Die schoene und der Lord
nicht gelingen würde, da Lady Anthea auf Whiteby und die Marquiswürde seines Vaters spekulieren würde, obwohl seine Chancen eigentlich nie sehr groß waren, denn Whiteby hängt bekanntlich voll und ganz an den Schürzenbändern seiner Mutter, und sie erweckt ganz den Anschein, ihr Leben noch sehr lange und bei bester Gesundheit fortsetzen zu wollen. Gegen diesen Drachen hätte die arme Anthea nicht die geringste Chance gehabt. Also hat Natfield jetzt angeboten, den Wetteinsatz zu verdoppeln: Er setzt darauf, daß eure Verlobung bis zum Michaelstag vorzeitig gelöst wird.«
Mit einem schiefen Lächeln lehnte sich Robert im Stuhl zurück. »Nimm die Wette an, Tolley. Ich gehe davon aus, daß Lady Anthea und ich uns bis zum Michaelstag aufs Land zurückgezogen haben werden, um den Winter über Däumchen zu drehen.«
Tolley lachte glucksend. »Die fünfzig Guineen, die ich schon gewonnen habe, werde ich darauf setzen, daß du mit Lady Anthea noch weit mehr treiben wirst als Däumchendrehen, wenn ihr erst auf dem Land seid. Sie ist schon ein prachtvolles Geschöpf, mein Freund.« Mit einem dramatischen Seufzer fuhr er fort: »Hat man je so blonde Haare gesehen? Solch vollkommen grüne Augen? Selbst in den auserlesensten Ballsälen stellt sie alle in den Schatten, und dabei würde man sogar schwören, daß ihr auch noch der eine oder andere originelle Gedanke durch den entzückenden Kopf geht. Soweit ich weiß, hat ihr Vater, der Graf, keine Ausgabe gescheut, als es um ihre Erziehung ging. Sie verfügt über Bildung, spielt das Pianoforte wie eine Virtuosin, singt wie ein Engel und hat noch nie einem jungen Stutzer auch nur einen unzüchtigen Blick zugeworfen. Vor allem anderen aber hat sie einen untadeligen Geschmack, was die Mode betrifft. Ich möchte behaupten, daß du es gut getroffen hast, Rob.«
Robert grinste seinen Kameraden an. »Schließlich bin ich nicht umsonst ein Kenner der schönen Künste.«
Tolley lachte. »Ein Kenner, der dieses spezielle Stück ohne Zweifel zu würdigen wissen wird, wenn es vor ihm auf der Leinwand seines Bettes ausgebreitet hegt. Vielleicht sollte ich den Einsatz verdreifachen und darauf wetten, daß ein Kind unterwegs ist, wenn du zur nächsten Saison zurückkehrst.« Robert blickte seinen Freund gelassen an. »Das dürfte sich als sichere Wette heraussteilen.«
»Ebenso sicher wie der Einsatz darauf, daß dein portugiesisches Biest in Newmarket ein weiteres Rennen als Sieger beschließt?«
Robert grinste. Tolley nannte Bayard nur deswegen Biest, weil Robert seine zahllosen Angebote, ihm den Hengst abzukaufen, stets abgelehnt hatte. Das Pferd, ein grauer Alter-Real mit einem Stockmaß von gut einem Meter sechzig, hatte viele solche Angebote ausgelöst. Es war in Roberts Besitz gelangt, nachdem die Franzosen das königliche Braganzan-Gestüt in Alter geplündert hatten, wo sie einige der Zuchttiere aus andalusischem Geblüt schlachteten, um an Fleisch zu kommen, und den Rest der Tiere gestohlen hatten. Robert fand es nur gerecht, diesen Gefallen zu erwidern, und dies setzte er dann auch in die Tat um, als er in einer kühlen Sommernacht einen französischen Soldaten überraschte, der schnarchend unter einem Baum lag. Das Pferd taufte er Bayard und brachte es mit nach England, wo er die königliche Zucht zu bewahren gedachte.
»Ich bin mir sicher, daß Bayard bei seinem nächsten Rennen in Spitzenform sein wird.«
»Das wollen wir hoffen«, meinte Tolley. »Und wir wollen auch hoffen, daß deine frischgebackene Ehefrau nicht eifersüchtig ist wegen deiner Zuneigung zu dem Bock«, gluckste er und zupfte an seinen Manschetten herum, »und so lange bockt, bis du ihn verkaufst.«
»Ganz zu schweigen von Roberts Liebe zur Kunst und zu seinen Büchern«, fügte Noah grinsend hinzu. »Die schöne Frau muß mir erst noch begegnen, die es kampflos hinnehmen würde, daß ein Mann seinen Blick nicht fortwährend auf ihr ruhen läßt, sondern auf etwas anderem.«
Tolley lachte schallend. »Armer Rob. Du weißt ja, es ist noch nicht zu spät, sich umzuentscheiden.«
»Damit du in die Bresche springen und meinen Platz einnehmen kannst?« entgegnete Robert. »Wohl kaum.«
Tolley lächelte und warf ihm einen schrägen Blick zu. »Anthea ist ein großartiger Fang, zugegeben, aber ich kann dir versichern, mein Freund, ich hege keinerlei Pläne, jemals deinen Platz einzunehmen.«
»Und ich versichere dir, daß ich nicht plane, ihn aufzugeben. Meinen Anwalt würde der Schlag treffen«, sagte
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