Die schoenen Hyaenen
Affäre vorbereiten. Sam aber wurde für eine neue Beziehung verfügbar: mit April. Sam sah gut aus, man konnte ihn als erfolgreich bezeichnen und alles deutete darauf hin, daß sie gut zusammenpassten. Nicht einmal eine Ehe mit ihm schloß April aus. Mit vierundvierzig wurde es auch Zeit dafür.
Nachdem sie den jungen Reporter abgefertigt hatte, machte April sich auf den Weg zu Sam. Er saß an der Bar. Seine Haltung drückte Unlust aus. Er glich einem schmollenden Fragezeichen. Sam gehörte zu den undurchschaubaren, düsteren Menschen. Darum mochte April ihn auch. Sie hatte genug von kalifornischer Sonne und den sonnigen Geschäftsleuten hier.
»Abschiedsdepressionen?« fragte sie Sam, als sie neben ihm stand.
»Wäre das so ungewöhnlich?«
»Wenn ich mir selbst einen Drink bestellen muß, möchte ich wissen, warum ich mich hier mit dir treffe«, konterte sie ärgerlich.
Sam bemühte sich, seine Weltuntergangsstimmung abzuschütteln. »Tut mir leid, April. Was hättest du gern?«
»Du meinst zu trinken?«
»Ja, oder an was hattest du gedacht?«
»Bestell mir einen Wodka auf Eis. Nimm dir auch einen richtigen Drink, statt dieses faden Biers. Und dann setzen wir uns an meinen Tisch.« April verließ die Bar, und Sam folgte ihr mit den Drinks. Auch er hatte sich für den Wodka entschlossen.
»Du begleitest mich also zu der Premiere?« fragte sie scheinbar gleichgültig.
»Wenn ich schon hingehen muß, dann mit niemandem lieber als mit dir.«
»Natürlich mußt du hingehen. Schließlich dient es einem guten Zweck.«
»Wohltätigkeit?«
Sie lachte. »Nein. Ich dachte an die Aktien von International Studios.«
»Denkst du eigentlich immer nur ans Geschäft?«
»Du solltest zweierlei wissen. Alle Regisseure sind deprimiert, nachdem der Film abgeschlossen ist. Das ist ganz natürlich. Darum veranstalten wir Abschlusspartys. Die sollen über den Tiefpunkt hinweghelfen.« April nippte an ihrem Drink. »Das andere, was du wissen mußt, Mr. Broadway, ist, daß jeder Regisseur mit seiner Hauptdarstellerin schläft und jede Hauptdarstellerin mit ihrem Regisseur. Es hat nie etwas mit Liebe zu tun, selten mit Achtung. Das ergibt sich eben so, weil dann Regisseur und Schauspielerin besser harmonieren. Manchmal drückt sich das auch auf der Leinwand aus. Für den Film ist es stets ein Gewinn.«
Sam schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Du bist schon eine Klasse für sich, April. Natürlich weiß ich deine liebende Fürsorge zu schätzen, aber wieso wird sie mir zuteil? Ich bin ein großer Junge und komme ganz gut allein zurecht. Wenn ich eine Depri habe, ist die auch bald wieder überwunden. Eine Schauspielerin ist noch nicht gleichbedeutend mit einer Liebesaffäre. Mach dir da keine Illusionen, April. Guter Sex ist guter Sex. Wenn es vorbei ist, ist es auch vergessen.«
April merkte überrascht, wie sehr sie diesen Mann mochte. Die Unterhaltung begann ihr Spaß zu machen. »Warum dann diese trübe Miene?«
Sam zögerte mit der Antwort. Dann blickte er sie direkt an. »Ich muß einige Entscheidungen fällen. Zum Beispiel, was ich als nächstes mache, ob ich hierbleiben oder zurück nach New York gehen soll. Auch andere Fragen gehen mir im Kopf rum.«
»Dann halse ich dir gleich noch einige Probleme auf. Hättest du Lust, noch einen Film für mich zu machen?«
»Du hast doch meine Stücke verrissen.«
»Ich habe nicht von deinen Stücken gesprochen. Ich habe gefragt, ob du einen Film für mich machen willst.»
»Was für einen?«
»Vergessen wir das mal, und beantworte schlicht meine Frage. Willst du noch einmal für mich arbeiten?«
Sam grinste breit. »Was verschafft mir denn diese Ehre? Im Ernst, April: Ich kenne niemanden, der stets so die Übersicht behält wie du. Dir eine Entscheidung abzuluchsen, ist das reinste Vergnügen, genauso vergnüglich wie zuzusehen, wie du dich zu einer Entscheidung durchringst.«
»Dann lege ich das mal als ein Ja aus. Ich habe soeben eine meiner berühmten Entscheidungen gefällt. Ich möchte eine Neuverfilmung von Birth of a Star herausbringen. Dafür habe ich mir die Rechte besorgt. Du sollst den Film machen.«
Sam lächelte nicht mehr. Er schüttelte den Kopf. »Ich mache keine Neuverfilmung.«
»Kennst du die Originalfassung?«
»Nein«, gab er zu.
»Dann ist es für dich keine Neuverfilmung, sondern etwas Neues. Wirst du es machen?«
»Hast du das Drehbuch?«
»Willst du es umschreiben?«
»Ich habe mir geschworen, niemals die Geschichte eines anderen zu
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