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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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daß Ihr Vater in der Armee gedient hat und Lilas Vater ein angehimmeltes Idol war, die Produzenten Ihrer Show für sie eingenommen hat? Nein, nein, Sie brauchen nicht zu antworten. Ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
    Neil wandte sich der anderen Seite des Raumes zu. »Rein zufällig ist Lila Kyle mit Tori Spelling in die Westlake School gegangen. Eine Schule mit nur hundert Schülern. Nun wollen wir das mal untersuchen.« Neil tat so, als müsse er nachrechnen. »In meiner High School, Evander Childs in der Bronx, hatten wir vierhundert Schulabgänger pro Jahr, und nicht einer, nicht ein einziger hat es zu einer ordentlichen Fernsehsendung gebracht. Ist das zu glauben? Alles nur Versager, denkt ihr, ja? Aber Westlake bringt gleich zwei hervor. Die müssen echt einen anspruchsvollen Lehrplan haben. Meint ihr nicht auch? Außerdem schadet es natürlich nicht, wenn die Mamis und Papis der Mädchen in der Branche sind.« Neil schüttelte den Kopf. Er erntete den einen oder anderen Lacher. »Seht ihr, meine Lieben, es wird täglich klarer, daß man es in dem Geschäft nur zu etwas bringt, wenn man zum Showbusiness gehört. Es ist wie eine Dynastie.« Er sah wild, böse, bitter und sehr intensiv aus. Das war der alte Vortrag, den Jahne aus New, York noch kannte. Doch er hatte ihn erweitert und teilte niederträchtigere Schläge aus.
    Jahne sah Neil wie gebannt an.
    »Ich spreche nicht von den Geschwistern wie Penn und Garry Marshall oder Randy und Dennis Quaid.« Neil wurde lauter. Er schrie die Worte fast. »Wenn die Kids sich untereinander helfen, ist das ganz okay. Ich helfe ja auch meiner Schwester Brenda. Aber ich habe was dagegen, daß diese Scheiß Tori Spelling rein zufällig die Hauptrolle in dieser Serie bekommt, einer Serie, die ebenfalls rein zufällig von ihrem Vater produziert wird. Und von was handelt sie, meine Lieben? Von einer reichen Beverly-Hills-Göre in der High School. Na, erfordert das nicht echte Schauspielkunst?« Die Zuhörer lachten. »Eine Naturbegabung, wie? Sie wird die nächste Sigourney Weaver sein. Ach, das wusstet ihr nicht?« Neil tat überrascht. »Ihr wusstet nicht, daß Sigourneys Vater ganz oben im Sender sitzt? Wie, zum Teufel, dachtet ihr denn, daß sie ihren Job bekommen hat? Die Sigourneys sind die, die ich die Heimlichen nenne. Deren Familienbeziehungen sind nämlich nicht so allgemein bekannt wie die von den Sheens und den Fondas. Wie ich hörte, ist Seymore LeVine, Bob LeVines Sohn, der, wie ihr wißt, der Boss von International Studios ist, gerade zum Associate Producer aufgestiegen...«
    Der Rest von Neils Vortrag lief mehr oder weniger auf das hinaus, was Jahne aus New York kannte, wenn man davon absah, daß es jetzt alles verzweifelter und härter klang. Ach Neil, dachte sie, was ist aus dir geworden? Du bist schon immer hart bis an die Grenze gegangen. Aber nun hast du sie überschritten.
    »Blut ist dicker als Begabung«, sagte Neil gerade. »Das hat mal jemand gesagt. Aber was soll's? Diese Bastarde stehlen mir ja auch die Rollen.« Neil kam zum Ende. »Wisst ihr, wer die einzigen Leute dieser Stadt sind, die den Weg nach oben aus eigener Kraft geschafft haben? Autodiebe und Huren.«
    Endlich war es vorbei. Doch bevor er die Bühne verließ, rief Neil wie üblich dazu auf, seiner Anti-Vetternwirtschaftsliga beizutreten, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Toris und Lilas aus dem Geschäft zu katapultieren. In Jahne stieg Übelkeit hoch. »Können wir gehen, Michael?« fragte sie leise.
    Im Auto fühlte sie sich noch schlechter, fast schwindlig. Neil hatte einen bösartigen, ja, wahnsinnigen Eindruck gemacht. Wie ein geprügelter Hund, der nun gefährlich wird.
    »Das hat dir offenbar nicht gefallen«, meinte Michael. »Es tut mir leid. Aber damit wird sich der Eindruck verdrängen lassen.«
    Er fuhr an den Straßenrand und griff in das Handschuhfach. Dem entnahm er ein eingewickeltes Geschenketui. »Für dich«, sagte er nur.
    Jahne brauchte einen Augenblick, bevor sie sich fassen konnte. Sie öffnete die schwarze Schachtel. In der Samtpolsterung lag eine Kette mit drei goldenen Sternen als Anhänger und einem Brillanten in der Mitte.
    »Wie entzückend! Aber das kann ich nicht annehmen, Michael. «
    »Du hast es gerade angenommen.« Er nahm die Kette aus ihrer Hand und legte sie um ihren Hals.
    Jahne war gerührt. Gerade jetzt, wo sie so deprimiert war, schenkte Michael ihr etwas so Großzügiges! Nie zuvor hatte sie von einem Mann ein so teures

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