Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
andere als Heiterkeit sprach und bei der sich Walker unwillkürlich die Nackenhaare sträubten.
»Das tue ich, und ich gehe stets gerne davon aus, dass
du das von meiner Seite der Familie hast.« Er nahm Fionas Hände und hauchte ihr auf beide Wangen einen Kuss.
»Ich nehme an, das erklärt auch deine Anwesenheit in der Welt der Menschen? Eine kleine Anwandlung von zivilem Ungehorsam?«
»Genau. Jede junge Frau braucht ab und zu mal ein paar Tage Abstand von den Regeln und Vorschriften. Und da man hier keinesfalls damit rechnen muss, Tante Mab in die Arme zu laufen, ist dies der ideale Ort, um sich zu entspannen. «
Immer noch lächelnd wandte sich Dionnu Walker zu.
»Möchtest du mir nicht deinen Freund vorstellen, liebe Nichte?«
»Wenn es unbedingt sein muss.« Fiona lachte leicht verächtlich und warf Walker über die Schulter einen Blick zu, wobei ihr Gesichtsausdruck sagte, dass sie seiner Gegenwart ungefähr so viel Bedeutung beimaß wie der einer Topfpflanze.
»Aber er ist niemand Wichtiges. Der Ratsvorsitzende der Anderen hat ihn mir als eine Art Leibwächter mitgegeben. Offenbar sind sie ein bisschen in Panik, dass einem Mitglied des Hofes etwas zustoßen könnte, während es sich in ihrer Obhut befindet. Ignoriere ihn einfach. Das tue ich schon die ganze Zeit.«
Als er das hörte, musste Walker die Zähne zusammenbeißen. Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass sie log wie gedruckt, wäre er versucht gewesen, sie zu packen und ihr am eigenen Leibe zu demonstrieren, dass er nicht so leicht zu ignorieren war, doch dies erschien ihm nicht als der opportune Zeitpunkt für eine derartige Lektion. Wenn man ins Kalkül zog, dass sie das Treffen mit ihrem Onkel damit eingeleitet hatte, dass sie ihm ohne rot zu werden eine Lüge auftischte,
wollte Walker ihr gerne zugestehen, dass sie damit möglicherweise eine bestimmte Taktik verfolgte. Er hoffte bloß, dass diese auch verfangen würde.
Er beschränkte sich also darauf, teilnahmslos dreinzuschauen und stur geradeaus zu blicken, während Dionnu ihn einer oberflächlichen Musterung unterzog. Hinter der Maske des Desinteresses glaubte Walker die Augen des Königs flackern zu sehen, aber Dionnu gab nichts von sich preis, wandte sich nur einfach ab und führte seine Nichte zu einer Sitzgruppe, die sonderbarerweise nicht um den massiven, anheimelnden Kamin des Zimmers, sondern um einen Spiegel von der Größe eines Teiches gruppiert war, der fast die Hälfte einer der Wände einnahm. Dionnu setzte sich in einen an einen Thron erinnernden Ohrensessel und gab Fiona ein Zeichen, es sich ebenfalls bequem zu machen.
»Ich muss zugeben, dass es mich überrascht, dass du dem Hohen Rat der Anderen anlässlich deiner Stippvisite in dieser Stadt einen Besuch abstattest, meine liebe Nichte. Ich hätte geglaubt, dass du auf interessantere Sehenswürdigkeiten erpicht sein würdest.«
Fiona lachte und lehnte sich auf einer Chaiselongue zurück, die ein fast genaues Abbild des Sofas darstellte, von dem sie vorhin erst aufgestanden war. Walker sagte sich, dass er ihr Spiel vorerst ruhig mitspielen konnte und nahm seinen Posten unmittelbar hinter ihr wieder ein.
»Sei versichert, dass das Ratskonzil nicht auf der Liste meiner Anlaufstationen gestanden hat, Onkel, aber ich glaube, es blieb mir keine andere Wahl. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich ebenfalls hier aufhältst, sonst wäre ich gleich zu dir gekommen, aber ich musste mir irgendwo Hilfe besorgen, weil das Grenztor sich nicht öffnen lassen wollte, als ich mich auf dem Heimweg befand.«
»Das Tor hat sich nicht öffnen lassen?« Dionnu runzelte die Stirn und schlug nervös die Beine übereinander – noch so eine Geste, die eigentlich mehr zu einem jungen Mädchen gepasst hätte.
»Wovon redest du da?«
»Von dem Tor im Inwood Park. Das, durch das ich auch hergekommen bin. Als ich es wieder durchschreiten wollte, um in die Anderwelt zurückzukehren, gelang mir das nicht. Das Tor muss irgendwie versiegelt worden sein.«
Aus dem Augenwinkel beobachtete Walker Dionnus Reaktion, aber er konnte in dem stumpfen Blick des Königs nicht viel mehr ausmachen als Verwunderung und eine leichte Irritation.
»Ich weiß nicht, wie das hätte passieren sollen. Dass sich ein Grenztor aus heiterem Himmel von selbst schließt, hat es noch nie gegeben. Das kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor.«
Fiona zuckte die Achseln.
»Ich weiß. Ich konnte es ja auch gar nicht glauben, aber es ist und bleibt die Wahrheit. Im
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