Die schoenen Hyaenen
»Momentan nicht. Ich bin in Oregon.«
»Was machst du denn da?« Sie hätte ihn gern gebeten, nach L.A. zu kommen. Es tat so gut, seine Stimme zu hören.
»Ich bin da hinter einem Geschäft her, mein Schatz, und kann noch nicht fort. Aber, Sharleen, ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
So schnell wie die Freude bei Sharleen gekommen war, so schnell verflog sie wieder. Das hätte ich eigentlich wissen müssen, dachte sie. So lief das doch, seit sie für die Serie engagiert worden war. Jeder wollte etwas von ihr. Niemand fragte sie, was sie vielleicht haben wollte. Sie schüttelte jedoch ihre Enttäuschung ab. Denn sie und Dean schuldeten Dobe eine Menge. Bevor sie zustimmen konnte, fuhr Dobe fort. »Wenn du zuviel zu tun hast, Schatz, hat dein alter Dobe dafür Verständnis. Ich möchte nicht, daß du dich kaputtmachst. «
»Nein, Dobe. Du kannst mir glauben, daß ich dir gern einen Gefallen tun werde.«
»Danke. Hör mir also gut zu. In drei Wochen ist eine Zollversteigerung der Vereinigten Staaten im Federal Building im Zentrum von L.A. Du sollst für mich zu der Auktion gehen und etwas für mich ersteigern. Schreib dir das bitte auf. Gib ein Angebot auf die Nummer 604 ab. Würdest du das für mich tun, Sharleen? Es beginnt morgens um neun Uhr und wird eine Weile dauern, bis die Nummer 604 aufgerufen wird. Aber das ist wichtig für mich. Natürlich bezahle ich dir, was du ausgibst. Geh nicht höher als fünfzig Dollar. Keinesfalls darfst du mehr als fünfundsiebzig ausgeben.«
Sharleen schrieb eifrig mit. »Moment mal, Dobe. Was ersteigere ich denn da? Diese roten Pillen? Es sind doch nicht Drogen oder so etwas?«
»Sharleen, das ist eine hundertprozentig saubere Sache. Es geht hier um Zollwaren der Regierung, und ich würde mich nie mit der Regierung anlegen. Das kannst du mir glauben.«
»Gut. In drei Wochen gehe ich also zu der Auktion und biete auf diese Nummer. Und dann?«
Dobe erklärte ihr, wie das registriert und bezahlt wurde. Außerdem diktierte er ihr eine Nummer, die sie nach der Auktion anrufen sollte, damit er für den Abtransport Sorge tragen konnte. »Hast du das alles notiert, Kleine?«
»Sicher, Dobe. Du kannst dich auf mich verlassen. Wann sehen wir dich denn wieder?«
»Ich bin nächsten Monat in der Stadt, Sharleen. Dann setzen wir uns gemütlich zusammen. Nur du und Dean und ich, und ihr erzählt mir, wie es ist, reich und ein Hollywoodstar zu sein.«
»Dobe«, flüsterte sie. »Ich bin gar nicht sehr glücklich. Echt, ich fühle mich so einsam.« Sie brach in Tränen aus.
»Aber, aber, armes kleines Mädchen. Wie ich dir vorhergesagt habe, ist es nicht leicht, schön zu sein. Und es ist noch schwerer, schön und reich zu sein. Aber, mein Kleines, nun wisch dir die Tränen ab. Dobe kommt nächsten Monat zu euch und sorgt für euch.«
»Dobe, du fehlst mir so sehr!« Doch sie wußte nicht, ob er das noch gehört hatte. Denn die Verbindung brach ab.
13.
Bedauern Sie mich mal, mich, Laura Richie! Leider wird man stets am Erfolg des letzten Skandalbuchs gemessen. Und so viele Skandale gibt es gar nicht mehr. Nun, das ist wohl nicht ganz richtig. Es gibt jede Menge mittelmäßiger, banaler Skandale, doch die reichen nicht für einen Bestseller. Zuletzt habe ich über Christina Onassis und über Cher geschrieben. Doch seither ist diese Wiese abgegrast. Ich suche also nach einem neuen Thema.
Gerade beim Klatsch sind die Leute anspruchsvoll. Mit Unzucht und Unterschlagung lockt man niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Zudem gerät so ein Skandal schnell in Vergessenheit, es sei denn, ein Prominenter ist in den Skandal verwickelt. Über einen heimlichen Transvestiten zu schreiben, ist nur schmutzig und pathetisch. So, wie die Dinge liegen, gibt es kaum noch Schockierendes. Nehmen Sie doch die arme Madonna. Sie sah sich sogar gezwungen, sich selbst beim Geschlechtsverkehr mit ihrem Hund zu fotografieren, damit sie wieder in die Schlagzeilen kam.
Mein Verleger setzt mich unter Druck. Ich habe zwischen einer umfassenden Woody-Allen-und-Mia-Farrow-Story geschwankt und einer unbestätigten über Michael McLain. Doch ich fürchte, daß Woody zu sehr New Yorker Jude ist, als daß er genügend Leser anzieht. Und Michael ist schließlich schon seit Urzeiten da und im Grunde kalter Kaffee. Außerdem kaufen vorwiegend Frauen die Klatschromane, und die lesen lieber Klatsch über ihre Geschlechtsgenossinnen. Meine Sekretärin hat gemeint, ich solle eine Dreierbiografie über die Stars
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