Die schoenen Hyaenen
handelte. Irgendwas braute sich da zusammen.
Sie streckte sich auf der Liege am Pool aus. Unter ihr lag der Strand von Malibu. Der weiße Sand blendete in der Sonne, die Wogen des Pazifiks rollten pausenlos auf dem Strand aus. Die Verspannungen in Lila lösten sich. Da hörte sie schwere Schritte. Sie öffnete die Augen. Tante Robbies mächtiger Körper tauchte auf. »Wo hast du denn deine Rollschuhe?« fragte sie ihn, als er sich schwerfällig neben ihr auf einer Liebe niederließ.
»Dieser José hat die Räder festgeleimt. Sie drehen sich keinen Zentimeter mehr.«
Mit einem Handtuch tupfte Lila sich den Schweiß von der Stirn. »Wenn du etwas trinken willst, mußt du es dir selbst holen. Und bring mir eine Diätcola mit.«
»Wo ist denn Yolanda?«
»Du lebst hinterm Mond, Robbie. Yolanda ist schon vor drei oder vier Wochen rausgeflogen. Das letzte faule Schwein habe ich heute morgen an die Luft gesetzt. Carmen oder Carmela oder so.«
»Warum? Hat sie versucht, sich deine Krone aufzusetzen?« fragte Robbie anzüglich.
Die Frage war Lila zu spitz gewesen. Ihre Muskeln verkrampften sich wieder. Allmählich mußte Robbie wirklich gehen. Sie wartete, bis er mit den Getränken wiederkam. »Ich brauche mein Privatleben. Wenn ich ihnen sage, daß sie ein Zimmer nicht betreten sollen, sind sie kurz darauf drin. Überall schnüffeln sie herum. Also gut, Robbie, du hast was auf dem Herzen. Raus damit. Ich kann diese kleinen Seitenhiebe nicht leiden. Sie erinnern mich an jemanden.«
»Also gut.« Er nahm einen Schluck von seinem Wodka Collins, als müsse er seine Stimmbänder ölen. Lila wartete.
»Ich habe deine Mutter besucht.« Er wartete auf Lilas Reaktion.
»Ist sie noch nicht tot?« fragte Lila nur.
»Es geht ihr nicht gut, Lila. Sie zerfällt.«
»Das tut auch die Sowjetunion. Beides läßt mich kalt.« Robbie stand auf und setzte sich auf das Fußende von Lilas Liege.
»Lila, ich brauche deine Hilfe, damit sie wieder auf die Beine kommt. Bitte, Lila. Immerhin hattest du einiges mit ihrem Zusammenbruch zu tun.« Er nahm noch einen Schluck und hielt das gekühlte Glas ein Stück von sich, als müßte er es untersuchen. »Außerdem bist du ihre Tochter.«
Lila handelte aus einem Reflex heraus. Mit beiden Füßen stieß sie Robbie in die Seite, so daß er von ihrer Liege plumpste. Sie interessierte sich nicht für das Entsetzen auf seinem Gesicht, sondern nur für ihren Zorn. »Du verdammter Lügner!« schrie sie. »Du bist doch nur eifersüchtig, weil sie mit Kevin mehr Zeit verbringt als mit dir. Und dann hast du auch noch die Stirn, mir Schuldgefühle einreden zu wollen? Lebt deine eigene Mutter nicht von der Wohlfahrt irgendwo in Minnesota? Du kennst nicht einmal ihre Adresse. Und du glaubst mir sagen zu müssen, wo meine Verantwortung liegt? Nun, ich bin nicht ihre Tochter. Begreif das endlich. Ich bin es nicht und war es nie.«
Robbie erhob sich mühsam, während Lila zum Haus ging. Er jammerte ihr nach. »Das schaffe ich doch allein nicht, Lila. Sie braucht Hilfe, und es gibt niemanden, der ihr helfen kann, außer dir und mir. Ken geht nicht in ihre Nähe und läßt sie auch nicht mehr in mein Haus. Du mußt... «
»Ich muß gar nichts, Robbie. Hast du mich verstanden? Scheiß drauf. Sie ist deine Freundin, nicht meine.« Lila stürmte ins Haus, dicht gefolgt von Robbie.
»Wenn du nichts unternimmst...«
»Was ist denn dann? Was, Robbie? Was kann Lila Kyle wohl passieren, wenn sie sich nicht um Theresa O'Donnell kümmert?«
Robbie rieb sich den schmerzenden Po. »Geh zu ihr, Lila. Nimm den Kontakt wieder zu ihr auf. Sie liebt dich auf ihre Weise. Und sie vermißt dich.«
Über Lila kam eine plötzliche Ruhe. Sie hatte geglaubt, Robbie habe für sie Verständnis. Doch das fehlte ihm. Er hatte sie nie verstanden, sondern immer auf Theresas Seite gestanden. Er war nett zu Lila, damit er mitbekam, was in der Szene lief und um das einzuleiten, was er heute versuchte: Lila wieder unter Theresas Knute zu bringen. »Sie liebt weder mich noch sonst jemanden. Sie will nur nicht mehr am Rand stehen. Sie will in Hollywood wieder etwas zu sagen haben. Sie vermißt ein Publikum, nicht ihre Tochter. Geh wieder zu ihr und sag ihr, daß sie krepieren soll. Und wo du einmal dabei bist, kannst du gleich mit ihr krepieren, du Verräter.«
Lila ging gelassen zu der Treppe, die hinauf in ihr Schlafzimmer führte. Sie drehte sich noch einmal um. »Und jetzt verlasse mein Haus, Robbie, und komm mir nie wieder in die
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