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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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widerstand dem Impuls, sich nach ihm umzusehen.
    Es war ein unbeschreiblich erhebendes Gefühl, wieder im Sattel zu sitzen und den peitschenden Wind im Gesicht zu spüren, während das kräftige Tier unter ihm wie entfesselt dahinstürmte. Sie umrundeten jetzt die erste Kurve an dem friedlich daliegenden Entenweiher, und da bemerkte Robert zuerst, daß Tolley aufschloß und an ihm vorbeizog. Er flüsterte Bayard einige aufmunternde Worte zu, während sie die zweite Kurve bezwangen.
    Sobald sie sich wieder auf gerader Strecke befanden, lockerte Robert seinen Griff an den Zügeln, um Bayard so volle Freiheit zu gewähren. Er konnte spüren, wie der Hengst darauf einen Satz zu machen schien und seine Beine so schnell über den Boden fliegen ließ, daß seine Hufe nur so donnerten. Als sie sich dem Bach näherten, erwog Robert kurz, ihn ein wenig zu zügeln, ließ es aber dann bleiben. Tolleys Pferd verlangsamte seinen Schritt und tänzelte unsicher durch das Wasser, während Bayard sich unter einem mächtigen Schnauben zum Sprung dehnte, mit einem Satz über den Bach hinwegsetzte und in wildem Galopp dem Ziel entgegenstob.
    Das Ziel war nicht mehr allzu fern, als Robert plötzlich etwas an sich vorbeipfeifen spürte, ganz dicht an seinem Ohr. Der zweite Schuß, von hinter ihm kommend, streifte ihn an der Schulter.
    Er brachte Bayard zum Stehen. Tolley bemerkte seinen abrupten Halt, tat es ihm gleich und riß sein Pferd herum, um zu ihm aufzuschließen. Das Ziel mochte nur noch gut zehn Meter von ihnen entfernt sein.
    Diesmal hörte Robert den Schuß. Er traf ganz dicht vor Bayards Vorderläufen in den Boden, wobei Erde aufstob. In panischer Angst bäumte das Tier sich auf.
    »Hier schießt jemand!« ließ sich ein Schrei aus der Zuschauermenge vernehmen.
    »Ich wüßte nichts von einer Jagd, die hier in der Gegend gerade stattfindet«, keuchte Tolley. »Da!« Er deutete westwärts auf den Kamm des Hügels. Dort war eine Gestalt zu Pferde auszumachen, die sich wie ein Schattenriß vor dem Sonnenlicht abzeichnete. »Hinterher!«
    Robert und Tolley preschten los und auf den anderen Reiter zu, der sein Pferd herumriß und eilig auf die Bäume zuhielt. Mehrere Gäste, die das Rennen etwas abseits der übrigen Zuschauer zu Pferde verfolgt hatten, schlossen sich der Verfolgung an und setzten ihnen unter Hufgedonner nach. Catriona verfolgte das Ganze und spürte, wie sich ihr der Magen vor Angst zusammenzog, als sie Robert hinterm Horizont verschwinden sah.
    Das Warten zog sich endlos in die Länge. Da Robert zu diesem Zeitpunkt des Rennens weit vor Tolley geführt hatte, konnte es wenig Zweifel daran geben, daß die Schüsse ihm gegolten hatten. Mehrere der umstehenden Damen traten auf Catriona zu, um ihr tröstliche Worte zu sagen. Amelia drückte ihr beruhigend die Hand. »Ihm passiert schon nichts. Sie finden bestimmt heraus, wer das getan hat.«
    Wer das getan hat ... Catriona drehte sich um und schaute an die Stelle unter den Zuschauern, wo Lord Kinsborough gestanden hatte. Er war nicht mehr dort.
    Plötzlich ein Ruf aus der Menge. »Da kommen sie!«
    Catriona schaute auf die Gruppe von Reitern, die jetzt den Hügel hinab auf sie zugeprescht kam. Als sie Robert darunter entdeckte, schloß sie die Augen und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Sofort erhob sich ein Stimmengewirr, alles fragte wild durcheinander. Wer hatte geschossen? Wo war er hin? Catriona nahm kaum wahr, wie Tolley berichtete, daß der Reiter offensichtlich ein Mann war und sie seine Spur im Wald verloren hatten. Rasch ging sie zu Robert, der gerade von seinem Pferd absaß. Sie warf sich in seine Arme und schmiegte das Gesicht gegen seine Brust, wobei sie die Augen schloß.
    »Mir fehlt nichts«, sagte er.
    Catriona schlug die Augen wieder auf. Durch den Schleier ihrer Tränen sah sie, daß ihr Karostoff immer noch an seiner Jacke befestigt war, aber irgend etwas war nicht in Ordnung damit. Etwas haftete daran, etwas Rotes, das sich von dem Blau und Weiß und Grün abhob.
    »Robert, du blutest ja.«
    »Es geht mir gut. Der Schuß hat mich nur gestreift. Das ist gar nichts.«
    Catriona schob seinen Rockaufschlag zurück. Zuerst hatte sie die Wunde gar nicht gesehen, denn in dem dunklen Blau seiner Jacke war die Verletzung kaum auszumachen. Als sie aber seinen Rock aufschlug, konnte sie erkennen, daß es sich dabei um weit mehr als nichts handelte.
    Ihr stockte der Atem, als sie das Blut sah, das leuchtend rot unter seinem Hemd hervorsickerte, wo

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