Die schoenen Hyaenen
fragen, ob Sie mit mir zu Abend essen wollen. Aber das fällt natürlich aus, wenn Sie sich nicht wohl fühlen.«
»Fragen Sie Jahne oder dieses Dummerchen.«
»Ich bitte Sie, Lila! Sind Sie wirklich krank? Soll ich Ihnen etwas bringen?«
»Nein, danke, Marty. Das wird schon wieder. Bis morgen.«
»Hoffentlich geht es Ihnen dann besser.«
Nach dem Gespräch waren Lilas Kopfschmerzen verschwunden.
22.
Wer Michael McLain nicht leiden konnte, nannte ihn einen Zuhälter, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand. Er war zu einflussreich, als daß man es gewagt hätte, dem alternden Sunnyboy etwas Beleidigendes ins Gesicht zu sagen. Wenn Sie nach Laura Richies Meinung fragen, würde ich zustimmen, würde das aber insofern erweitern, als er ein Zuhälter mit Rückzugsmöglichkeit ist. Wie Sy Ortis hielt Michael McLain nämlich an seiner ureigensten Bodega fest. Als junger Schauspieler hatte er schon erkannt, daß er nicht immer auf dem Strom des Ruhms würde dahintreiben können. Und er beschloß, etwas auszubauen, was ihm auch dann, wenn er nicht mehr wegen eines guten Films zum Gesprächsstoff wurde, die Aufmerksamkeit der Massen bescherte.
Was wäre dazu besser geeignet als eine liegende Position? Michael lebte nach der Devise, daß es nützlich war, stets die heißeste Hollywoodnummer in sein Bett zu bekommen. An erster Stelle rangierte seine Karriere als Filmstar, an zweiter sein Ehrgeiz, die schönsten, begehrtesten Frauen der Welt zu beschlafen und damit Schlagzeilen zu machen. Gute Arbeit, wenn es funktionierte. Arbeit war es allemal. Michael hatte nicht nur seine sexuellen Praktiken verfeinert, sondern auch die zahllosen kleinen Gesten des Liebeswerbens und des zärtlichen Liebesgeflüsters, die ihn unwiderstehlich machten für die Mädchen Hollywoods.
Sobald er an einer das Interesse verlor, zog er weiter. Wer hätte ihm das verübeln wollen? Schließlich handelte jeder so. Darum ging es ja bei dem Mädchen des Monats. Wer mag sich schon ewig von den gleichen Süßigkeiten ernähren? Sicher nicht Amerikaner. Die schätzen Abwechslung. Mal französische Pralinen, mal Zuckerwatte, mal Schokoriegel oder Nussschokolade. McLain war sehr vorsichtig. Er versprach den Damen nie etwas.
Michael lag auf dem faltbaren Massagetisch, den seine Therapeutin für die wöchentliche Sitzung mitgebracht hatte. Saubere Plastikschläuche lagen auf einem Tisch daneben. »Drehen Sie sich um«, verlangte Marcia.
Jede Woche verabreichte sie ihm, wie zwei Dutzend anderen Stars, einen hohen Einlauf. Michael bestand auf durchsichtigen Schläuchen, damit er sich davon vergewissern konnte, daß Marcia auch genügend herausspülte.
»Ein sauberer Darm ist ein gesunder Darm«, pflegte er zu sagen. Während er auf dem Tisch lag, kamen ihm die besten Einfälle. Trotz des unangenehmen Gefühls, wenn Marcia den Schlauch in seinen After schob, befriedigte es ihn ungemein, mitanzusehen, wie die Giftstoffe neben ihm herausliefen.
Zur Zeit beschäftigte ihn die Frage, wie er weiter vorgehen sollte. Er zweifelte keine Sekunde daran, daß er seine Wette mit Sy gewinnen und alle drei Mädchen der neuen Show haben konnte. Einfach würde es nicht sein. Michael sah sich jedoch als kampferprobten Recken und fand sich eigentlich nie mit einem Nein ab. Zudem lockte der schöne Preis. Nicht die Frauen. Schon seit langem empfand er sie eher als beschwerlich denn vergnüglich. Doch der Preis, den er begehrte, war sein Name vor dem von Ricky Dunn. Ricky war ein heißer Tip, so heiß, wie Michael vor zwanzig Jahren gewesen war. Was Ricky anfasste, wurde an den Kinokassen zu Gold. Wenn Michael vor Ricky rangierte und sich vor diesem Haufen von Sechzehn- bis Einundzwanzigjährigen in Szene setzen konnte, brauchte er in nächster Zeit nichts zu befürchten.
Wie konnte er bei den drei neuen Fernsehhübschen landen? Sein Darm verkrampfte sich plötzlich, als Marcia das Wasser aufdrehte. »He, pass' gefälligst auf!« rief er böse.
»Tut mir leid, Michael.«
Er veränderte seine Position auf den Knien etwas, den Po noch immer hoch in die Luft gereckt. Nun fühlte er den Wasserdruck in seinen Eingeweiden. »Aua!« schrie er und sah sich nach dem Plastikschlauch um, damit er kontrollieren konnte, ob diesmal mehr Fäkalien als gewöhnlich herausgeschwemmt wurden.
»Verzeihung, Michael. Haben Sie rohes Fleisch gegessen?«
»Nein, verdammt noch mal.« Er haßte es, für ihre Ungeschicklichkeit leiden zu müssen. Seit 1981 hatte er kein rohes Fleisch mehr
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