Die schoene und der Lord
Aberwitz auszurotten vermocht. Robert beschloß, sich nicht auf einen Disput einzulassen — solche Auseinandersetzungen verliefen nur selten fruchtbar — und wartete einfach weiter ab, bis Sir Damon endlich auf die Gründe seines Besuchs zu sprechen kam.
»Der wirkliche Grund meines Hierseins, Euer Gnaden, besteht darin, Sie über eine Landung in Kenntnis zu setzen, die letzte Nacht auf dem kleinen Strandabschnitt stattgefunden hat, welcher sich genau unterhalb der Klippen Ihres Schlosses befindet.«
Irgend etwas an der Redeweise dieses Mannes erweckte Roberts instinktiven Argwohn, denn seine Worte wirkten sorgfältig einstudiert. »In der Tat? Eine Landung? Hier bei Rosmorigh?«
»Ja. Eigentlich hätten Sie die Gewehrschüsse hören müssen, die zwischen meinen Männern und der Schmugglerbande gewechselt wurden.«
Robert sagte nichts. Es ging diesen Mann nichts an, wo er letzte Nacht gewesen war.
»Vielleicht haben Sie sie ja auch nicht gehört«, fuhr Sir Damon fort. »Jedenfalls haben wir mehrere der daran beteiligten Individuen festnehmen können, und es sind in der Tat bloß gemeine Verbrecher, wie ich schon sagte. Man wird sich ihrer annehmen und sie ihrer gerechten Strafe zuführen. Einer Anzahl anderer allerdings sind wir immer noch auf den Fer-
sen, und dies führt mich zu den Gründen meines Besuchs. Es besteht die Möglichkeit, daß sich unter den an diesem Unternehmen Beteiligten auch Subjekte befinden, die zu Ihren Pächtern gehören.«
»Und diese Pächter, Sir Damon, können Sie mir vermutlich auch namentlich nennen?«
Robert konzentrierte seinen Blick auf etwas Glänzendes, das Sir Damon ihm vorhielt, ein ziemlich großes, anscheinend rechteckiges Objekt. Ein Buch vielleicht?
»Nein, Euer Gnaden, leider sind mir keinerlei Namen bekannt. Allerdings habe ich das Konterfei einer Person dabei, von der ich vermute, daß sie etwas damit zu tun hat oder über Kenntnisse verfügt, die mich zu diesen Männern führen könnten. Ich versuche gerade, ihren derzeitigen Aulenthalt aufzuspüren. Vielleicht erkennen Sie sie ja zufällig.«
Siel Sir Damon legte den Gegenstand vor Robert auf den Tisch. Es war kein Buch und auch nicht das bloße Konterfei, als das Sir Damon es beschrieben hatte, vielmehr handelte es sich um ein in Gold gerahmtes Porträtgemälde. Von dem Gemälde konnte Robert kaum mehr erkennen als ein undeutliches Durcheinander von Farben, Gelb, Blau und Schwarz, die sich vor seinen Augen verwischten. Dann sah er in Richtung des wartenden Sir Damon.
»Ich fürchte, ich kann Ihnen leider nicht behilflich sein, Sir Damon. Verstehen Sie, ich bin ...«
»Euer Gnaden«, ließ Forbes sich plötzlich vernehmen, der reglos neben Robert stand. »Die Frau auf dem Porträt. Das ist Miss MacBryan!«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, Forbes«, sagte Robert. Der Kammerdiener sprach weiter. »Aber sie ist es wirklich. Obwohl das Haar dunkler ist als bei Miss MacBryan und natürlich die Kleidung viel prächtiger als die ihre, sind die Augen und das Gesicht nahezu identisch. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß es sich um sie handelt.« »Forbes...«
Da schaltete sich Sir Damon ein. »Guter Mann, wie, sagten Sie, war ihr Name noch gleich?«
»MacBryan, und bei ihrer Familie handelt es sich tatsächlich um Pächter Seiner Gnaden hier auf Rosmorigh.«
Robert hätte Forbes am liebsten einen Fausthieb auf den unablässig schwatzenden Mund versetzt. Der Kerl hatte in den Monaten, die sie jetzt schon infolge der widrigen Umstände miteinander verbrachten, noch nicht so viele Worte gesprochen wie jetzt gerade in einem kurzen Augenblick. Wenn aber das Porträt Catriona tatsächlich so stark ähnelte, dann stimmte hier offenkundig etwas nicht. Warum besaß dieser Kerl, der aufgeblasene Sir Damon, das in Gold gerahmte Porträt einer Person, die wie Catriona aussah, aber unmöglich mit ihr identisch sein konnte? Und wieso konnte Robert sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sir Damons Suche nach diesen Schmugglern nur ein vorgeschobenes Anliegen war und es ihm vielmehr darum ging, die Person auf dem Porträt ausfindig zu machen - Catriona? Er entsann sich der Worte, die Sir Damon benutzt hatte. Er hatte gesagt, es sei ihm bislang nicht gelungen, ihren Aufenthalt aufzuspüren, buchstäblich wie ein Jagdhund, der dem Fuchs auf der Fährte ist...
Während Forbes und Sir Damon sich weiter über die Ähnlichkeit zwischen dem Porträt und Catriona austauschten, starrte Robert auf den Wirbel von Farben vor
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