Die schoenen Hyaenen
muß schrecklich einsam sein.
Flora Lee redete pausenlos weiter, über einen Mann nach dem anderen, eine Stadt nach der anderen. Sie winkte die Kellnerin wieder heran. »Willst du auch noch was, Sharleen?« Doch Sharleen schüttelte den Kopf. »Nun, ich möchte noch ein Bier, und ich nehme noch einen Kurzen dazu.« Die Kellnerin nickte, Sharleen wußte nicht, was ein Kurzer sein sollte. Das begriff sie erst, als die Kellnerin neben das Bier ein Glas Whisky stellte. Den trank Momma mit einem Schluck aus.
Wieder sagte Sharleen sich, daß man es Momma kaum verübeln konnte, wenn sie ihre Schwierigkeiten mit Whisky fortspülte.
Flora Lee erzählte weiter. Doch nach einem weiteren Bier und noch einem Whisky wurde die Geschichte immer verworrener.
»Hätte ich nur Geld für die Ausbildung gehabt, dann hätte ich mir ein Geschäft aufgebaut und sofort einen Riesenreibach gemacht. Darauf kannst du dich verlassen. Wo ist eigentlich die Kellnerin abgeblieben?«
20.
Wochenlang hatte Lila Ara mit ihren Telefonanrufen wegen Birth of a Star genervt. Endlich hatte er vorgeschlagen, sie solle ihn in seinem Büro besuchen. Da wußte sie, daß ihre Zeit gekommen war. Ihre Wünsche gingen in Erfüllung.
Lila zog sich für ihren Termin bei Ara sehr sorgfältig an. Sie trug eisblaue Strumpfhosen. Bis auf die war sie noch nackt, als sie vor dem Spiegel stand. Fast die Hälfte ihres langen Körpers waren Beine. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu. Dann löste sie das Handtuch, das sie um das nasse Haar geschlungen hatte. Es fiel in flammenden Wellen auf ihren Rücken und bildete einen starken Kontrast zu den blauen Strumpfhosen. Die weiße Haut betonte die winzigen erdbeerroten Brustwarzen. Lila betrachtete ihre Brüste kritisch. Sie waren tadellos geformt, doch nicht sehr groß. Momentan waren große Brüste in. Doch jetzt, wo sie berühmt war, wollte sie keine solchen Eingriffe mehr riskieren. Das wäre gefährlich gewesen. Man konnte eine Schönheitsoperation nicht geheimhalten.
Zu einem weißen Seidenshirt wählte sie einen weichen, hellgelben Minirock aus Leder. Unter den unzähligen Schuhen suchte sie ein eisblaues Paar aus Schlangenleder mit acht Zentimeter hohen Absätzen heraus. In den Schuhen konnte sie nicht gut laufen. Auch der Rock war alles andere als bequem. Doch sie hatte ja auch nicht vor, sich viel zu bewegen.
Im Badezimmer kämmte sie ihr noch immer feuchtes Haar. Niemals nasses Haar kämmen, hatte Theresa ihr eingeschärft, sonst bricht es. Behutsam zog Lila den Kamm durch das Haar und setzte sich dann unter die Infrarotlampe, um das Haar vollends trocknen zu lassen.
Als sie zu Ara kam, lächelte der breit. »Sie werden ein großer Star. Einen großen Namen haben Sie schon. Aber nun wird es noch mehr.«
»Entschuldigen Sie, aber das weiß ich alles, Ara. Ich hoffe, das war nicht die Neuigkeit, die Sie mir mitteilen wollten. Sie sagten etwas von einer guten Nachricht.«
»Lila, wo bleibt Ihr Sinn für die Werte? Sie kommen herein, setzen sich und stellen sofort Fragen über Fragen. Seien Sie mal ein bißchen verbindlich. Trinken Sie einen Kaffee mit mir oder ein Glas Wein, damit wir uns unterhalten können.«
»Ara, das ist Showbusiness. Was könnte wichtiger sein? Ihre Gesundheit etwa? Das Wetter? Also, haben Sie eine gute Nachricht für mich oder nicht?«
»Die habe ich. Ich habe für Sie die Hauptrolle in dem Film des Jahres.«
Sie wußte es. Dem Himmel sei Dank. Lila lächelte. »Das ist wirklich eine gute Nachricht. Es ist die Hauptrolle, ja, Ara?« Lila strahlte.
»Ja, die Hauptrolle. Und der Film wird ein Kassenschlager werden. Princess of Thyme . Die Thymianprinzessin.«
Lila saß kerzengerade. Nur der Raum schien sich um sie zu drehen. »Princess of Thyme? Ich dachte, wir sprächen von Birth of a Star ?«
»Wie oft habe ich Ihnen in den letzten Monaten schon gesagt, Sie sollten diese Neuverfilmung vergessen? Die ist nichts für Sie. Es ist gut, daß Sie die Rolle nicht bekommen haben. Die Princess of Thyme wird Sie viel größer herausbringen.«
»Ich habe sie nicht bekommen?« wiederholte sie mit hohler Stimme.
»Nein, Lila«, sagte Ara sanft. »Aber ich verspreche Ihnen, daß dieser Film besser ist und wichtiger.«
»Wer hat die Rolle bekommen, Ara?« fragte Lila leise. »Warum quälen Sie sich so, Lila? Sie sind nicht das Mädchen für diese Rolle. Glauben Sie mir.«
»Ara, ich war nie ein Mädchen. Nennen Sie mich also nie wieder so. Wer hat die Rolle bekommen?«
»Ich glaube, sie
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