Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
steht, aber ich sehe nicht ein, inwiefern ihn das davon entbindet, mir mit einem bisschen ganz normaler Höflichkeit zu begegnen.«
»Sein schroffes Auftreten hat nichts mit seinem Stress zu tun, Prinzessin«, lachte Jake.
»Fiona.«
»Meinetwegen.« Er warf ihr einen Blick zu, der anzudeuten schien, sie wäre nicht ganz dicht.
»Du kannst doch nicht so blind sein, Fiona, ernsthaft behaupten zu wollen, dass dir nicht aufgefallen ist, wie ihm vor lauter Verlangen, dir an die Wäsche zu gehen, praktisch Schaum vor dem Mund steht.«
»Sollte ich mich darin nicht vielleicht doch getäuscht haben? Meine Wäsche hat nur darauf gewartet, ausgezogen zu werden. Er ist es doch gewesen, der mit diesem ›rühr-michnicht-an-Mist‹ angefangen hat, nicht ich.«
»Manometer, ihr alten Leute braucht manchmal ’ne Zeit, um was zu kapieren.« Er nahm einen Schluck aus seiner Limonadendose und schüttelte mitleidig den Kopf.
»Ist doch klar, warum er dich nicht angefasst hat. Der Mann ist so aufgeladen, dass du bloß in seine Richtung zu niesen bräuchtest, damit ihm einer abgeht, aber er hat seinen Reißverschluss bis jetzt nur deshalb zugelassen, weil er sich so darauf gefreut hat, mich zu sehen.«
»Ihr Sterblichen könnt einem tierisch auf den Geist gehen. «
»Aber nein, wie die Feen und Elfen sind wir ganz liebenswert und verträglich.«
Fiona wischte ihre Hände an den Knien von Walkers Trainingshose ab und sagte:
»Ich habe mich nie damit gebrüstet, aber zumindest bin ich in der Lage, es zuzugeben, wenn ich jemanden zwischen meinen Beinen haben will. Und ich habe auch noch nie jemanden scharf gemacht, um ihn dann mir nichts, dir nichts stehen zu lassen, damit er sehen kann, wo er bleibt.«
Jake kicherte. »Mein Onkel, glaube ich, auch nicht. Aber falls es dir ein Trost ist – ich bin sicher, dass ich unter anderen Umständen jetzt in meinem Zimmer im Studentenwohnheim schlafen würde und du ihn über dir liegen hättest, anstatt in seinen Klamotten zu stecken.«
»Na, dann brauche ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen. «
Durch das Nickerchen hatte sich Walkers Stimmung ein wenig gebessert, zumindest so weit, dass er sie nicht anschrie , während er auf dem Pfad voranging, der zu dem Tor zurück ins Elfenland führte. Offenbar war er einer jener Typen, die dringend ihres Schönheitsschlafes bedurften.
Doch nur, weil er nicht mehr wütend auf sie zu sein schien, bedeutete das noch lange nicht, dass er gleich zu ihrem besten Freund geworden war. Er benahm sich zivilisiert und einigermaßen angenehm, aber er beschränkte sich darauf, so wenig mit ihr zu sprechen, wie es unter den gegebenen Umständen überhaupt nur möglich war. Als er sich noch wie ein alter Brummbär benommen hatte, war es wesentlich einfacher gewesen, sich durch seine bewusst kultivierte Unnahbarkeit nicht vor den Kopf gestoßen zu fühlen.
Im Verlaufe des Vormittags hatte Fiona sich damit abgefunden, dass die Umstände ihres Kennenlernens es nicht zulassen würden, dass sie die gemeinsame Zeit so verbrachten, wie sie es sich gewünscht hätte – nackt ausgezogen nämlich, und das nicht bloß vorübergehend, sondern als Dauerzustand. Aber sie kam nicht darüber hinweg, dass Walker so darauf versessen schien, sie wie eine Art Großtante zu behandeln, die ihm nicht sonderlich am Herzen lag. Bei jemandem wie ihr, die es gewohnt war, so sehr von vorne bis hinten umsorgt zu werden, dass es an schleimerische Kriecherei grenzte, löste es ein ganz ungewohntes Gefühl aus, die kalte Schulter gezeigt zu bekommen. Sie fühlte sich gekränkt, und das machte wiederum sie wütend.
Wenn sie unter sich gewesen wären, hätte sie diese Wut
wahrscheinlich an Walkers breitem Rücken ausgelassen, aber Jake war, nachdem er seine Klausur geschrieben hatte, pflichtbewusst in das Apartment zurückgekehrt und bildete nun die Nachhut ihrer kleinen Prozession.
Obwohl Jake geradezu abstoßend gut gelaunt wirkte – wie schon während der Nacht –, beschlich Fiona zunehmend das Gefühl, dass die beiden Wölfe sie keineswegs um ihre Unversehrtheit besorgt auf ihrem Weg nach Hause begleiteten, sondern vielmehr dabei waren, sie der Stadt zu verweisen. Dieses Gefühl verursachte ihr ein unangenehmes Kribbeln unter der Haut, und sie verspürte ständig das Verlangen, an sich hinunterzuschauen, ob sie auch nicht geteert und gefedert war.
»Glaubst du, dass es dir gelingen wird, ungesehen in dein Land zurückzukehren?«, fragte Jake. Er holte mit längeren
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