Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
Vom Netzwerk:
einem Filmvertrag sprach, den er für sie ausgesucht hatte, protestierte sie.
    »Noch ein Job? Mr. Ortis, ich bin müde. Ich will nicht mehr arbeiten.« Sie wußte nicht einmal, ob sie die zwei Serienfolgen, die noch anstanden, schaffen würde. »Sie haben mir doch damals gesagt, wenn ich diesen Job hier annähme, wäre ich so reich, daß ich nie mehr arbeiten müßte.«
    Sy lachte. »Nun, es dauert vielleicht ein bißchen länger, wegen der Steuern und der Honorare für Agenten und Anwälte und so. Außerdem habe ich nicht erwartet, daß Sie so schnell berühmt würden, Sharleen. Man muß das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Sie sind jetzt gefragt, und dieser Film wäre super für Ihre Karriere.«
    »Aber ich will gar keine Karriere, Mr. Ortis. Außerdem glaube ich, daß Sie damals recht hatten. Mit den Einnahmen aus dieser Show brauche ich nie wieder zu arbeiten.«
    »Nur, wenn Sie nicht wie eine Königin leben wollen«, billigte Sy ihr zu. »Dieser Film würde Ihnen das Leben einer Königin ermöglichen, wissen Sie. Er macht sie reicher, als Sie sich das in ihren kühnsten Träumen ausmalen können.«
    »Ich bin auch jetzt schon reicher, als ich mir das je hätte träumen lassen.« Sie unterzeichnete das letzte Blatt und gab den Stapel an Sy zurück. »Heute nichts mehr, Mr. Ortis. Ich kann nicht mehr.«
    Sy stand auf. »Also gut, Sharleen. Morgen schicke ich Ihnen den Anwalt mit dem Rest. Ruhen Sie sich jetzt aus, bis man Sie ruft.«
    Sharleen schloß die Augen. »Danke, Mr. Ortis. Sie sind sehr gut zu mir gewesen.«
    Es wurde still um Sharleen. Nur die Klimaanlage summte leise. Sie wollte nicht darüber nachdenken, daß sie Mr. Ortis enttäuscht hatte. Tatsächlich hatte Sharleen in den letzten Monaten sechs Tage die Woche zwölf Stunden täglich gearbeitet. Immer nervös, oft patzend. Es lief besser, seit Jahne ihr half. Anstrengend blieb es trotzdem.
    Sie fühlte eine Hand auf ihrem Arm. Doch Sharleen glaubte noch zu träumen. Es gab so viele Hände, die an ihr zogen, hierhin und dorthin...
    »Miss Smith, Ihr Auftritt ist in zwanzig Minuten.« Sharleen öffnete die Augen und sah Ronnie Wagner neben sich. »Ich muß eingeschlafen sein.«
    »Kann ich etwas für Sie tun? Vielleicht einen Cappuccino?« fragte Ronnie.
    »Ja, das wäre prima.« Sharleen setzte sich und stöhnte leise.
    »Fehlt Ihnen etwas, Miss Smith?«
    »Nein, ich bin okay. Nur etwas müde.«
    Ronnie wollte etwas sagen, doch dann zögerte sie. Da drängte Sharleen. »Was ist denn los?«
    »Die Präsidentin von einem Ihrer Fanclubs ist draußen und möchte mit Ihnen sprechen. Normalerweise würde ich empfehlen, daß Sie mit ihr sprechen. Aber da Sie so müde sind...«
    Sharleen schüttelte den Kopf. Von Anfang an hatte sie sich klargemacht, daß das zu ihrem Job gehörte. Mitunter überwältigten sie die vielen Fanclubs jedoch. Meist kamen Teenager und junge Frauen, die Sharleen wie eine Göttin anhimmelten. Sharleen versuchte, zu allen lieb zu sein. »Schon gut, Ronnie. Ich spreche mit ihr auf dem Weg zum Set. Vielleicht darf sie bei der Aufnahme zusehen.«
    »Selbstverständlich, Miss Smith.«
    Ronnie ließ den Maskenbildner herein, bevor sie ging. Während er Sharleen zurechtmachte, dachte sie über diese Frau nach, mit der sie gleich sprechen mußte. Sie hoffte, daß sie jung war. Die alten machten ihr Angst. Sie wirkten so arm und ausgebrannt, erinnerten sie an Lamson. Sharleen konnte die Begeisterung von jungen Mädchen noch verstehen, die von der Glitzerwelt des Fernsehens fasziniert waren. Die Schwärmerei legte sich ja mit den Jahren. Aber die älteren, die mit den hochaufgetürmten Frisuren, über die die Crew Witze riß, vor denen schauderte es Sharleen. Das waren Frauen ohne Hoffnung.
    Als sie den Wohnwagen verließ, machte Ronnie eine Kopfbewegung zu der wartenden Frau und warf den Blick bedeutungsvoll zum Himmel.
    Sharleen dachte nur: 0 Gott! Die Frau war nicht nur älter als alle, die Sharleen bisher gesehen hatte. Sie stand auch auf den Zehen vor Aufregung. Eine völlig heruntergekommene Person. Sie war geschmacklos und billig gekleidet. Die fettigen, gefärbten Löckchen reichten bis zur Schulter. Sie trug eine rosafarbene ärmellose Bluse, die sie fest umspannte. Ein Knopf stand offen. Der viel zu enge gelbe Rock war in der Seitennaht aufgeplatzt. Ein dicker Bauch wölbte den Stoff nach vorn. Zwei tiefschwarze Linien ersetzten die Augenbrauen. Das Rouge auf den Wagen war verschmiert und die Lippen orangerot betont. Die Frau

Weitere Kostenlose Bücher