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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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der sie bei ihren Besuchen hätte stören können, verscheuchte sie, folgerichtig wollte sie offenbar die Gründe für ihr Kommen geheimhalten. Der »Spuk« trug sich immer in der Bibliothek zu, was darauf hinweisen könnte, daß sich der Schlüssel für ihre Besuche genau dort befand.
    Robert konnte aus all dem nur einen Schluß ziehen.
    Sie war tatsächlich hinter irgend etwas her.
    Und sie hatte es noch nicht gefunden.
    Seltsamerweise aber war in der Zeit ihrer Besuche und auch nach all den bezeugten Fällen von Gespensterspuk nicht ein einziger Gegenstand aus dem Schloß verschwunden. Dies überraschte ihn eigentlich nicht, denn wie eine Diebin kam sie ihm nicht vor, dazu war sie viel zu eifrig bemüht gewesen, ihm ihre Besuche zu erklären. Welche Gründe sie auch haben mochte, sein plötzliches Auftauchen jedenfalls trug ihr offenbar einen Haufen unliebsamer Scherereien ein.
    Die Dienstboten hatten Robert auch erzählt, daß der frühere Gutsherr den Spuk in seinem Schloß als Unfug abgetan hatte.
    Seinen Vater hatte sie also auch nicht hinters Licht führen können. Bei diesem Gedanken mußte Robert lächeln. Aber das Lächeln gefror ihm, als ihm der Gedanke kam, sein Vater könnte auf Rosmorigh womöglich auch etwas gesucht haben, vielleicht sogar dasselbe wie dieses Mädchen. Es war nicht auszuschließen, daß zwischen dem Gegenstand der Suche und seinem Tod ein Zusammenhang bestand.
    Worum es auch gehen mochte — Robert durfte nicht zulassen, daß deswegen noch jemand Schaden erlitt oder gar ums Leben kam. Er mußte Sorge dafür tragen, daß diesem Mädchen nichts zustieß, und dies ginge nur, wenn er sie in seiner Nähe wußte. Daß sie ihm den Gegenstand ihrer Suche nie verraten würde, wenn er sie direkt danach fragte, war ihm wohlbewußt. Aber es mußte sich um etwas recht Belangreiches handeln, wenn sie nicht einmal davor zurückscheute, einen regelrechten Spuk zu inszenieren, um andere in die Flucht zu schlagen. Ein Zusammenhang zwischen diesem Schloß und dem Tod seines Vaters schien immer wahrscheinlicher. Sein Vater hatte hier etwas gesucht, dessen war Robert sich jetzt gewiß. Ganz gleich, worum es sich handelte, noch eines wußte er nun: Dieses Mädchen würde ihm den Weg zur Lösung des Rätsels weisen können.
    Robert faßte einen Plan: Er würde nicht ruhen und alles in seinen Kräften Stehende unternehmen, bis sie ihm den Schlüssel dazu lieferte.

Kapitel 7
    Verdammt und zugenäht!«
    Zum vierten Mal riß Robert jetzt den Knoten an seiner Halsbinde auseinander und schleuderte das verflixte Stück Stoff quer durch die Bibliothek. Jetzt wußte er zwar nicht, wo es lag, aber das scherte ihn kein bißchen. Insgeheim hoffte er, es mochte direkt im Kamin gelandet sein. Gleichzeitig aber wußte er nur zu gut, daß es nicht an der Halsbinde lag, wenn er nicht in der Lage war, einen Knoten zu binden, dessen Enden ihm nicht quer über das Kinn ragten. Besser, er fand sich damit ab. Er war nun einmal blind.
    »Hier«, sagte plötzlich eine sanfte Stimme direkt neben ihm, und dann spürte er, wie jemand ihm die Halsbinde behutsam um den Hals schlang. Bei der sachten Berührung ihrer Finger an seiner Haut löste sich sein Ärger sofort in nichts auf.
    Sie war also zurückgekommen.
    Seit der Nacht, in der sie ihn zu erschrecken versucht hatte, waren zwei Tage vergangen, und seither hatte er auf sie gewartet. Während dieser Zeit hatte er weidlich Gelegenheit, sich zu überlegen, was er sagen würde, wie er sie am besten vor drohendem Unheil bewahren und gleichzeitig herausfinden könnte, was genau sie zu verbergen hatte. In der vergangenen Nacht, im Bett seines Vaters, war ihm eine Lösung eingefallen, die geradezu ideal schien.
    Er war hellwach gewesen, so wie jede Nacht seit seiner Ankunft auf Rosmorigh. Wenn er nicht schlief, so hatte er festgestellt, suchten ihn auch keine Alpträume heim, und dann brauchte er sich lediglich mit seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen herumzuschlagen. Die aber konnte er verdrängen, wenn er sich während der langen Nachtstunden fest auf etwas anderes konzentrierte, und sei es auf etwas so Einfaches wie die Farben des Sonnenuntergangs oder auch die vielen verschiedenen Blautöne, die man in den Ozeanen fand — alles Dinge, die er nicht vergessen wollte, da er sie jetzt nicht mehr mit eigenen Augen sehen konnte. Kurz vor Sonnenaufgang dämmerte er dann meist vor Erschöpfung ein und schlief in diesen wenigen Stunden so fest, daß selbst die Alpträume nicht zu ihm

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