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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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...«
    Bevor sie ihre Frage beenden konnte, war er bereits verschwunden.
    Catriona ließ Mattie wieder auf den Boden und öffnete eilig den Brief.
    »Mein Liebes, süßes Mädchen,
    wenn Du dies liest, weißt Du bereits, daß ich fort bin und nicht ganz der war, der ich zu sein vorgab. Ich hoffe, Du kannst mir meine Täuschung eines Tages vergeben, genau wie ich auch hoffe, daß meine Mattie, die all die Jahre auf mich gewartet hat, mir eines Tages verzeiht, daß ich nie zu ihr zurückgekehrt bin. Und begehe mit Deinem Gutsherrn bloß nicht denselben Fehler, den ich mit meiner Mattie begangen habe, nämlich die Welt und ihr Getriebe zwischen Dich und den kommen zu lassen, den Du liebst.
    Jetzt, mein Mädchen, ist für mich die Zeit gekommen, diesem Leben Adieu zu sagen. Du hast Dich immer wegen meines Hustens aufgeregt, aber ein Mann weiß schon, wann es zu spät ist. Meine Zeit auf Erden ist abgelaufen. Ich wollte nicht, daß Du mir beim Sterben zusehen mußt, also bin ich fortgegangen, um meinen Frieden mit dem Herrn zu schließen, wegen der Dinge, die ich verbrochen habe. Ich möchte nicht, daß Du um mich weinst, Mädchen, also trockne Dir jetzt sofort die Tränen ab. Du bist ein braves, liebes Mädchen und hast einem alten
    Mann in seinen letzten Jahren mehr Freude bereitet, als ihm eigentlich zugestanden hätte.
    Kümmere Dich gut um meine Mattie. Sie wird Dir nachts die Füße wärmen. Anbei lege ich noch etwas für Dich bei. Sie gehört jetzt Dir. Du weißt schon, was damit zu tun ist.
    Dein treuer Freund, Colonel Bertrand Reyford«
    Catriona warf einen Blick auf die zweite Seite des Briefes und wußte schon vorher, daß es die jakobitische Bilderschatzkarte war.
    Die Legende um den Schatz war also doch noch nicht abgeschlossen.

Kapitel 24
    Um die Mittagszeit fuhren die ersten Kutschen vor der imposanten Fassade von Tolleys Herrenhaus in Kent vor. Bis zwei Uhr waren es schon so viele, die ihre Insassen dort absetzen wollten, daß sie in einer langen Schlange warten mußten, die sich über die weißbekieste Auffahrt hinzog und bis weit hinter die baumbestandene Abbiegung reichte. Dutzende von Gästen waren aus London angereist, in einer Vielzahl unterschiedlichster Kutschen, die prächtig im Sonnenschein glänzten; zweirädrige Kaleschen, deren >Tiger< genannte Kutscher mit ihren auffällig gestreiften Fräcken in der Landschaft sofort ins Auge stachen, und die hochmodernen Phaetons, die von gleichfarbigen Sechsergespannen gezogen wurden. Ebenso bemerkenswert waren die Insassen dieser eleganten Fahrzeuge. Angetan mit Straußenfedern und raschelnden Seidengewändern, waren sie alle zum Sitz der Sheldrakes gekommen, um ein vergnügtes Wochenende auf dem Land zu verbringen.
    Das Anwesen, Drakely Manor, glich einer auf Leinwand festgehaltenen Landschaftsansicht, so malerisch fügte es sich in die ländliche Umgebung ein. Nach den Maßstäben des Hochadels, so versicherte man Catriona zwar, war das Haus eher klein, aber ihr kam es vor wie ein wahrer Palast. Es war von seinem Großvater erbaut worden, hatte Tolley ihr am vorangegangenen Tag erzählt, während er sie herumführte, einem exzentrischen Menschen, der anscheinend ganz vernarrt in Enten war. Und diese Vorliebe hatte auch Spuren hinterlassen, wohin das Auge fiel.
    Über dem Eingang befand sich ein Wappen, auf dem, umrahmt von einem Lorbeerkranz, eine papageienbunte Ente mit einer Krone zu sehen war. Die untere Galerie wurde von marmornen Abbildern dieser Vögel geziert, und eine Anzahl von Zimmern war nach ihnen benannt worden. Stockenten, Reiherenten, Eiderenten; wohin man auch schaute, sie waren überall, ob in Holz geschnitzt oder als Stuckverzierung an den Decken.
    Mairead wäre sehr beeindruckt gewesen, ging es Catriona durch den Kopf, wenn sie nicht lieber in der Stadt geblieben wäre. Zunächst war es Catriona gar nicht recht gewesen, sie allein zu lassen, denn sie machte sich Sorgen, aber am Ende hatte Mairead dann den Ausschlag für die Entscheidung gegeben.
    »Ich möchte gern, daß du die allerschönste Braut bist, die London je zu Gesicht bekommen hat«, hatte sie gesagt. »Und wenn ihr alle nicht da seid, werde ich ausreichend Muße haben, eine Menge Arbeit an deinem Kleid zu erledigen.«
    Daraufhin hatte Catriona ihr schließlich zugestimmt, und außerdem waren ja noch Wiggin und die anderen Dienstboten da, so daß ihre Sicherheit gewährleistet war.
    Da so viele Gäste erwartet wurden, teilte Catriona sich ein Zimmer mit Amelia, was ihr

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