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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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verlangte. Sogar die Hilfsarbeiter kommandierten sie herum. Sie sprach alle mit »Mister« an und bedankte sich für die geringfügigsten Gefälligkeiten. Jahne wußte noch immer nicht, ob das tatsächlich Sharleens Wesen entsprach oder ein sagenhaft dick aufgetragener Schwindel war. Was es mit der Bibel auf sich hatte, blieb Jahne auch verborgen. Zwischen den Aufnahmen hielt Sharleen sie immer im Schoß.
    Jahne fügte sich gut ein. Die Rolle der Cara verlangte eine smarte Frau, von dem Trio die intelligenteste. Crew und Akteure akzeptierten Jahne. Mit Marty verkehrte sie freundschaftlich, oft humorvoll. Sie bemerkte jedoch, daß er reizbar wurde, wenn sie zu viele Fragen über die Hintergründe stellte. Diskussionen über Motivation oder auch nur die Zielsetzung des Drehbuchs mochte er nicht. Marty schwebten bestimmte Bilder vor, die er umsetzen wollte. Man mußte genau das tun, was er verlangte. So unterschied sich diese Tätigkeit von der mit Sam bei Jack and Jill wie Tag und Nacht. Wenn Marty sagte: »Springt!« fragten sie nur: »Wohin?« und sprangen. Ausgenommen höchstens Lila, die es mitunter für erforderlich hielt, eine Szene zu machen. Jahne fand das alles recht mühsam. Immerhin war sie nicht vierundzwanzig, wie das ihr faltenloses Gesicht glauben machte.
    Im Grunde beschlich sie zunehmend Enttäuschung. Sie hatte so sehr gehofft, daß sie unter Marty zu einem großartigen Ensemble zusammenwachsen würden.
    In den wenigen Folgen, die bis jetzt abgeschlossen worden waren, wurde Jahnes schauspielerisches Talent kaum gefordert. Das kam Lila Kyle und Sharleen Smith entgegen, denn beide konnten nicht spielen, wenn sie auch beide über eine gewisse Ausstrahlung verfügten. Die Kamera brachte sie phantastisch zur Geltung. )ahne hegte sogar den Verdacht, daß ihre fachlichen Qualitäten sie gegenüber den anderen eher benachteiligten.
    Mit dem, was das Drehbuch, die Kamera und Marty von ihr verlangten, wurde Jahne fertig. Angst beschlich sie vor der Maske und der Garderobe. Bei der ersten Anprobe kämpfte sie mit Panik, bevor sie den Raum betrat. Wie weit mußte sie sich ausziehen? Wieviele Narben ihres Körpers mußte sie entblößen? Sie trug wie immer enganliegende Jeans, ein weißes Hemd, Cowboystiefel und unter der Kleidung einen dünnen Lycrabody. Wer genauer hinsah, entdeckte die Narben natürlich, doch nur der.
    Bob Burton, der Leiter der Kostümabteilung, machte Jahne mit einer älteren Frau bekannt. »Ich habe das Zeug rausgelegt. Ich schlage vor, Sie und Mai fangen gleich damit an«, sagte Bob.
    Mai, die Garderobiere, verließ den vollgepackten Tisch, der ihr als Schreibtisch diente.
    »Einige Zahlen für den Designer«, sagte sie mit hartem Akzent und hielt das Zentimetermaß hoch.
    »Erst hier.« Mai rollte das »r« und nahm bei Jahne unter den Armen und um den Körper Maß. Sie trug alle Werte auf einer Liste ein. Plötzlich unterbrach sie ihre Tätigkeit.
    »Sie schwitzen«, erklärte sie unumwunden.
    Jahnes Nervosität stieg. Sie trug ja nur den Body und die Strumpfhose.
    »Schlecht für die Kostüme«, erklärte Mai und fuhr in ihrer Tätigkeit fort. »Was ist besser? Ein Handtuch oder die Klimaanlage?«
    »Die Klimaanlage, bitte.« Jahne wußte, daß es nicht der warme Raum war, der ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Doch zunächst hatte die Frau Jahne noch nicht aufgefordert, sich noch weiter auszuziehen. »Um welche Kleidung geht es denn? Haben Sie schon Entwürfe gesehen?« fragte sie Mai.
    Mai schnaubte verächtlich. »Kleidung? Kostüme? Jeans und T-Shirts. Das ist die Garderobe. Dafür braucht man keinen Designer.«
    Jahne lachte. »Bestimmt Superjeans. Marty DiGennaro will ja alles perfekt haben.«
    »Ja, sie sind sehr gut. Und die Hemden reine Seide. Sie werden ein blaues Hemd haben. Das ist die beste Farbe vor einer Fernsehkamera. Weiß nicht gut. Saugt Farbe aus dem Gesicht«, wußte Mai und fügte die Frage hinzu: »Ist gut, nicht wahr? Sie sind Typ für blau.«
    Mary Jane hatte nie etwas Blaues getragen. Es hatte ihr nicht gestanden. Doch nun, nachdem ihr Haar mit den blauen Strähnen effektvoller gemacht worden war und sie gefärbte Kontaktlinsen trug, stand Jahne Moore tatsächlich die blaue Farbe am besten. Sie lächelte Mai an. »Ja, blau ist meine Farbe.«
    Mai erwiderte das Lächeln. »Sie haben Idealgewicht. Nicht fett. Vor der Kamera erscheint man dicker als man ist. Aber Sie dürfen nicht zu dünn werden. Nicht wie die Rothaarige. Das ist unnatürlich. Die Blonde wird

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