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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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gemeiner Schlag. Lila keuchte. Sie faßte sich an die Wange, ging einen Schritt auf ihre Mutter zu, hielt aber gleich wieder inne. Ihre Stimme klang nun tief und drohend. »Das wirst du nie wieder tun. Solltest du es versuchen, bringe ich dich um. Doch soviel bist du mir gar nicht wert. Du kotzt mich an. Deine ständigen Intrigen und Tricks kotzen mich an. Ich bin keine Puppe. Herrgott, ich bin noch nicht mal deine gottverdammte Tochter.«
    Theresa wurde leichenblaß. »Wag es nicht, das noch einmal zu mir oder zu sonst jemandem zu sagen!« Speichel rann aus Theresas Mundwinkeln.
    Lila wandte sich ab. »Ich gehe.« Sie schritt auf das Haus zu.
    »Wag es nicht! Wohin willst du denn gehen?« schrie die Puppenmutter hinter ihr her. »Du besitzt keinen Penny. Und wer will dich schon haben?« Ihre Stimme überschlug sich. »Wag es nicht, mein Haus zu verlassen, Lila.«
    Erst als niemand ihre Tränen sehen konnte, ließ Lila ihnen freien Lauf. Aber sie blieb nicht stehen.

6.
    Zum besseren Verständnis dieser Geschichte müssen Sie mehr über Neil Morelli wissen. Seit der Emmy-Verleihung kennt ihn jeder. Vorher war er unbekannt. jetzt ist er berühmt — berüchtigt, damals war er nur ein Komiker unter vielen, der auf eine eigene Show hoffte. Er lechzte nach Anerkennung. Wie ihm ging es hunderten hungriger Entertainer in New York, die alle auf den großen Coup warteten. Abgesehen davon war er Mary Janes bester Freund.
    Nachdem Neil Morelli den Schauplatz von Mary Janes Demütigung in dem Kirchenkeller verlassen hatte, machte er sich auf den Weg zur Arbeit. Eines Tages wird sie klüger sein und merken, wer sie wirklich liebt, dachte er. Er gestattete es sich nicht, deprimiert zu sein. Mit Elan verließ er den Fahrstuhl im achtundzwanzigsten Stock des Rockefeller Centers und betrat die Anwaltsfirma, in der er als Schreibkraft an einem Computer arbeitete. In dem großen Schreibsaal saßen die Angestellten hinter ihren elektronischen Geräten. Neil begrüßte die Kollegen freundlich. Dana, die Leiterin des Schreibbüros, winkte ihn heran, dabei rutschte ihr wie üblich die Brille über die magere Nase nach unten. Neil haßte Dana. Auch sie wurde von dem Ehrgeiz getrieben, Erfolg beim Theater zu haben. Doch darin unterschied sie sich von Neil, denn sie besaß nicht die geringste Chance, auf der Bühne Karriere zu machen. Oft genug hatte sie vorgesprochen, stets ohne Erfolg. Die Misserfolge hatte sie verbittert.
    Sieben Jahre arbeitete Neil bereits in dem Büro. Abends jobbte er als Entertainer in Clubs und Bars, anfangs in recht finsteren, doch nach und nach in besseren. Das erregte Danas Neid. Mit sadistischer Freude wischte sie Neil eins aus oder rügte ihn, sooft es ging.
    Diesmal tadelte sie ihn, weil er wieder zu spät kam.
    »Ich weiß und bitte um Entschuldigung«, sagte Neil. Alle blickten zu ihm hin, obwohl ihre Finger weiterhin über die Tasten huschten. Neil zog ein angemessen betretenes Gesicht. Keine flotten Sprüche jetzt. Er wußte, wie er ein Publikum in den Bann ziehen mußte. Nun wandte er sich an seine Kollegen vor den Monitoren. »Hallo, Leute! Was ist der Unterschied zwischen einem Geier und einem Anwalt?« Sie warteten gespannt. »Der eine ist ein verlaustes Vieh, das sich von den Unglücklichen dieser Welt ernährt.« Eine Kunstpause. »Der andere ist ein Vogel.«
    Alle tobten vor Lachen. Dana nicht. »Das ist das dritte Mal in dieser Woche, daß du zu spät kommst, Neil, und heute ist erst Mittwoch. «
    Neil blieb die Ruhe in Person. Er wußte, daß das ein guter Witz war, den sie aber nicht verstand oder nicht verstehen wollte.
    »Ich kann dich nicht dauernd vor dem Chef decken«, fuhr sie fort und log damit sträflich. Denn der Chef wußte nur das, was Dana ihm sagte. »Ganz unter uns, Neil, hier bekommst du mehr bezahlt als in deinen Clubs. Hier verdienst du deine Brötchen, Neil.«
    Super, dachte er. Diesmal gebe ich es dir. Wochenlang hatte er sich zwingen müssen, nichts von seinen Zukunftsaussichten auszuplaudern. Endlich war seine große Stunde da.
    »Für die Clubs arbeite ich auch nicht mehr, Dana.«
    »Das ist vernünftig. Soweit ich weiß, hat sich ja auch in letzter Zeit nichts mehr für dich ergeben.«
    »Hier werde ich allerdings auch nicht mehr arbeiten.« Alle im Saal hörten auf zu schreiben.
    »Wie bitte? Warum denn nicht?«
    »Weil ich eine eigene Fernsehshow in L.A. angeboten bekommen habe.«
    Die Kollegen, eine zusammengewürfelte Gruppe aus Versagern und Aussteigern, applaudierten,

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