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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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einen sarkastischen Unterton aufwies.
    »Was kann er auch sonst tun?« antwortete die andere.
    Sofort erkannte Catriona den Diener wieder, der am Morgen in die Bibliothek gekommen war. »Sein Plan ist nach hinten losgegangen, und infolge seiner Habsucht hat er sein Augenlicht eingebüßt. Darin liegt wenigstens ein gewisses Maß an ausgleichender Gerechtigkeit, wenn man so sieht, wie er sich seiner wohlverdienten Strafe beugen muß.«
    »Er ist ein gebrochener Mann, der Herzog. Sitzt den ganzen Tag herum und denkt darüber nach, was alles hätte sein können. Vielleicht sind es ja die Schuldgefühle wegen seiner Tat, die ihm zu schaffen machen.«
    Forbes schnaubte verächtlich. »Ich kann dir versichern, daß der Herzog nicht unter Schuldgefühlen leidet. Für so zarte Empfindungen sind Seine Gnaden viel zu skrupellos. Er hat bekommen, was er wollte, aber dafür hat er teuer bezahlen müssen. Und jetzt glaubt er, er könnte die Klatschmäuler in London dadurch zum Schweigen bringen, daß er sich an diesen gottverlassenen Ort zurückzieht, weit weg von jeder zivilisierten Gesellschaft. Aber es gibt gewisse Dinge, die einen Mann immer wieder einholen.«
    Sie waren dem Flur weiter gefolgt und jetzt außer Hörweite, so daß Catriona wieder allein war und aufatmen konnte.
    Also hatte sie von Anfang an recht gehabt. Der Herzog war nicht wegen des Schatzes nach Rosmorigh gekommen. Von dessen Existenz hatte er keine Ahnung. Nach Schottland war er gekommen, weil er gewissen Dingen in London entfliehen wollte. Einem Skandal vielleicht? Das schien am wahrscheinlichsten, nach dem, was sie gerade mitangehört hatte. Aber was für ein Skandal im einzelnen? Womöglich ein Duell, das er ausgefochten hatte, weil seine Ehre in den Schmutz gezogen worden war? Vielleicht hatte er seinen Kontrahenten getötet, aber dabei sein Augenlicht eingebüßt, als seine Pistole nach hinten losging. Tatsächlich hatte Forbes doch davon gesprochen, daß etwas nach hinten losgegangen war. Was aber hatte es mit den anderen Dingen auf sich? Skrupellos. Habgier. Diese Worte wollten ganz und gar nicht zum Herzog passen, wo er sie doch ohne weiteres wegen unbefugten Betretens hätte bestrafen können, als er von ihren heimlichen Besuchen auf seinem Schloß erfuhr.
    An diesem Punkt untersagte Catriona sich jede weitere Spekulation. Schließlich war sie nicht nach Rosmorigh gekommen, um sich den Kopf über die Vergangenheit des Herzogs zu zerbrechen — und auch nicht über seine derzeitigen Lebensumstände. Eines stand fest, ganz gleich, aus welchen Gründen er sich hier aufhielt: Der Herzog durfte nicht länger auf Rosmorigh bleiben. Catriona konzentrierte sich auf ihre Suche, den Schatz des Bonnie Prince Charlie, zu dem der Schlüssel sich irgendwo hier im Raum befand und nur auf sie wartete. Sie dachte an ihren Vater und die Gefahren, denen er sich immer wieder aufs Neue aussetzte. Schmuggler wurden ins Gefängnis geworfen, mitunter sogar gehängt. Der Colonel hatte recht. Sie mußte auf Mittel und Wege sinnen, den Herzog zur Abreise zu bewegen. Ihre Suche nach dem Schatz hatte Vorrang, und in Gegenwart des Herzogs würde sie diese nicht fortsetzen können. So sehr sie sich auch wünschen mochte, die Sache ließe sich irgendwie umgehen — es blieb ihr tatsächlich keine andere Wahl.
    Sie würde ihn loswerden müssen.
    Wie schon all die anderen vor ihm.
    Robert war sich nicht ganz sicher, was er zuerst spürte, den kühlen Hauch an seiner Wange oder das unbehagliche Prickeln, das sich in seinem Genick bemerkbar machte. Das Prickeln bemerkte er als erstes, es war dasselbe Gefühl, das sich während seiner Zeit auf der Halbinsel stets als zuverlässiges Warnsignal vor einer drohenden Gefahr erwiesen hatte.
    »Wer ist da?« fragte er mit ruhiger Stimme. Es überraschte ihn nicht, daß er keine Antwort erhielt.
    Er saß in der Bibliothek und schlürfte noch ein Glas Brandy vor dem Zubettgehen. Es war ein langer, überdies enttäuschender Tag gewesen, denn er hatte gehofft, das geheimnisvolle Mädchen vom Vortag würde wiederkommen. Tatsächlich hatte er sie förmlich erwartet und sich jedesmal umgedreht, wenn er irgendein unerwartetes Geräusch vernahm, aber sie war nicht wiedergekommen, und so hatte er den ganzen Tag allein verbracht und sich mit seinen Erinnerungen und Fragen auseinandergesetzt.
    Bis jetzt jedenfalls.
    Robert wartete ein Weilchen. Als er nichts weiter hörte, nahm er sein Glas und trank noch einen Schluck. Minuten vergingen. Bis auf das

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