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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Ticken der Uhr war es mäuschenstill im Raum. Weitere Minuten verstrichen, und er dachte allmählich schon, er hätte sich das Ganze nur eingebildet, als plötzlich ein Schatten ganz dicht an ihm vorüberstrich. Dies nahm er deutlich wahr, weil das Licht der Kerzen, die Forbes entzündet hatte, sich dabei veränderte. Forbes war noch nicht wiedergekommen, um frisches Holz aufs Feuer zu legen, und so verbreitete sich vom Kamin aus lediglich ein schwacher Lichtschein, weshalb das Kerzenlicht um so deutlicher in Roberts getrübtes Gesichtsfeld trat. Unmittelbar zu seiner Rechten vernahm er ein Geräusch, als würde etwas Schweres über den Boden gezerrt.
    Robert blieb ganz ruhig sitzen und wartete weiter ab. Wer auch immer dort war, versuchte seine Aufmerksamkeit zu erregen, erreichte aber offenkundig nicht die gewünschte Reaktion. Das Geräusch wiederholte sich, diesmal noch dichter bei ihm. Es war auch lauter. Aber er rührte sich noch immer nicht. Bis ein heftiger Luftzug die Kerzen zum Erlöschen brachte und er in völliger Finsternis dasaß.
    »Wer ist denn da? «
    Ein kurzer Moment der Stille, dann vernahm er gedämpfte Laute. Es klang wie ein Flüstern, eine Art gemurmelte Prophezeiung dicht an seinem Ohr.
    Verlasse ... diesen ... Ort...
    Robert drehte sich zu der Stimme um. Ein heftiger Luftzug fuhr ihm übers Gesicht. »Was wollen Sie?«
    Direkt an seinem anderen Ohr vernahm er die Stimme von neuem, diesmal noch unheilverkündender und mit einem nachhallenden Echo, als dringe sie aus einem Grab zu ihm.
    Du ... befindest... dich ... in ... Gefahr...
    Und dann, bevor er noch reagieren konnte, landete etwas mit einem Krachen auf dem Boden, was sehr nach Glas klang. Von der anderen Zimmerseite her ertönte ein unheimlicher Schrei, und dann wieder die Stimme, die jetzt eindringlich und beunruhigt klang.
    Nimm dich in acht!
    Zweimal polterte es dumpf, als würden schwere Bücher zu Boden geworfen. Die Fenster flogen auf, und der Nachtwind fuhr Robert übers Gesicht und fegte stürmisch durchs ganze Zimmer. Irgendwo neben ihm schlugen die Seiten von Büchern auseinander. Von oben ertönte ein Pfeifen. Aber er rührte sich noch immer nicht aus seinem Sessel.
    Wieder die Stimme, erneut im Flüsterton.
    Du ... bist... gewarnt ... worden ...
    Von jenseits des Raumes war ein Pochen zu vernehmen, als würde gegen die Tür gehämmert. Ein letztes Mal sprach die Stimme zu ihm.
    Geh ... fort... bevor... es zu spät ist...
    Dann spürte Robert eine zarte, leichte Berührung im Gesicht, als wehten hauchdünne Spinnweben darüber. Das Pochen an der Tür wurde lauter. Wieder ein Krachen, diesmal direkt vor ihm.
    »Euer Gnaden!« ertönte Forbes’ Stimme, während ein Schlüssel hektisch im Schloß bewegt wurde. »Warum haben Sie die Tür abgeschlossen?«
    Der tumultartige Lärm hatte die Dienerschaft alarmiert. »Ich habe sie nicht abgeschlossen, Forbes.«
    Wieder fuhr ihm das spinnwebartige Etwas über die Wange, und diesmal roch es leicht nach Erde und Blumen, ein Duft, der ihm seltsam bekannt vorkam ...
    Blitzschnell griff Robert danach und riß es an sich.
    Mit einem Poltern wurde die Tür geöffnet, und mehrere Personen stürzten in den Raum.
    »Euer Gnaden.« Forbes stand jetzt bei ihm. »Was haben Sie denn angestellt? Die Fenster stehen offen. Die Vase ist zerbrochen. Überall liegen Bücher verstreut.«
    Robert hatte sich nicht aus seinem Sessel gerührt, ln der einen Hand hielt er das weiche Stückchen Stoff, das ihm, zusammen mit der übrigen makabren Vorstellung, hatte Angst einjagen sollen. Statt dessen aber mußte er lächeln. Was für eine Komödie das Ganze gewesen war!
    »Was haben Sie denn, Euer Gnaden?« fragte Forbes, den das Lächeln seines Herrn offenbar beunruhigte. »Wissen Sie, was sich hier abgespielt hat?«
    »Ja, Forbes. Ich glaube schon«, antwortete Robert ihm seelenruhig. »Mir scheint, ich hatte soeben Besuch von einem Gespenst.«
    Schon bevor Catriona zur Geheimtür hinaushuschte, um sich in die Höhlen unter dem Schloß zurückzuziehen, wußte sie, daß ihr Unternehmen ein Fehlschlag gewesen war. Sie war gescheitert und wäre überdies fast erwischt worden, denn sie hatten die Tür viel schneller aufbekommen, als sie kalkuliert hatte. Und was die Sache noch verschlimmerte, war die kaltblütige Reaktion des Herzogs von Devonbrook, den ihre Vorstellung völlig ungerührt gelassen hatte.
    Schon hatte sie den Fuß der Treppe erreicht, aber statt jetzt den Heimweg einzuschlagen, wandte sie sich in die

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