Die schoenen Hyaenen
wie immer.
Berühmt
»Erinnern Sie sich daran, wie Pinocchio zu Stromboli geht und Stromboli ihn überredet, Schauspieler zu werden? Und wie Pinocchio daraufhin ein paarmal auftritt und Stromboli ihn dann in einen Käfig steckt? Nun, das ist gar nicht so unrealistisch. Du hast dir diesen Beruf in den Kopf gesetzt, bist von diesem Traum total fasziniert. Und du schaffst es sogar. Und plötzlich findest du dich in einem Käfig wieder.«
Bette Midler
»Manche Fotografen sitzen den ganzen Tag lang vor meinem Haus in ihren Autos. Sie machen mir angst.«
Julia Roberts
1.
Haben wir uns nicht alle schon einmal Gedanken gemacht, wie es sein mag, selbst ein Star zu sein? Nicht nur Zuschauer wie ich, Laura Richie, sondern ein Star, gleichberechtigt neben anderen Stars. Nicht als Reporter geduldet oder herablassend als Fan betrachtet zu werden, sondern als Kollege willkommen zu sein.
Was empfindet man, wenn man sich mit einem Dutzend der berühmtesten, bestaussehenden und begabtesten Menschen der Welt zum Abendessen zusammenfindet? Wie ist es, wenn man von Elizabeth Taylor mit Vornamen angeredet wird oder wenn Cher einen bittet, ihr die Butter zu reichen, wenn Warren Beatty einem zulächelt und sich nach der Arbeit erkundigt, als interessiere ihn das wirklich? Früher stand Jahne noch am Rand, an diesem Abend im Zentrum.
Für Jahne waren das alles neue Erfahrungen, die sie kaum einzuordnen verstand. Ihr kam es jetzt darauf an, sich wegen Sam Shields nicht zu blamieren. Sie hielt die Augen abgewendet und blickte meist in eine andere Richtung. Vorwiegend unterhielt sie sich mit Michael McLain, Elizabeth und April Irons.
Wenn Sam sie nun wiedererkannte? Zwar hatte sie sich total verändert, nicht nur was ihr Aussehen anlangte, sondern auch in ihrem Benehmen, ihren Bewegungen, ihrer Sprechweise. Sie spielte die Rolle der Jahne Moore gut. Doch niemand kannte sie so gut wie Sam. Mußte er nicht in der Lage sein, sie zu durchschauen? Und wenn das geschah, würde er sie bloßstellen, gar verachten?
Ihr Herz klopfte so heftig und schnell, daß sie meinte, Michael neben ihr müsse es hören.
Sie wollte einen Schluck Wasser trinken, doch ihre Hand zitterte zu sehr. Da zog sie sie zurück. Glücklicherweise bemerkte es niemand.
Die Unterhaltung drehte sich um die Sicherheit in den verschiedenen Wohngegenden von L.A. Jahne hörte aufmerksam zu, als man die hohen Kosten für die Bewachung diskutierte. »Ich habe mich im Beverly Wilshire Hotel immer wohl gefühlt«, meinte Michael. »Da überlasse ich die Sicherheit der Hoteldirektion. Bequemer geht es nicht.«
»Das klappt nur, wenn man keine Kinder hat«, meinte einer der Gäste trocken. »Eine Hotelsuite ist kein Zuhause.« »Ich mache das seit zehn Jahren.«
»Sie brauchten auch die Drehtür«, witzelte einer. Alle lachten. Jahne wußte nicht, ob sie sich auch über sie lustig machten. Denn sie mußte ja annehmen, daß sie Michaels jüngste Eroberung war.
»Verglichen mit New York ist das hier doch ein Klacks. Ich wohne im Canyon und fühle mich pudelwohl«, warf Sam in die Debatte.
Jahne fand seine Stimme noch angenehmer als sie sie in Erinnerung gehabt hatte. Volltönend, tief und mit der charakteristischen New Yorker Schärfe.
Jahne hielt sich zurück. Sie hatte Mühe, einen Bissen ihrer Vorspeise, einer Shrimp-Mousse, zu essen und mußte sich dann ebenso zu dem Heilbutt danach zwingen. Die Platten waren kunstvoll dekoriert. Silber- und Kristallpokale funkelten um die Wette mit dem goldplattierten antiken Kandelaber.
Das Gespräch schweifte von den Sicherheitsmaßnahmen ab zum Immobilienmarkt und landete dann wieder bei Alarmanlagen und Bewachung.
»Ist Ihr Haus gesichert?« erkundigte Michael sich bei Jahne.
»Das kann ich noch nicht beurteilen. Bisher hat mich niemand belästigt.«
»Möge das so bleiben. Doch verlassen würde ich mich nicht darauf. Wann hat Ihre Serie denn Premiere?«
»Nächsten Sonntag.«
»Wie aufregend für Sie!« fand Elizabeth freundlich.
»Sind Sie zufrieden?« fragte April.
»Mir fehlen Vergleichsmöglichkeiten«, gab Jahne zu. »Aber ich glaube schon, daß sie ganz gut wird.« Sie hätte gern spritziger und charmanter geantwortet. Doch sie galt ja als vierundzwanzigjährige Naive und dazu paßte die Antwort ganz gut.
Zum Nachtisch wurde ein Zitronen- und Pfefferminzsorbet serviert. Anschließend tranken die Gäste ihren Kaffee im Wohnzimmer. Jahne mußte unbedingt einen Augenblick allein sein. Sie ging hinaus auf die Terrasse.
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