dabei. »Du meinst doch wohl nicht etwa Devonbrook?«
Catriona sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Robert hat mich gebeten, ihn zu heiraten, und ich habe ja gesagt.«
Da ließ Damon ein glucksendes Lachen vernehmen und fixierte sie aus zu Schlitzen verengten Augen. »Catherine, da du meine Cousine bist, muß ich dir davon strengstens abraten. Devonbrook verfügt zwar über einen Adelstitel, aber nicht über die Mittel, standesgemäß zu leben. Er hat allen Familienbesitz bei einem Feuer verloren, das, wie ich dir leider mittei-len muß, nach Auffassung der meisten hier in diesem Ballsaal von ihm selbst gelegt wurde. Dir macht er bloß wegen deinem Vermögen den Hof, er will dich dazu benutzen, wieder eine Stellung in der Gesellschaft zu erringen. Schön, du mußt mir ja nicht glauben. Geh und frage Lady Anthea Barrett. Sie war einmal Devonbrooks Verlobte, aber glücklicherweise hat sie früh genug, noch vor dem Eheschwur, erkannt, was für einen folgenschweren Irrtum sie beging. Verdamme dich nicht zu dem Schicksal, das sie sich klugerweise erspart hat. Wir können Brewster, meinen Anwalt hier in London, aufsuchen und seinen Beistand in Anspruch nehmen, um dich von deinem Heiratsversprechen zu entbinden.«
Catherine fragte sich, ob Sir Damon sich wohl darüber im klaren war, wieviel er ihr offenbart hatte, während er Roberts Ruf so skrupellos anzuschwärzen versuchte. Jetzt müßte sie ihn lange genug vertrösten, um ihre Vermutungen zu überprüfen, ohne dabei seinen Verdacht zu erregen.
Die Musik endete, und als sie kehrtmachten, um die Tanzfläche zu verlassen, sahen sie sich Robert gegenüber, der sie schon erwartete.
»Catriona, komm hierher.« Sein Gesicht war ernst, und er starrte Damon mit einem wilden Flackern in den Augen an, das geradezu bedrohlich wirkte. »Wenn Sie auch nur...« »Robert«, unterbrach ihn Catriona, nahm seinen Arm und lächelte. Sie bemerkte, daß mehrere der Umstehenden schon Notiz von der schwelenden Auseinandersetzung zu nehmen begannen. »Meinen Cousin Sir Damon Dunstron kennst du ja schon, glaube ich. Er war so nett, mich zum Tanzen aufzufordern, während du fort warst und unsere Erfrischungen geholt hast. Dabei hat er mir einiges erklärt und mir manches aufgegeben, worüber ich
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