Die schoenen Hyaenen
muskulösen Körperbau passen wollte, und der ihr ohne Umschweife klarmachte, daß sie gefährlich lebte und ihr Haus nicht ausreichend gesichert war. Es lag an einer öffentlichen Straße. Man konnte in ihren Wohnraum sehen. Er fragte sie nach den Briefen, die sie erhielt, und sie gestand ihm, daß sie mitunter Angst verspürte, wenn sie die zahlreichen Briefe aus den Gefängnissen las, manche obszön, manche poetisch, Liebes- und Drohbriefe, Briefe von Verrückten und Perversen.
Auch die Gegend, in der sie wohnte, wurde von La Brecque bemängelt. Dabei fühlte sie sich hier gerade wohl.
»Was kann ich denn tun?« fragte sie kleinlaut.
»Sich anderswo ein Haus kaufen. Wir werden dafür sorgen, daß Ihre Steuerunterlagen versiegelt werden, damit sich niemand mehr Ihre Anschrift beschaffen kann. Wir werden jedes Haus, für das Sie sich entscheiden, erst auf seine Sicherungsmöglichkeit testen, bevor Sie den Kaufvertrag unterschreiben. Sie müssen jedenfalls hier raus.«
»Aber ich habe doch noch einen laufenden Mietvertrag!« protestierte sie.
»Miss Moore, ich möchte nicht melodramatisch sein. Doch hier geht es um Leben oder Tod. Kennen Sie Robert Brado?« »Nein.«
»Er ist zu Rebecca Schaeffer gekommen. Sie spielte die Hauptrolle in einer Serie und wohnte in einem ähnlichen Haus wie diesem. Sie kannte Brado nicht, öffnete ihm die Tür, gab ihm ein Autogramm. Sie war nett zu ihm. Doch das genügte nicht. Er kam wieder und ermordete sie.«
Jahne fröstelte. »Ich werde Ihre Vorschläge befolgen.«
»Wir brauchen die Namen Ihrer Freunde, ehemaligen Liebhaber und Feinde. Sagen Sie uns, ob es berufliche Eifersüchteleien gibt. Das wird alles völlig vertraulich behandelt. Es gab und gibt keine undichte Stelle in unserer Organisation.«
Jahne erschrak, als er ihr die Kosten nannte. Fünfzigtausend Dollar. Damit hätte Jahne vielen Patienten von Dr. Moore helfen können.
»Sie müssen es einfach als Preis für Ihren Job ansehen«, meinte der Mann tröstend.
Das Telefon klingelte, als Jahne gerade einen Brief an Brewster Moore begann.
»Jahne, hier spricht April Irons. Habe ich einen schlechten Moment erwischt?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich habe gerade meinen Ausblick genossen und darüber nachgedacht, wie schön es in Kalifornien ist. Wie geht es Ihnen, April?«
»Es könnte mir nicht besser gehen. Und wenn Sie hören, was ich Ihnen zu sagen habe, fühlen Sie sich wie ich. Sam und ich sind von Ihnen begeistert. Wir haben uns den Test mehrmals angesehen. Wir finden Sie perfekt für die Rolle der Judy in Birth of a Star .«
Jahnes Herz klopfte wie wild. Ihre Vermutung hatte nicht getrogen. Sam hatte sich von ihr mitreißen lassen. »Das ist wirklich eine gute Nachricht, April. Danke!« Doch statt zu jubeln und sich zu freuen über den bestandenen Test, dachte Jahne über das »wir« nach. April hatte von Sam und sich gesprochen. Und warum hatte Sam sie nicht angerufen?
»Wir besprechen die Einzelheiten mit Ihrem Agenten. Doch das wollte ich Ihnen persönlich sagen. Sind Sie übrigens noch immer bei Sy Ortis?«
Noch immer? Die Frage überraschte Jahne. »Ja.«
April seufzte. »Gut. Wir werden mit ihm sprechen. Aber ich sehe keine Schwierigkeiten. Sie werden großartig sein.«
»Vielen Dank!« Jahne hatte es geschafft. Sie erhielt die Hauptrolle in einem Film. Vorausgesetzt, sie wollte das. Sy würde das nicht gefallen. Er hatte ihr den Gedanken an diesem Film ausreden wollen. Mehr als einmal. Doch hier ging es um Jahnes Karriere und ihre Entscheidung. Nicht die von Sy. »Schicken Sie den Vertrag bitte erst an mich, April. Ich möchte mir das überlegen und ihn dann selbst an Sy weitergeben. «
»Kein Problem. Und meinen Glückwunsch, Jahne.«
Jahne legte auf. Sie konnte es kaum glauben. Eine Hauptrolle in einem Film, bei dem Sam Regie führte! Sie tanzte durch das Zimmer. Wie gern hätte sie jetzt jemanden angerufen. Ihr fiel nur Mai ein. Wen hätte sie auch sonst anrufen sollen? Sie wollte Mai auch einen Job beim Film verschaffen und sich weiter von ihr die Kostüme machen lassen. Damit war ihnen beiden geholfen.
14.
Es schien Lila, als wollten sie alle etwas von ihr. Marty wollte ihre Dankbarkeit, Michael ihren Körper, Robbie ihren Ruhm und jedes Arschloch ihr Autogramm. An diesem Nachmittag wollte Lila nur allein sein. Doch auch das war ihr nicht vergönnt.
Tante Robbie hatte angerufen und gebeten, vorbeikommen zu dürfen. Daraus schloß Lila, daß es sich um keinen freundschaftlichen Besuch
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