Die schoene und der Lord
nachdenken muß.«
Robert starrte Damon immer noch mit eisigem Blick an. »Ach ja, hat er das?«
»Ja«, gab Catriona zurück. »Jetzt ist alles in schönster Ordnung.« Sie rang sich ein herzliches Lächeln ab. »Danke, Damon. Wir sehen uns bald wieder.«
Damon grinste sie an. »Ich freue mich schon darauf, teure Cousine.«
Catriona hätte am liebsten laut geschrien.
Nur, um diese entsetzliche Stille im Haus zu unterbrechen.
Sie blickte durchs Fenster hinaus auf die Straße. Noch immer war nichts von Robert zu sehen, kein Anzeichen dafür auszumachen, daß er schon zurück war. Was hielt ihn denn so lange auf? Sie betete, daß ihm nichts zugestoßen war. Sie wußte nicht, wie lange sie das Warten noch ertragen könnte.
Nach dem Ball am vergangenen Abend hatte Catriona Robert alles erzählt, was Damon von sich gegeben hatte, seine Erklärung für den Tod von Lady Catherine und ihrem neugeborenen Sohn, selbst wie er Mary beschuldigt hatte, das alles ausgeheckt und in die Tat umgesetzt zu haben. Robert hatte darauf hingewiesen, daß es niemanden gab, der Mary von Damons Anschuldigungen hätte entlasten können, und es deshalb aussichtslos schien, ihn für seine Verbrechen vor Gericht bringen zu können. Nicht einmal Marys Tod konnte geltend gemacht werden, denn wieder gab es keinerlei Beweise dafür, daß Damon es war, der sie so zusammengeschlagen hatte. Catriona erwähnte auch, daß Damon den Namen seines Anwalts ausgeplaudert und auf ihr ausstehendes Erbe angespielt hatte. Zusammen faßten sie den Beschluß, daß Robert Mr. Brewster einen Besuch abstatten sollte. Daran wäre nicht das geringste auszusetzen, denn sollte es tatsächlich ein Ver-mögen geben, das ihr zustand, so wäre es für ihn als ihrem Verlobten durchaus rechtens, sich dafür zu interessieren.
Robert hatte heute morgen recht früh das Haus verlassen und war seither nicht zurückgekehrt. Es war jetzt gleich Mittag. Mairead war auf ihrem Zimmer, wo sie hinter verschlossenen Türen alle Hände voll zu tun hatte, seit Catriona sie gebeten hatte, ihr Hochzeitskleid für sie zu nähen. Mairead war erst schockiert, daß Catriona sie und nicht Madame Davenant mit der Gestaltung einer so wichtigen Robe betrauen wollte, aber gleichzeitig war sie ganz aus dem Häuschen, daß sie ihr diese Aufgabe anvertraute. Robert hatte ihr einen Stapel Modezeitschriften kommen lassen - darunter La Belle Assemblee und La Miroir de la Mode —, und sie war nicht mehr aus ihrem Zimmer aufgetaucht, seit sie damit begonnen hatte, die illustrierten Blätter zu studieren. Sie ließ beachtliches Talent für die Tätigkeit einer Modistin erkennen, und Noah berichtete, wie ihn auf dem Ball verschiedene Frauen danach gefragt hatten, wer diesen hübschen, ausgefallenen Karostoff gestaltet hatte, den Catriona zu ihrem Kleid trug. Amelia, die ihre Sachen ebenfalls ins Stadthaus hatte bringen lassen, schlief immer noch, denn sie hatte fast die ganze Nacht über mit Lord Sheldrake getanzt.
Ein Klopfen an der Salontür ließ Catriona vom Fenster herumschnellen.
»Miss Catriona?«
Es war Sally, das Dienstmädchen. »Ja, Sally?«
»Den habe ich gefunden, als ich ihren Koffer ausgeräumt habe.« Sie reichte ihr etwas, das wie ein Brief aussah. »Da dachte ich, Sie würden ihn vielleicht gerne bei ihren persönlichen Dingen aufbewahren.«
Catriona nahm den Brief und las auf der Vorderseite den Namen des Colonels. Es war der Brief, den sie am Tag seines spurlosen Verschwindens vorgefunden hatte. Automatisch sah sie zu dem Sessel hinüber, wo Mattie behaglich ausgestreckt dalag und schlief, so daß ihr wuscheliger orangeroter Leib fast die gesamte Sitzfläche ausfüllte. Robert hatte keine Sekunde gezögert, ihr den Wunsch zu erfüllen, die Katze bei ihrer Abreise aus Schottland mitzunehmen, und Catriona empfand ihre Gegenwart als tröstlich, denn sie linderte das Heimweh, das sie manchmal befiel. Außerdem schlief sie auch wesentlich besser, wenn das Katzentier sich zusammengerollt an ihre Kniekehlen schmiegte. »Danke, Sally.«
Catriona schaute noch einmal hin und las die Adresse, die in sorgfältiger, runder Handschrift am Fuß des Briefes geschrieben stand.
Margaret Reyford, Nr. 23, Upper Cadogan Place, Cadogan Square, London.
Da fiel ihr etwas ein, das sie schon viel früher hätte tun sollen. »Sally?«
Das Mädchen tauchte wieder in der Tür auf. »Ja, Miss?« »Könnten Sie wohl Wiggin bitten, eine Kutsche bereitmachen
zu lassen?«
Sally blickte verwirrt drein. »Eine
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