Die schoenen Hyaenen
gegessen. Es gab genügend Therapeuten, die sich darum reißen würden, seinen Darm zu spülen. Er zog die Knie noch enger an die Brust.
Wieder dachte er über die Mädchen nach. Er hatte Sharleen, die Blondine, gesehen. Die stellte ihn vor keinerlei Probleme. Er wußte bereits, daß sie mit einem Jungen zusammenlebte. Das störte ihn nicht. Er strebte ja kein Verhältnis mit ihr an. Wenn er alles gut vorbereitete, genügten wahrscheinlich schon zwei Verabredungen, um mit ihr zusammen fotografiert zu werden. Solche Leichtgewichte machten es auch im Auto. Damit ergab sich gleich ein Zeuge für Sy Ortis.
Jahne Moore, die Dunkelhaarige, erschien ihm da problematischer. Man munkelte, daß sie und Lila Kyle nicht gut miteinander auskamen. Jahne Moore stammte aus New York und bildete sich viel auf ihre Schauspielerei ein. Vielleicht schaffte er es über diese Schiene.
Von den dreien machte ihm Lila Kyle das meiste Kopfzerbrechen. So leicht ließ die sich nicht beeindrucken. Zwar konnte sie sich nur mit einer Fernsehshow brüsten, die noch nicht einmal gesendet worden war. Doch sie kannte sich in dem Milieu aus. Ihr ganzes Leben hatte sie darin verbracht. Er hatte bereits viel über ihr zickiges Benehmen gehört und daß Marty DiGennaro hinter ihr her war. Michael mußte sich also etwas einfallen lassen, um für sie attraktiv zu werden. Vielleicht konnte er Lila für die Rolle mit Ricky Dunn interessieren. Von den drei Frauen hielt Michael Lila für die einzige, mit der sogar ein Verhältnis ganz nett wäre. Wenn Ricky das Mädchen in einem Film bekam, er, Michael sie aber in natura, konnte er sich damit gut anfreunden. Auch wenn die Fernsehshow den Bach hinunterging, gehörte Lila zur neuen Generation der gekrönten Hollywoodhäupter. Eine Aufnahme mit Lila bedeutete, daß er noch lange den jungen Liebhaber mimen konnte. Vor zwanzig Jahren hatte er mal einen heftigen Flirt mit Theresa O'Donnell gehabt. Damals stand er gerade auf ältere Frauen. Sie war wie eine Furie im Bett über ihn hergefallen. Von der Tochter erwartete Michael etwas ähnliches.
Das Geräusch des Gerätes für seine Darmspülung erstarb. »Fertig?« fragte er.
»Sauber wie eine Flöte«, meldete Marcia.
Sharleen hörte den Baseballschläger auf den Kopf ihres Vaters fallen. Einmal, zweimal. Sie schloß die Augen, hörte eine Sirene. Nein, das Telefon. Sie träumte. Doch das Geräusch blieb. Schlaftrunken erkannte sie, daß sie wach war, und das Telefon neben ihrem Bett klingelte. Sie sah auf die Nachttischuhr. Halb neun Uhr abends. Sie und Dean lagen meist schon um acht Uhr im Bett. Sharleen mußte ja schon um fünf Aufstehen. Die drei jungen Hunde kuschelten sich tiefer in die Decke. Sie hatten es sich, wie üblich, am Fußende der Retten bequem gemacht.
Sharleen löste Deans Arm von ihrer Taille und griff nach dem Hörer. »Hallo?«
»Spreche ich mit Sharleen?«
»Ja.« Nur Sy Ortis, Mr. DiGennaro und Lenny, ihr Manager, kannten ihre Geheimnummer. Allerdings auch Dobe, falls er seine Post inzwischen abgeholt hatte. Doch die Stimme paßte zu keinem. Irgendwie klang sie aber doch nicht fremd.
»Hier spricht Michael McLain. Habe ich Sie zu einer schlechten Zeit erwischt?«
»Woher haben Sie meine Nummer?« Michael McLain, wenn er es wirklich sein sollte, besaß ihre Nummer nicht.
»Von Sy Ortis. Er ist auch mein Agent. Verzeihen Sie, daß ich mich Ihnen so aufdränge. Störe ich Sie sehr?«
»Sind Sie wirklich Michael McLain?« vergewisserte Sharleen sich. Er lachte. Und daran erkannte sie ihn. Sie setzte sich. »Sind Sie sicher, daß Sie mit der richtigen Person sprechen?«
»Wenn Sie Sharleen Smith, Star aus DiGennaros neuer Fernsehserie sind, ja.«
Dean wurde unruhig. Er war um acht Uhr abends total ausgepowert ins Bett gefallen, nachdem er ihr neues Haus gestrichen hatte. Er hatte nicht einmal essen wollen, abgesehen von dem Big Mac, den Sharleen ihm mitgebracht hatte. Deans Müdigkeit kam Sharleens Erschöpfung gleich. Nach sechs Tagen Dreharbeiten freute sie sich auf den kommenden freien Tag. »Mr. McLain, bitte warten Sie einen Moment. «
»Gern.«
Sharleen legte den Hörer beiseite und stand auf. Sie waren jetzt so reich, daß sie ein Telefon im Wohnzimmer, in der Küche und sogar im Badezimmer hatten. Sie zog die Decke über Dean und verließ auf Zehenspitzen das Schlafzimmer. Das Wohnzimmer war noch nicht eingerichtet. Sie machte Licht und zuckte zusammen, als die sechs nackten Birnen das Zimmer in kaltes Licht tauchten. Im
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