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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Bogengang bewahrt, der sie vom Hauptgebäude und seinen Flügeln abtrennte. Es mutete wie Ironie an, daß sein Vater die Bibliothek extra als separaten Teil geplant hatte, wenn auch nicht aus Gründen der Sicherheit, sondern um den Ort - sein Heiligtum - vom Rest des Hauses zu isolieren. Jetzt stand sie da wie ein versprengter Soldat auf einem Schlachtfeld, dessen blutigem Gemetzel er als einziger entronnen ist.
    Kurze Zeit später teilte man Robert mit, wie man seinen älteren Bruder Jameson vorgefunden hatte: Er hatte den Körper seiner Frau unter dem seinen geborgen, ein vergeblicher Versuch, Elizabeths Leben und das ihres ungeborenen Kindes um den Preis seines eigenen zu retten. Statt dessen waren sie jedoch beide unter dem immensen Gewicht des Dachbodens zerschmettert worden, als er auf sie gestürzt war. Den Herzog fand man in eine Ecke gekauert vor, wo er höchstwahrscheinlich erstickt war, was in Anbetracht der Umstände ein Segen war. Jamie, der liebe vierjährige Jamie, der der künftige fünfte Herzog von Devonbrook hätte werden sollen, hatte das Bewußtsein nicht mehr wiedererlangt; sein kleiner Körper war einfach zu schwach gewesen, um gegen die Rauchvergiftung anzukommen.
    Und noch ein letztes Todesopfer war zu beklagen, das gegen die Flammen keinerlei Überlebenschance gehabt hatte. Pietro, der Robert so lange als Bursche, Kammerdiener und Gefährte begleitet hatte, ruhte in Roberts Zimmer, dem letzten Raum in dem langen Korridor, als das Feuer ausbrach. Dieser Mann hatte Robert während der Feldzüge das Leben gerettet, hatte in den Wäldern Spaniens und den Hügeln Südfrankreichs die Nächte über gewacht, wenn Robert ein paar Stunden ruhte, und jetzt war er ums Leben gekommen, weil er, treu Roberts Ankunft erwartend, in jener Nacht eingeschlafen war. Allerdings war nicht das Feuer die Ursache seines Todes gewesen.
    Er war ums Leben gekommen, als er sich mit einem Sprung aus dem Fenster vor den Flammen zu retten versuchte und dabei einen tödlichen Sturz erlitt.
    Das Feuer, so berichtete man Robert, war im Familienflügel ausgebrochen, und die Brandursache schien verdächtiger Natur zu sein. Dies verschlimmerte das Grauen noch. Es war furchtbar genug, beinahe die gesamte Familie in den Flammen zu verlieren, aber bei dem Gedanken, daß jemand den Brand vorsätzlich gelegt haben könnte, wachte Robert in der Nacht laut schreiend auf, schweißgebadet und tränenüberströmt. Wer könnte eine solch ruchlose Tat begangen haben? Wem konnte daran gelegen sein, eine ganze Familie auszulöschen?
    Ohne seinen jüngeren Bruder hätte Robert die darauffolgenden Wochen nie überstehen können. Noah reiste sofort aus London herbei, und während Robert sich von den kleineren Verbrennungen an Händen, Gesicht und Oberkörper erholte und die Folgen der Rauchvergiftung auskurierte, die ihm Kehle und Lunge verätzt hatte, hatte Noah umstandslos alle notwendigen Angelegenheiten geregelt. Die Saison begann gerade, aber es schien, als habe die gesamte Londoner Gesellschaft die Stadt verlassen, um nach Lancashire zu reisen und dort an der feierlichen Begräbniszeremonie teilzunehmen. Sogar der Prinzregent war erschienen, dunkel gekleidet und voll aufrichtiger Anteilnahme.
    Angesichts all dessen war Antheas Abwesenheit um so augenfälliger.
    Lord Hastings’ Brief traf am Tag der Beerdigung ein, überbracht von einem Boten, den der Frühlingsregen völlig durchnäßt hatte, welcher frühmorgens eingesetzt und zur Mittagszeit noch immer nicht nachgelassen hatte. Schweigend saß Robert in dem kleinen Sessel in seinem Zimmer, das er in dem Gasthaus nahe Devonbrook bezogen hatte, und hörte zu, während Noah ihm Hastings’ Worte vorlas. Er verlieh seiner herzlichen Anteilnahme an dem schrecklichen Verlust der Familie Ausdruck und wünschte Robert eine baldige und vollständige Genesung von seinen Verletzungen. Darüber hinaus hoffe er, daß Robert Verständnis für Antheas plötzlichen Gesinnungswandel haben möge, was ihre gemeinsame Zukunft betraf.
    Die Entscheidung war ihr nicht leichtgefallen, hatte Hastings geschrieben und darauf eine Reihe von Gründen angeführt, die erklären sollten, warum seine Tochter ihr Verlöbnis mit Robert gelöst hatte; darunter der ungünstige Zeitpunkt sowie weibliche Unpäßlichkeit. Gleichsam als Zusammenfassung seiner Ausführungen hatte er damit geschlossen, daß die diesbezüglichen Anzeigen bereits in den Zeitungen plaziert worden seien, was Robert von der Pflicht entbinde, sich

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