Die schoenen Hyaenen
stampften mit den Füßen und gratulierten ihm überschwenglich. Nur Dana saß wie erschlagen da. Neil wartete, bis sich alle beruhigt hatten. Er brauchte die Stimme nicht mehr zu erheben, es war mucksmäuschenstill. »Ich kündige hiermit.« Er nahm seine Tasche und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um, weil er seinen Kollegen zum Abschied noch mit einem Anwaltswitz Freude machen wollte. »Warum hat New York alle Anwälte und New Jersey alle Giftabfälle?« rief er.
Erwartungsvoll sahen ihn alle an. »Warum?« brüllten sie.
»Weil die beiden gewettet haben, und New Jersey hat gewonnen.« Hinter sich hörte Neil noch das schallende Gelächter. Er wandte sich noch einmal Dana zu. Jetzt endlich konnte er ihr all die Sticheleien und Gemeinheiten heimzahlen. »Laß dich nicht stören, Dana. Denk dran: Hier verdienst du deine Brötchen.«
Auf dem Weg zum Fahrstuhl pfiff Neil vergnügt vor sich hin.
Neil schloß seine Wohnung auf, ließ seine Tasche und die Post auf den Küchentisch fallen und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er trank nur selten. Doch an diesem Tag gab es etwas zu feiern. Er blätterte die Post durch, nachdem er den ersten tiefen Schluck getrunken hatte. Rechnungen und noch einmal Rechnungen.
Neil hatte den meisten Clubs schon mitgeteilt, daß er nicht mehr auftreten werde. Jetzt, wo er die Erfolgsleiter zu erklimmen begann, krochen sie wie die Kakerlaken aus ihren Löchern und wieselten um ihn herum, hofierten ihn, behaupteten kühn, sie seien es ja gewesen, die ihn entdeckt und gefördert hatten. Jeder glaubte, bei Neil absahnen zu können. Doch Neil ließ sie alle abblitzen. Sie hatten ihn zu oft wie einen Bettler behandelt und ihn gedemütigt.
Neil dachte an Sam Shields. Auch so ein Mistkerl. Neil be dauerte an sich die bevorstehende Trennung von Mary Jane und der Truppe. Doch er genoß noch im Nachhinein Triumph, als er ihnen von seinem Erfolg erzählte. Sam, dieser aufgeblasene Bastard, spielte sich auf, als gehöre die ganze Truppe ihm persönlich. Was für eine Gemeinheit, Mary Jane vor ihnen allen so bloßzustellen! Obendrein betrog er sie nach Strich und Faden, auch wenn Mary Jane das nicht wahrhaben wollte. Neil seufzte.
Wie kommt es nur, daß jemand wie Sam an einer Mary Jane hängenbleibt? Schön ist sie nicht, dachte Neil, aber eine treue Freundin und sagenhaft begabt. Eine Frau mit Herz, die einen Mann ohne Herz liebt. Neil hatte es nie verstehen können, warum Sam mit seinem überheblichen Künstlergehabe so gut bei den Frauen ankam. Schwarze Kleidung und Starallüren!
Neil kannte Dutzende vom Typ eines Sam Shields. Typen, die in hochkarätige Privatschulen gegangen waren, aber behaupteten, von der Straße zu kommen und schrieben Stücke über die einfachen Leute, ihre aber waren gespickt mit Wörtern der feinen, gebildeten Gesellschaft. Neil kam von der Straße. Sein Dad war ein unbedeutender Rabbi in New York gewesen. Mit der hochnäsigen »besseren Gesellschaft« konnte Neil nichts anfangen. Er haßte sie. Aus der Ferne beobachtete Neil, wie Sam sich als Bursche aus der harten Gosse aufspielte und die Frauen ihm reihenweise verfielen und die Beine für ihn breitmachten. Man konnte die Achtung vor den Weibern verlieren.
Für einen so kleinen, mageren und häßlichen Kerl hatte Neil bei den Frauen, mit denen er ihm Lauf der Jahre geschlafen hatte, nicht schlecht abgeschnitten. Doch er brachte es nie fertig, sie so brutal zu behandeln, daß sie ihn liebten. Weil er Mary Jane liebte, konnte er sie erst recht nicht hart anfassen.
Kurz darauf schüttelte Neil sein Selbstmitleid ab. Er begann zu packen.
7.
Sharleen war glücklich. Sie war mit Boyd ausgegangen. Die beiden trafen sich schon seit fast einem Monat. Boyd benahm sich richtig super. Schon neben ihm in seinem roten Cabrio zu sitzen, machte Spaß.
Seit Sharleen sich mit Boyd verabredete, begriff sie immer deutlicher, daß er sie wirklich mochte. Das sah sie an seinen Blicken.
Viel zu schnell neigte auch dieser Abend sich dem Ende zu. Sie saßen noch eine Weile auf der unbefestigten Zufahrt zu dem Wohnwagenplatz. Boyd hatte den Motor abgestellt und die Scheinwerfer ausgemacht. Die Stille der Nacht umfing sie. Sharleen legte den Kopf zurück und blickte zum Sternenhimmel hoch.
Sharleen war dankbar, daß Boyd nicht sofort an ihr herumgrabschte, kaum daß er den Motor abgestellt hatte. Darin unterschied er sich von den anderen Jungen der Schule. Er hatte sich auch als echter Gentleman auf der Party
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