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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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ihm. Wenn er doch bloß das Gesicht zu erkennen vermöchte, von dem gesagt worden war, daß es Catriona so sehr ähnelte. Wenn er sie doch nur sehen könnte ...
    Robert blendete die optischen Eindrücke und Stimmen um ihn her so weit als möglich aus und konzentrierte sich auf einen verwischten Fleck Blau, der sich ungefähr in der Mitte des Porträts befand. Diesen fixierte er angestrengt und befahl seinen Augen starrsinnig, das Bild deutlich zu sehen. Sofort machte sich in seinem Kopf der Schmerz bemerkbar, stetig
    zunehmend und wild pochend, und er mühte sich, ihn nicht weiter zu beachten, bis die Pein hinter seinen Augen sich zu einem unerträglichen Brennen steigerte. Doch kurz bevor er die Augen vor Schmerz zukneifen mußte, hätte er schwören können, einen flüchtigen Moment lang ganz deutlich zwei herrliche blaue Augen gesehen zu haben, die groß inmitten eines blassen, feingeschnittenen Gesichts standen.
    Augen, so blau wie ein stürmischer Himmel ...
    Robert senkte das Gesicht und wartete, bis sich das Pochen in seinem Kopf legte.
    Was Sir Damon mit seinen weitschweifigen Ausführungen angedeutet hatte, hätte Robert als einziger widerlegen können, denn er konnte bezeugen, daß Catriona in der letzten Nacht keineswegs in schmugglerische Umtriebe verwickelt gewesen war. Schließlich war sie ja mit ihm am Loch gewesen und hatte bis in die frühen Morgenstunden engumschlungen in seinen Armen gelegen, bis der Mond nicht länger auf ihre schlummernden Körper hinabschien. Noch immer meinte er, die Weichheit ihrer Haut an der seinen zu spüren, und ihre Hitze, als sie ihn bereitwillig und begierig in sich aufgenommen hatte. Catriona war ohne Arg, geradezu unfähig zu jedweder Täuschung. Aber was, wenn ...? Was, wenn Catriona von der Landung gewußt und ihn aus diesem Grund mit Absicht fortgelockt hätte? Eine Schmugglerin? Eine Verbrecherin? Nicht wenige Frauen in London hätten so etwas ohne weiteres fertiggebracht, aber er konnte einfach nicht glauben, daß dies Catrionas Absicht gewesen war. Vor allem nicht, da sie noch unschuldig gewesen war.
    Und selbst wenn Sir Damon ein Steuereintreiber war, der gerade vermeintliche Schmuggler verfolgte, so bedurfte Robert doch nicht seines Augenlichts, um zu erkennen, daß seine Absichten hinsichtlich Catrionas ganz anderen Beweggründen entsprangen.
    Und somit auch ziemlich fragwürdiger Natur waren.
    Robert erhob sich und runzelte grimmig die Stirn, um Forbes' ungewöhnlicher Redseligkeit endgültig Einhalt zu gebieten. Dieser Wink hatte auch Erfolg, und der unbedachte Diener neben ihm hielt auf der Stelle den Mund. »Danke für Ihre Beobachtungen, Forbes. Damit haben Sie Sir Damon gewiß weitergeholfen.« Er wandte sich um und sah seinen Gast nochmals an. »Ich versichere Ihnen, Sir Damon, ich habe nicht das geringste vor Ihnen zu verbergen. Die Frau auf dem Porträt habe ich nicht erkannt, weil ich es, offen gestanden, nicht sehen kann. Ich bin blind. Ich werde mich jedoch weiter um die Angelegenheit mit Miss MacBryan kümmern und herausfinden, ob sie in die schmugglerischen Umtriebe verwinkelt ist, die sich letzte Nacht hier zugetragen haben. Sie können sich darauf verlassen, daß ich Sie über meine möglichen Erkenntnisse in dieser Sache auf dem laufenden halten werde. Schließlich bin ich ein Mann, der sich dem Gesetz verpflichtet fühlt. Forbes wird Sie und Ihre Männer hinausgeleiten. Guten Tag, Sir Damon.«
    Sprachlos starrte Sir Damon Robert an und erwiderte schließlich ein hörbar verärgertes »Guten Tag«. Hastig nahm er das Porträt an sich und folgte seinen Begleitern hinaus.
    Kurz darauf kehrte Forbes zurück. »Euer Gnaden, falls ich Ihnen den Vorschlag machen dürfte, daß Miss MacBryans freier Zutritt zu Rosmorigh vorläufig aufgehoben wird, bis...« »Nein, Forbes, Sie dürfen überhaupt keinen Vorschlag machen. Sie haben bereits genug angerichtet. Lassen Sie sofort mein Pferd satteln, Forbes. Und lassen Sie ein weiteres Pferd bereitstellen, damit ein Stallbursche mich begleiten kann. Ich habe heute morgen einen Besuch abzustatten.«
    Der ungestüme und launenhafte Wind entsprach genau Roberts Gemütszustand, denn er peitschte ihm ins Gesicht und zerrte wild an seinem Mantel, während er über das Heideland zum Haus der MacBryans ritt. Die unbestimmte Unruhe, die ihn befallen hatte, kaum daß Sir Damon die Bibliothek betreten hatte, wollte ihn noch immer nicht loslassen; die einzige Möglichkeit, diese Unruhe loszuwerden, wäre, Catriona zu

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