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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Worten hatte Angus treffend zusammengefaßt, was Robert in jenem Feuer neben seiner Familie und seinem Augenlicht noch verloren hatte. Und es war unwichtig, daß Angus nicht ganz zu Ende gesprochen hatte, weil Catriona ihn mit einem Aufschrei unterbrach. In jenen ersten drei Worten war die unbestreitbare Wahrheit enthalten, der Robert sich ausgesetzt sah; und auch wenn er sich alle Mühe gab, so konnte er sie doch nicht einfach beiseite wischen.
    Kein richtiger Mann.
    Robert war nie die Sorte Mann gewesen, die ein indiskretes Privatleben führt. Verglichen mit den meisten seiner Standesgenossen war die Anzahl seiner früheren Geliebten ziemlich gering; dafür war jede einzelne von ihnen wunderschön gewesen, und sie alle hatten nur zu gern das Bett mit ihm geteilt. Robert widmete ihnen stets die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührte. Er liebte es, sie ausgiebig zu betrachten, weil er es liebte, wie er sich dabei fühlte. Potent, sinnlich, männlich. Als hastigen Liebhaber konnte man ihn wirklich nicht bezeichnen, und nie hatte er die Befriedigung seines eigenen Verlangens eigensüchtig über das Vergnügen seiner Partnerin gestellt. Vielmehr hatte ihr Vergnügen sein eigenes nur noch gesteigert und zu seiner Befriedigung nachhaltig beigetragen. Es ging also nicht um Eitelkeit oder blanken Narzißmus, sondern schlicht um das Phänomen der Männlichkeit. Ein Gefühl, das ihn weitaus mehr berauschte als alles andere, was er je im Leben kennengelernt hatte. Keine der Frauen, die er gekannt hatte, hätte ihm in aller Aufrichtigkeit nachsagen können, daß er kein aufmerksamer Liebhaber war. Und deswegen war er sich nur zu bewußt, daß er früher wohl kaum eine Nacht an der Seite einer spärlich bekleideten jungen Frau verbracht hätte, ohne sie auch nur wahrzunehmen.
    Und erst recht nicht, wenn es sich dabei um eine Frau wie Catriona handelte.
    Wenn Catriona nicht bei ihm war, zog die Zeit sich endlos in die Länge, während seine Gedanken ausschließlich um sie kreisten, und ständig versuchte er sich vorzustellen, wie sie wohl aussah. Das war überhaupt das Schlimmste. Robert dachte zurück an die vielen hundert Gemälde, die er im Laufe seines Lebens gesehen hatte. Solch bemerkenswerte Schöpfungen darunter, so bezaubernd, daß man nicht wegzuschauen wagte aus Angst, nie wieder etwas so vollkommen und wunderbar Schönes zu Gesicht zu bekommen. Er hatte solch wirklichkeitsgetreue Bilder gesehen, daß er vor Bewunderung für die Fertigkeiten des Künstlers Herzklopfen bekommen hatte. Und doch wußte Robert auf sonderbare Weise, daß keines dieser Bilder sich mit Catriona würde messen können. Dies wußte er — und hatte sie doch nie mit eigenen Augen ansehen können.
    Ein plötzlicher dumpfer Aufprall auf dem Boden vor ihm, wo, wie er wußte, Catriona in Lektüre vertieft dasaß, schreckte Robert aus seinen Gedanken auf.
    »Was war das?«
    »Es ist nur ein Stück Kohle«, sagte Catriona. »Es ist aus dem Feuer gefallen.«
    Feuer.
    Sofort geriet er in Panik.
    Robert stand auf und tastete sich auf sie zu, aber dabei riß er bloß den Tisch um, so daß auch die Brandyflasche umfiel. Sie zerschellte zu seinen Füßen, aber das bemerkte er kaum. Er konnte Catriona nicht sehen. Er konnte sie nicht hören. Genau wie in jener Nacht auf Devonbrook ...
    »Nein!«
    Catriona kam zu ihm und faßte ihn am Arm. »Es ist schon gut, Robert. Die Kohle ist schon erloschen. Es tut mir leid, wenn ich Sie beunruhigt habe. Es drohte keine wirkliche Gefahr.«
    Robert sagte nichts. Er streckte bloß die Arme aus und zog Catriona fest an sich, hielt sie so lange umschlungen, bis seine Gefühle von Ohnmacht und Wut — und seine Furcht — sich gelegt hatten.
    »Es tut mir leid«, sagte sie leise an seiner Schulter.
    »Was sollte Ihnen denn leid tun?«
    »Es tut mir leid, was Ihnen zugestoßen ist, Robert, um Ihre Familie tut es mir leid, und wegen des Feuers, und wie es Ihnen Ihr Augenlicht geraubt hat. Wie Sie sich fühlen müssen, kann ich mir nur vage vorstellen.«
    Robert ließ sie los und tastete hinter sich, bis er seinen Sessel gefunden hatte. Dort setzte er sich. »Ich kann nur hoffen, daß dies alles für Sie bloß Vorstellung bleibt, Catriona, und Sie es nie wirklich kennenIernen müssen.«
    Catriona blickte Robert an, fühlte seinen Schmerz und sah ein, daß sie daran nichts ändern konnte. Er hatte recht. Sie würde nie wissen, wie er sich fühlte, wie sehr ihn sein Verlust schmerzte. Sie konnte es sich vorstellen und mit ihm

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