Die Schöne vom Nil
… »Ich halte es nicht aus, Frank«, flüsterte sie. »Dieses Versprechen, das du meinem Vater gegeben hast … O Allah, das ist unmenschlich! Das kann keiner verlangen! Wer kann ein solches Versprechen halten …? Als sie über dir kniete, dieses blonde Luder, die Hände und die Beine gespreizt, und überlegte, ob sie dich mit ihrem Körper wecken sollte … da habe ich vor Sehnsucht nach dir geweint … Warum kommst du nicht, Liebling …?«
Frank Herburg löste sich aus ihren Armen, bückte sich und schüttelte den Sand aus dem großen Badetuch. Diese Tätigkeit ernüchterte ihn zusehends. Auch als er sich nun aufrichtete und ihr nackter braunglänzender Körper mit angespannten Muskeln nur auf seinen Griff wartete, war die Vernunft größer als sein Verlangen.
Jeder würde mich einen Vollidioten nennen, dachte er. Jede Vernunft hat ihre Grenzen … und die hört dort auf, wo ein Körper wie der Leilas sich zum Paradies öffnet …
»Wir müssen vernünftig sein«, sagte er heiser.
»Vernünftig? Jetzt?« rief Leila verzweifelt.
»Wenn dein Vater es erfährt, wenn das Ehrenwort gebrochen ist, dann ist auch seine Ehre beschmutzt. Wie aber reagiert ein echter Araber darauf?«
»Vater würde dich nie deswegen töten.«
»Bist du so sicher?« Er legte ihr das Badetuch um den Körper und sah sich um. »Wo sind deine Kleider und das Motorrad?«
»Jenseits der Insel.«
»Komm. Gehen wir hin.«
»Ich will dich! Dich! Dich!« schrie Leila und stemmte sich in den Sand, als er sie mit sich ziehen wollte.
»Ich liebe dich doch, Leila. Du hast mich für immer …«
»Zum Ansehen! Wie ein Bild! Ich will dich aber ganz! Jetzt! Hier! In diesem Sand! Am Ufer des Nils! Wie unsere Mädchen es in all den Tausenden von Jahren getan haben … Unter der Sonne … Im Spiegel des Flusses … Eine göttliche Hochzeit …«
Er hob sie hoch und trug sie auf seinen Armen fort.
Sie strampelte, schrie, beschimpfte ihn wie ein Marktweib und biß ihn in die Schulter.
Er ging weiter, das Nilufer entlang, umkreiste die Schilfhalbinsel und fand dahinter ihre Kleider und Toc-Tocs lebensgefährliches Motorrad.
Erst dort setzte er sie ab und sagte ruhig:
»Ich liebe dich mehr, als ich sagen kann. Sei vernünftig, Leila, wir können nur für immer zusammenbleiben, wenn wir unser Versprechen halten. Zieh dich an und komm jetzt.«
Am Nachmittag gegen achtzehn Uhr brachten drei Hubschrauber der ägyptischen Luftwaffe aus Kairo das Labor in die Totenstadt von Sakkara. Sie landeten in einer riesigen Staubwolke neben der Stufenpyramide des Djoser.
Das ›fliegende Labor‹, wie es sofort von Dr. Pernam getauft wurde, erwies sich als blendend organisiert. Nicht nur alle Geräte für chemische Analysen – bruchsicher in stabilen Aluminiumkisten verpackt – wurden ausgeladen, auch ein langes festes Zelt mit einem hitzeabweisenden Doppeldach und ein kleiner, benzingetriebener Transformator waren dabei.
Professor Mitchener, der seinen Dickkopf durchgesetzt hatte und auf einem Stock gestützt umherhumpelte – noch sehr weich in den Knien –, beobachtete von der Tür der ›Chefbaracke‹ aus die Ausladeaktion der drei Hubschrauber.
Aber das Labor war noch nicht alles. Mit den Hubschraubern waren auch zehn ägyptische Soldaten und ein Offizier nach Sakkara gekommen und begannen, neben dem Laborzelt ihr eigenes Zelt aufzubauen.
Harris Pernam, der Luisa Alius nicht von der Seite wich und mehr im Wege stand, als daß er half, zeigte mit dem Daumen auf das kriegerische Aufgebot.
»Was soll denn das?« fragte er. »Ist das Ihre Privatarmee, schöne Giftforscherin?«
»So ist es!« antwortete Luisa gelassen. Es klang nicht nur nach Wahrheit, es war tatsächlich so.
Dr. Pernam staunte.
»Das ist doch ein Witz! Haben Sie im Grabgewölbe eine noch kämpfende Truppe entdeckt?«
»Ihr britischer Humor ist reichlich albern«, entgegnete Luisa grob.
Pernam war weit davon entfernt, das als Beleidigung aufzufassen. An Dr. Alius' Freundlichkeiten konnte man sich rasch gewöhnen. Gerade der Gegensatz zu ihren sonstigen fraulichen Reizen erzeugte eine besondere Art der Faszination.
»Aber das wäre wirklich eine Sensation!« beharrte er.
Luisa Alius antwortete diesmal ernst. »Ich erwarte Störungen«, sagte sie.
»Und wollen dagegen Militär einsetzen? Du lieber Himmel, lauert hier etwa auch der Russe im Hintergrund? Überall das böse Moskau! Aber ich kann Sie beruhigen, Luisa, Menesptah war bestimmt noch kein Militarist, er spielte lieber mit
Weitere Kostenlose Bücher