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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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bald dick sein. Aber Sie achten genau auf ihr Gewicht. Das sehe ich.«
    Mai konnte nicht ahnen, wie sehr Jahne auf ihr Gewicht achtete und welche Entbehrungen sie auf sich genommen hatte, um so zu werden, wie sie jetzt aussah. Auch hier im sonnigen Kalifornien, wo jedermann dünn und sonnengebräunt und glücklich zu sein schien, fiel es ihr schwer, sich in das Leben, das sie abgestreift hatte, zurückzuversetzen. Und sie fürchtete sich noch immer davor, zuviel zu essen. Kaffee und Obst zum Frühstück, Quark und Salat zum Mittagessen, ein kleines Stück Geflügel und gekochtes Gemüse zum Abendessen. Wenn sie ein Bier trank, fiel das Abendessen ganz aus.
    Jahne dachte nicht gern an die Tage in New York zurück. Doch irgend etwas an Mai drängte ihr die Erinnerung immer wieder auf. Diese Frau mußte einmal sehr schön gewesen sein. Trotz der Falten, trotz der eingesunkenen Wangen ließen sich die edlen Gesichtszüge nicht leugnen.
    Plötzlich traf es Jahne wie ein Blitz. Sie erinnerte sich an die junge Schauspielerin, deren Talent und Schönheit sie auf der Leinwand bewundert hatte: in einem deutschen Film, einer Produktion von Sternberg.
    »Mein Gott! Sie sind Mai von Trilling!« rief Jahne.
    Die Frau schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich war Mai von Trilling.«

20.
    April Irons wartete auf den Reporter der L.A. Times , der über sie schreiben wollte. An sich hatte sie für solche Interviews weder Zeit noch Lust, aber immer ließen sie sich nicht vermeiden.
    April hatte es aus eigener Kraft geschafft. Ohne fremde Hilfe. Mit ihren vierundvierzig Jahren stand sie ganz oben. Sie herrschte allein über eines der größten Filmstudios: International Studios. Nur wenn sie grünes Licht gab, konnten die Produzenten ihre Projekte in Aprils Studios realisieren. Mitunter produzierte sie selbst. Sie hatte alle und alles im Griff.
    Als der Reporter ihr schließlich an dem Couchtisch gegenübersaß, versuchte sie ihn einzuschätzen. Es gab für sie drei Kategorien: Die überehrgeizigen Speichellecker, die auf eine gute Story aus waren; die normalen Speichellecker, die schon froh waren, vorgelassen zu werden, und die verbitterten Speichellecker, die es darauf anlegten, ihren Interviewpartner in Misskredit zu bringen, ihn falsch zu zitieren, um wenigstens für ein paar Zeilen Honorar bei ihren Redaktionen herauszuschinden.
    In Hollywood nannte man April die Eiserne Jungfrau. Komischerweise hielten sie die einen für eine Nymphomanin, die anderen für frigide. Das vermehrte Aprils Chancen, einen Bettpartner zu bekommen. Diesbezüglich hatte sie allerdings nie Probleme gehabt, erst recht nicht mehr jetzt, wo sie so viel Macht besaß.
    Der Reporter war ein zerknitterter Junge Mitte Zwanzig, der nervös herumrutschte. April bemühte sich, freundlich zu sein. Sie ließ von der Sekretärin Kaffee servieren. Er begann mit den üblichen Fragen, und April gab die üblichen Antworten. Indessen schweifte sie mit den Gedanken ab. Sie wollte sich noch frischmachen vor dem Essen mit Sam Shields. Alles deutete darauf hin, daß Jack and Jill ein Erfolg wurde, und April erwog, Sam einen neuen Filmauftrag zu geben.
    Außerdem zog sie ihn für einen persönlicheren Auftrag in Erwägung: als ihren Begleiter. Sie hatte diese mitleiderregenden Männer satt, mit denen sie sich bisher gezeigt hatte. Wer nicht mit der Filmindustrie verbunden war, langweilte sie, die anderen nützten sie aus. Doch Sam Shields verstand es, April zu unterhalten. Seine Reserviertheit zog sie an. Er besaß einen gewissen Ostküsten-Snobismus, den sie altmodisch-naiv und reizvoll fand. Außerdem schätzte er Frauen wirklich, und es gab in Aprils Kreisen nur wenig heterosexuelle Männer, die es verstanden Frauen zu lieben und zu verwöhnen.
    Womöglich war es eine Fehleinschätzung, daß Sam die Frauen liebte. Welcher Mann meinte es denn schon ernst? Immerhin mochte er das an Frauen, was auch die Frauen mochten. Ein weiches, sanftes Wesen, warme Farben, Fraulichkeit, Weiblichkeit. April hatte Spaß an ihrer kurzen Liebesbeziehung gehabt. Natürlich wechselte Sam dann zu Crystal Plenum, wie jeder Mann, der mit Crystal zu tun hatte. April hatte das erwartet. Crystal schlief stets mit dem Regisseur, mit dem sie arbeitete. Das scherte April einen Dreck, sofern das Filmprojekt davon profitierte.
    Doch nun war der Film abgedreht, und die Liebesbeziehung war zu Ende. Das wußte April. Crystal würde sich mit ihrem Mann und Manager wieder aussöhnen und sich auf die nächste

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