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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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wissen?«
    »Ich sage nie die Unwahrheit, wenn es um Talent geht. Warum auch? Damit ich eine Frau überrede, mit mir zu schlafen? Das habe ich nicht nötig.«
    Jahne dachte an Sam und daß er ihr eine Rolle in seinem Film angeboten hatte. Sie fröstelte.
    »Du bist eine von drei wirklich begabten Frauen, die ich in den letzten zwölf Jahren kennengelernt habe. Die Namen der anderen werde ich nicht sagen. Das verbietet mir der Anstand. Aber du kannst mir vertrauen, Jahne. Du hast Talent. Ich habe dich im Melrose Playhouse gesehen.«
    Zwischen ihnen entstand ein Schweigen. Dann beugte Michael sich zu ihr und küßte sie. Jahne erwiderte den Kuß nicht. Doch sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der Kuß war gefährlich gewesen, aber gut. Und es war lang her, seit sie eine vernünftige Unterhaltung mit einem Mann hatte führen können.
    In dem Moment entschloß Jahne sich, mit Michael zu schlafen. Er wirkte rücksichtsvoll und war interessant. Außerdem verstand er es zu küssen. Es fragte sich nur, ob ihn die Narben abstießen. Sie wußte nicht, wie welterfahren er wirklich war, und wie weit er über den Dingen zu stehen vermochte.
    Jahne legte die Hand um Michaels Nacken und zog ihn näher. Dieses Mal küßte sie ihn. Erst behutsam, dann nachdrücklich. Er erwiderte den Kuß und preßte sie fest an sich. Langsam fuhr er mit der Hand unter ihr Kleid.
    Sie schob ihn ein wenig von sich. »Michael, warte. Ich habe einen Unfall gehabt. Davon sind Narben geblieben.«
    Er lachte. »Wer hat in dieser Stadt keine Narben?« fragte er und zog sie aufs Sofa. »Du bist schön. Keine Narbe kann diese Schönheit beeinträchtigen.«
    Mais Kleid fiel zu Boden. Das Licht im Wohnzimmer war nicht kalkig, eher warm. Dennoch entsetzte es Jahne, daß sie sich nun ganz ausziehen mußte. Sie machte es nicht sonderlich geschickt. Doch Michael hatte mit seiner eigenen Kleidung zu tun. Als er sich ihr zuwandte, drückte ihr die Angst die Kehle zu.
    Er sagte nichts. Mit dem Finger fuhr er leicht über die Narbe an ihren Leisten, dann über die unter ihren Brüsten. Seine Berührung war hauchzart. Jahne wußte nicht, ob er die Narben unter ihren Armen entdeckte oder die an ihrem Gesäß und der Innenseite ihrer Schenkel. Denn niemand konnte die für Unfallnarben halten. Dazu verliefen sie zu gerade.
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie aufs Sofa, stülpte ein Kondom über und bedeckte ihren Körper mit seinem.
    Als sie nackt unter ihm lag, überlief sie ein Frösteln. »Das ist das erstemal, daß mich jemand gesehen hat, seit... « flüsterte sie und brach ab. Denn wie sollte sie das erklären?
    Michael stützte sich auf einen Ellenbogen. Er sah auf ihre Brüste und in ihr Gesicht. Wieder verfolgte er die dünne Narbe von der Brustwarze nach unten. »Du bist schön.«

2.
    Eine Fernsehpremiere läßt sich nicht mit einer Filmpremiere vergleichen. Jahne schlüpfte in ihren alten Bademantel. Barfuß ging sie zum Fernseher. Um die erste Folge der Serie zu sehen, brauchte sie sich nicht herauszuputzen. Kein Theater sandte Laserstrahlen in den Himmel. Kein Star fuhr in extravaganter Robe vor. Es fehlten Regisseure, Produzenten und Agenten, Journalisten und Kameraleute. An diesem Abend fiel die Entscheidung über Jahnes Zukunft. Ein zweites Mal, nachdem Dr. Moores Skalpell die erste Wende gebracht hatte.
    Applaus oder Ablehnung durch die Öffentlichkeit würden an diesem Abend über etwas entscheiden, das viel Zeit und Geld verschlungen hatte. Und nicht nur das. Anstrengung, Schweiß, Ideen, technische Tricks, stundenlanges Warten, Make-up und Beleuchtung, musikalische Untermalung, Kostüme und Stunts waren nötig gewesen. Das alles stand nun auf dem Prüfstand.
    Ein Großteil der Crew hatte vor, sich die Show gemeinsam im Fernsehen zu betrachten. Jahne war dazu nicht aufgefordert worden. Womöglich hatte Pete dafür gesorgt, daß sie ausgeschlossen wurde. Die Leute mochten es ihr übelnehmen, daß sie einem aus ihren Reihen den Laufpass gegeben hatte. Es konnte ebenso sein, daß sich hier das Hollywood-Kastensystem zeigte.
    Jahne wußte nicht einmal, ob die Crew sie mochte. Ihr war nur aufgefallen, daß man immer mehr auf Distanz ging, je näher der Erstsendetermin rückte.
    Einzige Ausnahme bildete Mai von Trilling. Mai war für Jahne wie ein Gottesgeschenk und ihre einzige Freundin. Mai hatte vorgeschlagen, sich die Show mit Jahne anzusehen. Und Jahne hatte gern zugestimmt.
    Es klopfte. Jahne sprang auf. Mai stand vor der Tür, eine braune

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