Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
Vom Netzwerk:
alles weh.«
    »Das Geld tut nicht weh«, tröstete Michael sie. »Wir mußten alle mal scharf ran, damit wir nach oben kamen. Auch Elizabeth verkauft Parfum.«
    Er hielt vor ihrem Haus. Jahne lud ihn ein, mit ihr hineinzukommen.
    Er nickte nur und führte sie zur Tür. Seine warme Hand auf ihrem nackten Arm ließ sie erschauern. Sie öffnete die Haustür und machte Licht.
    »Machen Sie es sich bequem. Ich hole eine Flasche Wein«, versprach sie.
    »Bleiben Sie nicht zu lang fort. Ich sehe Sie gern an«, meinte er.
    Jahne vermochte sich seiner Ausstrahlung nicht zu entziehen. Beim Lächeln zeigten sich kleine Fältchen um seine Augen und tiefere um seinen sinnlichen Mund. Michael war ein Mann, kein Junge wie Pete.
    Außerdem konnte er es durchaus mit Sam aufnehmen. Altersmäßig paßte er entschieden besser zu Jahne als Pete. Trotz ihres Aussehens ging sie immerhin hart auf die Vierzig zu. Sie schätzte Michael auf über fünfzig. Michael gehörte zu den Filmstars, die sie immer gern gesehen hatte, ja, sie hatte ihn zuweilen angeschwärmt. Nun saß er neben ihr. Sie spürte, daß er sie begehrte. Er gehörte zu den gekrönten Häuptern von Hollywood, und alle Türen standen ihm offen.
    Als errate er ihre Gedanken, sagte Michael unumwunden: »Ich mag dich.«
    Michael McLain hatte in den letzten zwanzig Jahren die schönsten Frauen Hollywoods gehabt. Darüber war ja auch beim Abendessen gewitzelt worden. Nun begehrte er sie, Jahne. In gewisser Weise kam das einer Aufnahme in eine exklusive Bruderschaft gleich.
    Sie nahm die Flasche gekühlten Weißwein, die sie für Gäste bereithielt und zwei Gläser. Damit kehrte sie zu Michael zurück. Ihr Selbstbewußtsein stieg. Dazu gesellte sich Erregung und Neugier. Jahne versuchte sich Sex mit Michael McLain vorzustellen. Würde er sich sehr von dem mit Sam unterscheiden? Sie nahm sich fest vor, Sam nicht wieder zu verfallen. Noch einmal wollte sie nicht schwach werden.
    Vernunft, moralische Skrupel und Furcht setzten Jahne zu. Sie kannte Michael kaum.
    Was war mit AIDS? Heutzutage gab es keine flüchtigen Liebesbeziehungen mehr. Sie lebten schließlich in den 90er Jahren. Und Michael hatte sich in der Vergangenheit gewiß nicht zurückgehalten. Kann ich es mir leisten, meinen guten Ruf zu gefährden? Schlimmste Angst: die Narben. Mit Pete hatte sie in völliger Dunkelheit schlafen können. Doch darauf ließ Michael sich bestimmt nicht ein.
    »Woran denkst du?« fragte er, und sie errötete.
    »Du bist ein sehr unkomplizierter Mensch. Man fühlt sich wohl in deiner Nähe«, log sie, denn entspannt fühlte sie sich nun wirklich nicht.
    »Weil du mich von der Leinwand her kennst. Wenn deine Show einmal ausgestrahlt wird, werden die Menschen glauben, sie würden dich persönlich kennen. Man wird dich auf der Straße ansprechen und dich mit Namen anreden. Man wird deine geheime Telefonnummer herausbekommen, und sie werden dir schreiben und von dir träumen.«
    »Ein unheimlicher Gedanke.« Die Härchen auf ihren Unterarmen stellten sich auf. »Doch ich habe immer gefunden, daß Ruhm ein Schatz ist, den man als Einsatz verwenden kann. Trotz der Nachteile. Man kann ihn einsetzen, um Macht auszuüben oder sein Leben zu kontrollieren. Wenn ich einmal die Anonymität abgestreift habe, hoffe ich auf anspruchsvollere Arbeit.«
    Sie stand auf und ging zum Fenster.
    »Ist die Aussicht nicht hinreißend?« fragte sie, angesichts der unzähligen Lichtpünktchen, die von der Stadt herauf funkelten und sich zu einem Glühwürmchenteppich vereinigten.
    Michael stand hinter ihr, berührte sie aber nicht. »Es gefällt dir, und es gehört dir«, scherzte er.
    »Es gehört niemandem. Die Stadt ist wie Wasser. Man kann es kurz festhalten, dann rinnt es durch die Finger.«
    Michael drehte sie sanft zu sich um. »Bist du eine Zynikerin, Jahne? Oder bist du sehr klug?«
    Jahne dachte darüber nach. Die Atmosphäre zwischen ihnen war elektrisch geladen. Doch sie unterhielten sich wie ein Liebespaar in einem Kitschfilm. »Etwas von beidem. Und du?«
    Er legte den Arm um sie. Das genoß sie sehr und erschauerte. »Das, was mit dem Berühmtsein einhergeht, läßt mich kalt. Nur echte Begabung versetzt mich in Erregung. Eine Begabung, die zum Durchbruch drängt. Wie bei dir.«
    »Das klingt gut. Aber ich bin schließlich nicht das erste Mädchen in L.A., das nach einer Chance fiebert, oder dem du das sagst. Außerdem hast du mich nie bei der Arbeit gesehen. Woher willst du also etwas über mich

Weitere Kostenlose Bücher