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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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erwiesen. Im Vergleich zu Boyd wirkten die anderen Jungen kindisch.
    Sie unterhielten sich, denn auch das gehörte zu Boyds Vorzügen: Er konnte zuhören.
    »Weißt du, daß du das hübscheste Mädchen der ganzen Schule bist?« fragte er nach einer Weile.
    Sharleen errötete vor Freude.
    »Du schreibst auch die hübschesten Gedichte. Das Gedicht in der Schülerzeitung neulich hat mir super gefallen. Du bist nicht wie die anderen Mädchen. Sharleen... willst du meine feste Freundin werden?«
    Boyd war der reichste Junge der Gegend, der einzige, der ein neues Auto fuhr, keinen Gebrauchtwagen. Er wirkte reifer als seine Klassenkameraden, hatte aber noch ein jungenhaftes Gesicht, eher wie Dean. Sharleen hatte immer ein wenig Angst vor dem Flirten, doch nicht darum zögerte sie. Hin und wieder konnte sie mit Boyd ausgehen. Vielleicht einmal die Woche. Öfter nicht. Sonst würde Daddy dahinterkommen. Außerdem wäre dann Dean zuviel allein. Aber wie sollte sie das alles Boyd erklären?
    »Boyd, ich möchte mit niemandem fest befreundet sein. Ich hab dich wirklich gern, Boyd. Ehrlich. Aber momentan darf ich keinen festen Freund haben.« Sie spürte, daß ihre Antwort ihn enttäuschte und versuchte, ihn aufzurichten. »Können wir nicht einfach eine Zeitlang gute Freunde sein, Boyd? Du weißt schon, zusammen rausfahren und uns nur unterhalten? Ohne all den Aufstand. Ich hab dich wirklich lieb.«
    Wenn er ihr fester Freund wurde, würde sie auch seinen Freundschaftsring tragen müssen. So was wurde bemerkt. Daddy konnte Schwierigkeiten machen, und Dean würde sich vernachlässigt fühlen, vielleicht sogar eifersüchtig werden. Sie küßte Boyd auf die Lippen, ganz zart. Dann wich sie wieder zurück.
    »Sharleen, ich liebe dich. Ich werde alles tun, was du willst, aber ich möchte gern so oft es geht, mit dir zusammen sein.«
    Sie hörte das Geräusch Sekundenbruchteile, bevor der Baseballschläger auf Boyds Hinterkopf krachte. Erst da erkannte sie ihren Vater. Er torkelte um den Wagen herum, den Baseballschläger nach immer in der Hand. Boyd sackte nach vorn, mit dem Kopf aufs Steuerrad. Blut spritzte umher, Unmengen von Blut. Im Nu war der Sitz durchtränkt.
    »Du dreckiges Luder«, fauchte Sharleens Vater. »Knutschen mit Fremden. Raus aus dem Wagen, du Flittchen.«
    Sharleen starrte entgeistert auf Boyds blutenden Kopf. Ihr Vater zerrte an dem Türgriff. Doch in seiner Erregung gelang es ihm nicht, die Tür zu öffnen. Sharleen versuchte über den Rücksitz den Wagen zu verlassen. Doch ihr Vater packte ihr Fußgelenk und zerrte sie mit solcher Gewalt zurück, daß es ihr den Atem verschlug. Sie konnte nicht einmal mehr schreien. Instinktiv wußte sie, daß ihr Vater jetzt zu weit gehen würde. Er wollte sie töten.
    Unter einem gewaltigen Aufgebot ihrer Kräfte stieß sie mit beiden Beinen nach ihm. Er verlor die Balance. Sharleen sprang aus dem Auto und rannte zum Wohnwagen.
    »Dean!« schrie sie. »Hilf mir, Dean!«
    Ihr Vater holte sie ein, warf sie zu Boden. »Kleine läufige Hündin! Wie deine Mutter. Aber ich werd's dir schon austreiben. Du hurst nie wieder mit hergelaufenen Jungen herum.« Er drehte sie auf den Rücken, setzte sich rittlings auf sie und schlug sie ins Gesicht.
    »Dean! Hilf mir!« schrie Sharleen so laut sie konnte. Nach dieser gewaltigen Kraftanstrengung atmete sie nur noch mühsam. Ihr Vater nutzte die Gunst der Stunde. Er riß ihr Rock und Bluse auf. Gegenwehr nutzte nichts.
    Sharleen begann zu beten. Halblaut und inbrünstig. Sie schloß die Augen. Der faul riechende Atem ihres Vaters verursachte ihr Übelkeit. Sie hörte, wie er den Reißverschluß seiner Hose öffnete. Da betete sie lauter.
    Sie sah den Schläger nicht, sah auch nicht, daß Dean ausholte. Sie hörte nur, wie das Holz auf den Kopf ihres Vaters krachte. Es gab ein schreckliches, knirschendes Geräusch. Sharleens Peiniger fiel von ihr herunter. Er gurgelte noch einmal. Erst als Sharleen die Augen öffnen und sich hochrappeln konnte, sah sie ihn im Schmutz liegen. Blut sickerte in den Boden. Er rührte sich nicht mehr. Da freute sie sich.
    Dean stand wie gelähmt da. Sharleen rannte zu Boyd. Sie sah auf den ersten Blick, daß der Schlag mit dem Baseballschläger ihn getötet hatte. Sein Gesicht war entspannt, trotz der Unmengen von Blut und Gehirnmasse, die aus seinem Kopf quollen. Es war so schnell gegangen, daß Boyd seinen Tod nicht mehr gespürt hatte.
    Sharleen ging zu Dean zurück. Sie legte die Arme um ihn. »Danke, Dean.

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