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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Kleiderhaken an der Wand zurückzuhängen. Dann ging sie zur Waschschüssel am Fenster, in die sie etwas kaltes Wasser goß, um sich damit zu waschen. Als sie sich umdrehte, saß Mary nicht mehr in dem Sessel am Kamin, sondern stand direkt hinter ihr.
    »Mam«, sagte Catriona, ganz überrascht von ihrem plötzlichen Auftauchen.
    Mary reichte Catriona etwas. »Hier. Das ist ein Stück Heidekrautseife, das ich beiseite gelegt habe. Du gehst morgen früh, bevor Angus wach ist, zum Bach und nimmst dort wie immer dein Bad. Mit dieser Seife wird deine Haut weiß und weich wie Sahne, und du wirst duften wie eine Wiese voller Blumen. Mairead hat sogar etwas Band von deinem Kleid übrig, glaube ich. Das flechten wir dir ins Haar, damit du wirklich wie eine zum Leben erwachte Seejungfrau aussiehst, wenn der Gutsherr erst einmal sein Augenlicht zurückbekommen hat.« Catriona drückte ihre Mutter fest an sich. »Aber, Mam, was ist
    mit Dad? Ich wußte gar nicht, daß er diesmal so früh heimkehrt. Er erlaubt mir zwar, nach Rosmorigh zu gehen, um Robert seine Post vorzulesen, aber wird er sich nicht furchtbar aufregen, wenn ich so spät abends weg bin?«
    Mary lächelte und berührte Catriona sanft an der Wange. »Darüber mach dir keine Sorgen, Mädchen. Überlaß deinen Vater ruhig mir.«

Kapitel 13
    Die aufgehende Sonne spähte kaum über den östlichen Horizont, als Catriona das Haus verließ und sich zum Bach aufmachte. Um sie herrschte noch nächtliches Dunkel, und die Luft war so frisch, daß ihr Atem kleine Wölkchen bildete, während sie barfuß über die taubedeckte Wiese lief. In ihrem dünnen Nachthemd spürte sie, wie frostig der Morgen trotz der sommerlichen Jahreszeit war, und das Gras unter ihren Füßen fühlte sich feucht und kalt an. Es war so frisch, daß es ihr in den Zehen kribbelte, und sie wußte, daß das Wasser sogar noch kälter sein würde.
    Mit geducktem Kopf schlüpfte sie unter einem tiefhängenden Ast durch und gelangte so auf die Lichtung. Heute nacht würde sie mit Robert zum Loch gehen und ihm dort mit dem Zweig weißen Heidekrauts, den sie von ihrer Mutter bekommen hatte, sein Augenlicht zurückgeben. In der vorangegangenen Nacht hatte sie kein Auge zugemacht, aber sie war nicht müde, denn sie dachte fortwährend darüber nach, wie Robert wohl auf sie reagieren würde, wenn er sie erst sähe. Am Ende fühlte er sich von ihr abgestoßen? Fände er sie womöglich häßlich? Würde er erkennen, wie unüberbrückbar die Unterschiede zwischen ihnen waren? Und da er auf ihre Augen als Ersatz nicht mehr angewiesen wäre — würde er sie dann fortschicken?
    Catriona setzte sich auf einen moosbewachsenen Felsen, der sich ein wenig abseits des Baches befand, und legte dort Nachthemd, Strümpfe und Schuhe auf dem Boden neben ihren Füßen ab. Der Morgen war sehr friedlich, und über dem stillen Gewässer und im dichten Gehölz hinter ihr hingen dicke Nebelschwaden, die sie einhüllten, abschirmten und beschützten. Über ihr saß eine braunweiße Singdrossel in einer Tanne und schmetterte ihr Morgenlied, während etwas weiter entfernt zwei Rothirsche vorsichtig durch das Heidekraut und die Büschel von Riedgras pirschten, um die schützende Waldung zu erreichen.
    Catriona kam für ihr Leben gerne her. Der Bach beschrieb hier eine Krümmung, wo der Lauf des Wassers sich verlangsamte und sich ein von der Natur geschaffenes Becken gebildet hatte, das ebenso tief wie kristallklar war. In der warmen Jahreszeit kam sie oft zum Baden her, denn hier war es wesentlich vergnüglicher als im Badekämmerchen zu Hause, wo sie im Badezuber ihrer Mutter kauern mußte, die Knie bis ans Kinn gezogen.
    Catriona zog sich das Unterkleid über den Kopf und trat ans Wasser, wo sie prüfend den Fuß hineinsteckte. Einen Augenblick lang verschlug es ihr den Atem, weil das Wasser eisig war, aber dann stieg sie auch mit dem anderen Fuß hinein. Sie holte tief Luft und tauchte ganz in den seichten Teich ein. Der Schock dabei war ebenso verblüffend wie belebend, denn die Kälte fuhr ihr in jeden einzelnen Nerv. Sie kam wieder an die Oberfläche, atmete in der kühlen Morgenluft noch einmal tief ein und tauchte dann von neuem unter.
    Als sie wieder auftauchte, hatte die Kälte soweit nachgelassen, daß sie sie kaum noch wahrnahm. Geschmeidig ließ sie sich durchs Wasser gleiten und schwamm langsam auf das grasbewachsene Ufer zu, wo sie die Seife nahm und sich damit die von Gänsehaut bedeckten Arme abschrubbte. In der sanften

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