Die schoene und der Lord
andeuten, Sir Damon habe ihn umgebracht?«
»Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube fest daran, und auch Lady Catherine hatte ihn in Verdacht. Der Arzt sagte, Sir Charles sei einem Fieber erlegen, aber ich glaube, Sir Damon hat ihn vergiftet. Außerdem hatte ich die Befürchtung, auch Lady Catherines Leben sei in Gefahr.«
»Da der Erbe noch nicht geboren war, so nehme ich an, wäre Sir Damon der Erbe gewesen, falls Lady Catherine eine Tochter zur Welt gebracht hätte.«
»Genau. Kaum war Sir Charles nicht mehr da, behandelte Sir Damon Lady Catherine mehr als schändlich. Ich wußte, daß dies auch wegen mir war, weil sie sich damals eingemischt hatte, als er mich belästigte. Jedenfalls hat er sie in ein Kämmerchen einquartiert, das kaum besser als eine Kerkerzelle war. Maßte sich an, ihr Essen vorsetzen zu lassen, das nach seinen Angaben zubereitet wurde, aber ich ließ nicht zu, daß sie davon etwas anrührte. Statt dessen brachte ich ihr Essen mit, das meine Mutter gekocht hatte, und wir beide, Lady Catherine und ich, verbrachten viel Zeit ganz allem miteinander. Am Ende habe ich ihr dann bei der Geburt ihres Sohnes beigestanden.«
»Also hat sie einen Erben zur Welt gebracht.«
»Ja. Brachte ihn zur Welt und verlor kurz darauf ihr Leben. Es war eine fürchterliche Geburt für sie, Euer Gnaden, aber sie war so glücklich, als sie erfuhr, daß sie einen Jungen hatte. Bis Sir Damon hereinkam und ihr das Kind entriß, direkt aus den Armen. Ich habe den Knaben nie wieder gesehen.«
Robert dachte angestrengt über ihre Worte nach. »Wollen Sie damit sagen, Sie glauben, Sir Damon habe dem Kind etwas angetan?« »Umgebracht hat er es, bestimmt. Dessen bin ich mir ganz sicher. Er hat nicht einmal zugelassen, daß Lady Catherine das Kindchen in den Armen hielt. Ließ uns da in der glühend heißen Kammer schmoren, ohne daß wir auch nur eine Tasse Wasser gehabt hätten, um damit Lady Catherines Qualen ein wenig zu lindern. Jetzt aber weiß ich, daß es im Grunde gut war, daß er das Kind so weggeholt hat. Denn wenn er den Jungen nicht geholt hätte, wäre er dabei gewesen, als Lady Catherine in jener Nacht ihr zweites Kind zur Welt brachte. Ihre Tochter.«
Auf einmal vermochte Robert mühelos alle Teile zusammenzufügen. Natürlich. Wer sonst hätte es sein können? »Catriona.«
»Ja. Es waren Zwillinge. Catriona war ein kräftiges Mädchen, aber ihre arme Mutter konnte sie nur ganz kurz anschauen, nachdem sie geboren war. Lady Catherine wußte schon, was Sir Damon mit ihrem Sohn anstellen würde. Sie wollte nicht, daß ihrer Tochter dasselbe Geschick beschieden wäre. Bevor sie starb, nahm Lady Catherine mir das Versprechen ab, Catriona aus Schloß Crannock fortzubringen und sie wie meine eigene Tochter großzuziehen, damit Sir Damon ihr nicht dasselbe antun konnte wie ihrem Bruder.« Sie schwieg ein Weilchen. »Aber da ist noch etwas.«
Mary stand auf und verließ den Tisch, um kurz darauf zurückzukehren. Sie nahm Roberts Hand und drückte ihm etwas hinein. »Dies gab sie mir, ich sollte es Catriona geben, wenn es an der Zeit wäre, ihr die Wahrheit zu sagen. Dies hier, und noch ein Taschentuch, das Lady Catherine gehörte. Mehr habe ich nicht, um das zu beweisen, was ich Ihnen gerade erzählt habe.«
Das Taschentuch. Robert hatte es Catriona nie zurückgegeben. Das eingestickte C. Es hatte also gar nicht für Catriona gestanden. Vielmehr war es für den Namen ihrer Mutter bestimmt, Lady Catherine.
Robert nahm die goldene Kette zwischen seine Finger. Das Medaillon daran drehte sich im Licht des Torffeuers und war nicht mehr als ein verschwommenes Glitzern vor seinen noch immer getrübten Augen. Robert bedurfte keines weiteren Beweises von Mary. Ihre Worte und wie sie sie gesprochen hatte, voller Angst und Schmerz, genügten ihm vollkommen. Offenbar hatte sie schwer daran zu tragen gehabt, dieses Geheimnis so lange zu hüten. »Hatte Lady Catherine noch irgendwelche Angehörigen?«
»Sie hat von einem Bruder erzählt, aber ich habe nie Lady Catherines Mädchennamen erfahren. Ich wußte nicht einmal, wo genau sie aus England herstammte.«
»Lady Catherine war Engländerin?«
»Ja, das war sie. Sir Charles hat sie mit hergebracht, als er aus London zurückkehrte. Er war ganz vernarrt in sie, und sie liebte ihn von ganzem Herzen. Und dieser Teufel, er hat sie beide auf dem Gewissen ...«
»Und für seine Untaten wird er bestraft werden, Mrs. MacBryan, das versichere ich Ihnen. Wo ist Catriona
Weitere Kostenlose Bücher