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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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allein vor dem Bildschirm saßen, und sie fragte sich, ob wohl jemand aus ihrem früheren Bekanntenkreis die Serie sah — etwa die Kollegen aus New York oder die Klassenkameraden von Scuderstown.
    Das Telefon klingelte. Jahne sah Mai an. Außer Sy Ortis, Marty und Michael McLain besaß niemand ihre Telefonnummer. Zögernd hob Jahne ab.
    »Sie waren großartig. Der ganze Film ist großartig. Aber Sie sind das beste davon.« Es war Sam. Jahnes Hand zitterte. »Danke«, brachte sie mühsam hervor.
    »Hier spricht Sam Shields. Ich bin hoffentlich der erste, der Ihnen gratuliert und auch der erste, der Ihnen eine neue Rolle anbietet. Es geht um eine Neuverfilmung von Birth of a Star . Sie wären perfekt für die Hauptrolle. Überlegen Sie es sich.«
    »Rufen Sie am besten meinen Agenten an. Sy Ortis«, antwortete Jahne noch immer benommen. »Natürlich möchte ich erst einen Blick auf das Drehbuch werfen. Dann gebe ich Ihnen Bescheid.«
    »So spricht ein echter Star.« Sam lachte. »Ich bringe Ortis morgen früh einen Rohentwurf. Mehr ist es noch nicht. Er muß überarbeitet werden. Beim zweiten Mal bin ich immer besser.«
    »Ich werd's mir überlegen«, sagte sie und legte auf.
    Lila saß im Dunkeln in ihrem Haus an der Küste. Das Zimmer im ersten Stock war leer, seine Fenster gingen zum Pazifik hinaus. Hierher zog sie sich zur Meditation zurück. Seit Lila auf Aras Party von der Neuverfilmung von Birth of a Star gehört hatte, gab es für sie nur noch ein Ziel: Diese Rolle mußte sie spielen. Die Puppenmutter sollte Three for the Road sehen. Sie sollte neidisch werden, wünschte Lila sich. Die Premiere der TV-Serie mußte hohe Einschaltquoten bekommen und April Irons mußte sie sehen. Doch vor allem mußte Sam Shields irgendwie davon überzeugt werden, daß sie die Rolle bekam. Keine andere.
    Wie ein Gebet sprach sie vor sich hin: »Was es auch kosten mag, ich will diese Rolle. Der Preis spielt keine Rolle.«
    Sharleen schaltete den Fernseher aus. Dean saß auf dem Sofa neben ihr und fischte gerade das letzte Popcorn aus der Tüte. »Wie hat es dir gefallen, Dean?«
    »Du bist echt gut, Sharleen. Wirklich.«
    »Echt?«
    »Bestimmt.« Doch es überzeugte Sharleen nicht.
    »Aber?« drängte sie.
    »Nun ja...«
    »Spuck's schon aus!«
    »Die Andy-Griffith-Show finde ich besser.«
    Das Grundstück der Flanders war das größte in ganz Bel Air. Monica Flanders saß neben ihrem Pekinesen auf einem mit Seidenbrokat bezogenen Himmelbett. Es war nicht etwa irgendein Himmelbett, sondern das der legendären Josephine Bonaparte. Es hatte ihr damals gehört, als sie noch ein einfaches Mädchen von den Westindischen Inseln gewesen war. Natürlich hatte Monica das Bett völlig überarbeiten lassen. Ihr war nur die Herkunft wichtig. Es war das Bett einer Frau, die nicht einmal besonders hübsch gewesen war, deren Charme und Geist sie jedoch zur Kaiserin gemacht hatte. Eine Frau, die in mancher Hinsicht Monica Flanders glich.
    »Brauchen Sie noch etwas, Madam?« fragte das Mädchen, eine Irin, keine Schwarze. Monica Flanders schüttelte den Kopf. Sie galt als Königin der Kosmetikindustrie und lebte auch wie eine Königin. Die anderen Großen der Branche hatten sich zurückgezogen oder waren gestorben. Helena Rubinstein, Elizabeth Arden, Coco Chanel. Die Geschäfte wurden von Firmenkonsortien weitergeführt, herzlosen, hirnlosen Körperschaften, die an Hand von Statistiken, Studien, Marktanteilen und Zielgruppen ihre Gewinne einfuhren. Zu dieser Gruppe gehörte auch Monicas Sohn Hyram. Ein guter Junge, wie man so sagt. Bestimmt war er seinen Kindern ein guter Vater. Doch ihm fehlte, wie Monica fand, die Seele.
    Was verstanden die Männer, die jetzt den Markt beherrschten, schon von den Bedürfnissen einer Frau? Ein halbes Jahrhundert lang hatte Monica den Frauen einen Traum verkauft. Den Traum von Schönheit und Vollkommenheit. Eine neue Gesichtscreme, ein anderer Lidschatten brachten die Veränderung, machten sie begehrenswert und dadurch glücklich. Daß diese Versprechungen sich nicht bewahrheiteten, schien keine Rolle zu spielen. Monica verkaufte die Hoffnung, und die Frauen suchten weiter rastlos nach dem richtigen Mittel, dem, das den Durchbruch brachte.
    Seit Monica in einem kleinen Schönheitssalon in Lower Manhattan angefangen hatte, seit einer aufgelösten Verlobung, einer inhaltlosen Ehe, die ihr Unsicherheit, Traurigkeit und Unzufriedenheit gebracht hatte, hatte sich nur der Umfang ihres Umsatzes verändert. An diesem

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