Die Schoene und der Milliardaer
Badewanne. Er hatte ein Bein um ihre Hüften geschlungen. Wie herrlich ihre blasse Haut gegen seine Bräune abstach. Auch ihre festen runden Brüste, die aus dem schaumigen Wasser herausschauten, bewunderte er, während er sie mit einem weichen Waschlappen mehr streichelte als abrieb. Er wusch ihr Gesicht, ihren Hals, ihr Schultern, ihren Rücken. Dann durfte Sonya sich erheben.
âAphrodite, die Schaumgeboreneâ, sagte er, als sie nackt, die nassen langen Haare zu einem losen Knoten geschlungen, vor ihm stand. âSchade, dass die Badewanne keine Muschel ist.â
Er wickelte sie in ein groÃes Badetuch und trug sie zurück zum Bett. Die Nacht hatte für sie gerade erst begonnen.
Ein wolkenlos blauer Himmel spiegelte sich im Brunnen. Menschen schauten in das aufspritzende Wasser, saÃen auf Bänken, gingen unter Schatten spendenden Bäumen spazieren, hatten sich im Gras niedergelassen, um ihr mitgebrachtes Essen zu genieÃen. Und es gab auch die unermüdlich Sportlichen, die selbst in der Mittagshitze joggten.
Holt wusste, dass unter all diesen Besuchern des Parks sich eine ordentliche Anzahl von Polizisten und Polizistinnen befand. Doch er hatte sie bei den Runden, die er drehte, nicht ausmachen können. Kovacz würde es hoffentlich auch nicht.
Seine eigene Tarnung hielt Holt auch für ziemlich perfekt. Er trug ein schlabberiges Shirt, kurze Sporthosen und um die Stirn ein Band, das er wirklich brauchte, weil ihm sonst der Schweià in die Augen gelaufen wäre. Diesmal joggte er nicht für seine Kondition, sondern um sich unverdächtig in Sonyas Nähe aufzuhalten. Das hatte er sich ausbedungen. Wahrscheinlich lachten sich die Polizisten schon kaputt über ihn, weil er seine anstrengende Rolle bereits eine Weile so gewissenhaft spielte.
Als er die Kurve um ein Blumenbeet nahm, entdeckte er einen groÃen, kräftig gebauten Mann, der auf Sonya zuging. Er trug einen modischen Strohhut, den er ins Gesicht gezogen hatte.
Kovacz. Das musste Kovacz sein.
Sofort bückte sich Holt und tat so, als hätten sich seine Schuhbänder gelöst.
Sonya bemerkte den Mann ebenfalls und zwang sich zur Ruhe, als er wie ein alter Bekannter auf sie zukam. Sie wusste, dass die Polizei in der Nähe war und auch David. Doch jetzt fühlte sie sich auf einmal furchtbar allein und klammerte sich an der Tasche fest, in der ein eingewickelter Kasten mit einem Holzbrett darin die GröÃe und das Gewicht der Madonna vortäuschen sollte.
Kovacz lüftete den Hut. âGuten Tag, Gräfin. Das trifft sich gut. Darf ich um die Statue bitten?â
Sie stellte die Tasche auf den Boden. âDa ist Sie nicht drin. Haben Sie wirklich geglaubt, ich überlasse die Madonna meinem Onkel?â
Das Staunen, das sich auf Kovaczs Gesicht breitmachte, hätte sie bei einem Berufsverbrecher nicht erwartet. âGräfin, aber Sie haben doch das Geld erhalten. Warum tun Sie das? Das ist verrückt.â
âBegreifen Sie doch endlich, warum ich sie nicht weggeben kannâ, flüsterte sie. âDie Madonna gehört seit Jahrhunderten meinen Vorfahren. Ich bin die rechtmäÃige Erbin, nicht Laszlo.â
Kovacz wirkte wie ein angeschlagener Boxer. âIch weiÃ, was Sie durchgemacht haben, Gräfin, aber Sie bringen sich in groÃe Gefahr. Und mich erst recht.â
Niemand wusste das besser als Sonya. âWas brauchen Sie, um unterzutauchen, Mr â¦?â Sie biss sich auf die Lippe, um sich nicht zu verplappern. Er hatte sich ihr namentlich nie vorgestellt. Mitleid mit ihm wallte in ihr auf. Er war im Kern gewiss kein Bösewicht.
âGeld. Viel Geld.â Sie erkannte die aufsteigende Angst an seiner Stimme. âIhr Onkel wird mich für einen Verräter halten. Einen, der ihn um sein Geld oder die Madonna oder beides betrogen hat. Er wird mich bis ans Ende meines Lebens verfolgen. Ich muss jetzt gehen.â Er streckte die Hand nach ihr aus.
Da kam David wie ein Blitz angeschossen, stürzte sich auf Kovacz und riss ihn zu zu Boden. Kovacz stöhnte auf vor Schmerz, denn David hatte ihm einen harten Stoà in den Rücken versetzt und drückte ihm das Gesicht zu Boden.
âPolizei! Polizei!â Zivilfahnder kamen gerannt und umstellten sie. Im Nu wurde Sonya beiseitegenommen, Holt abgelöst, Kovacz nach Waffen durchsucht. Er besaà keine. âIch wollte mich nur von der Dame verabschiedenâ, sagte er.
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