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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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finden und Antwort auf die Fragen zu heischen, die ihm durch den Kopf gingen. Blind oder nicht blind, er wußte, daß er die Wahrheit erführe, wenn er erst Gelegenheit bekäme, mit ihr zu sprechen und sie zu fragen.
    Einen der jüngeren Stallburschen, einen Jungen von vielleicht acht oder neun Jahren namens Willie, dessen Mutter in der Küche von Rosmorigh arbeitete, hatte er gefragt, ob er wüßte, wo sich das Haus der MacBryans befand. Willie versicherte Robert, daß er es gut kannte, denn seine Ma und Mrs. MacBryan trafen sich hin und wieder zum Plausch auf eine Tasse Tee. Nur zu gern fand er sich dazu bereit, Robert über das Anwesen zu führen.
    Weil er nun schon so oft mit Catriona ausgeritten war, wenn sie dem Journal seines Vaters folgten, verfügte Robert mittlerweile über genug Selbstvertrauen, sein Pferd allein zu reiten, auch wenn er noch nicht wieder richtig sehen konnte. Und doch fehlte ihm Catrionas Gegenwart vor sich im Sattel, die Art, wie sie den Kopf zurücklegte und an seiner Schulter ruhen ließ, ihr Haar, das ihm übers Gesicht wehte.
    Sie waren eine ganze Weile unterwegs, bis Willie schließlich sein Pferd anhalten ließ.
    »Das Haus der MacBryans liegt direkt vor uns, Euer Gnaden.«
    Sie ritten noch näher, bis Robert den Umriß des Hauses erkennen konnte, das sich nun ganz nahe vor ihnen erhob. Man konnte riechen, daß dort gebacken wurde, was ihn daran erinnerte, wie er das erste Mal hergekommen war, nachdem Angus MacBryan ihn nach dem Sturm zusammen mit Catriona in dem Häuschen entdeckt hatte.
    Robert stieg ab und reichte Willie Bayards Zügel. »Warte hier. Ich bin bald zurück.«
    Während er nähertrat, vermochte Robert gegen das verwitterte Weiß-Grau der Hausmauern deutlich den dunkleren Umriß der Tür auszumachen. Er zwinkerte und konnte fast die Blumen erkennen, die längs des Hauses wuchsen und sich ihm in einer verwischten Sinfonie bunter Farben darboten. In seiner Eile, Catriona aufzusuchen, hatte er seine Brille ganz vergessen, aber seltsamerweise verursachte ihm das Sonnenlicht an diesem Morgen keine gar so schlimmen Schmerzen. Was er verspürte, glich eher einem dumpfen Druck.
    Er ging zur Tür und klopfte sachte an.
    »Euer Gnaden ...«
    Es war Mary MacBryan, und sie hatte offenkundig nicht damit gerechnet, ihn heute morgen auf ihrer Türschwelle vorzufinden.
    »Mrs. MacBryan«, sagte er. »Können wir uns kurz unterhalten?«
    Sie zögerte kurz. »Natürlich. Bitte treten Sie ein, Euer Gnaden.«
    Sie nahm seine Hand, um ihn ins Haus zu führen, wo sie ihn zu einem Stuhl an dem großen Tisch inmitten des Raumes geleitete. »Ich habe heute morgen Hafermehlkuchen gebacken und koche gerade Wasser für Tee. Darf ich Ihnen auch eine Tasse anbieten?«
    »Danke, gern, Madam.«
    Wenige Minuten später stellte Mary eine Tasse vor ihm ab und richtete sie so aus, daß er bequem danach greifen konnte. Dann nahm sie ihm gegenüber Platz. »Vermutlich kommen Sie nicht, um mir einen Höflichkeitsbesuch abzustatten, Euer Gnaden.«
    Robert hob seine Teetasse, um ein Schlückchen zu trinken, bevor er antwortete. Es war eine starke, saubere Mischung, nicht der Tee minderer Güte, mit dem er gerechnet hatte, sondern ein Hyson, den sonst nur die gehobenen Stände zu trinken pflegten. Ganz gewiß nicht die Sorte Tee, die er im Häuschen kleiner Bauern im abgelegenen schottischen Hochland erwartet hätte. Es sei denn, man hatte ihn auf nicht ganz legalem Wege beschafft...
    Robert mußte an den Besuch denken, den Sir Damon ihm zuvor abgestattet hatte.
    »Eigentlich hatte ich gehofft, mit Catriona sprechen zu können, Mrs. MacBryan. Ich habe sie heute früh auf Rosmorigh erwartet, um mit ihr meine Korrespondenz durchzugehen, aber sie ist nicht erschienen.«
    Mary sagte kein Wort. Robert beschloß also, weiterzusprechen.
    »Allerdings erhielt ich Besuch von einem benachbarten Grundbesitzer. Dies gab mir Grund zur Besorgnis, denn er befragte mich zu gewissen Umtrieben, die sich kürzlich in der Nähe zugetragen haben, und er erwähnte in diesem Zusammenhang vor allem Catriona.«
    Mary hätte fast ihre Teetasse fallengelassen. »Catriona?«
    »Ja. Sein Name war Sir Damon Dunstron von Schloß Crannock. Kennen Sie ihn?«
    »Doch, ich habe von ihm gehört.« Ihre Stimme klang jetzt kleinlaut und beinahe ängstlich.
    »Was ich besonders merkwürdig fand, war, daß er ein Porträt mit sich führte. Er fragte mich, ob ich die dargestellte Person identifizieren könne, was mir natürlich wegen meiner

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