Die schoenen Hyaenen
Shields also kein toller Regisseur sein mochte, glaubte Michael fest daran, daß er und Julia — nach einigen Änderungen im Drehbuch — dieses Birth of a Star ganz gut durchziehen konnten.
Michaels Stimmungsbarometer stieg etwas. Er holte das Drehbuch aus der Zimmerecke, blätterte es durch und schlug die Seite auf, die er angekreuzt hatte. Er griff nach dem Telefonhörer und rief April zu Hause an. Er kannte sich in diesem Spiel aus: Erst den Trainer anrufen und flotte Sprüche klopfen.
April hob ab, und Michael senkte die Stimme zur tiefstmöglichen Baritonlage. So begann er neckisch: »Sag mir etwas richtig Gemeines, damit mir das Blut stockt.«
»Du bist ein mieser Schauspieler, Michael. Ist das gemein genug?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Also, um was geht es Michael?«
»Julia Roberts. Sie hat doch für Birth of a Star unterschrieben, nicht wahr?«
»Das habe ich nie gesagt, Michael, nur, daß sie im Gespräch war.«
»Moment mal! Die Dreharbeiten sollen in zwei Wochen anfangen und du hast sie noch nicht unter Vertrag?«
»Wir haben gefunden, daß du so eine starke Persönlichkeit bist, daß Julia zuviel des Guten wäre. Wir brauchten ein neues Gesicht, jemand, der für dich das perfekte Gegengewicht abgibt.«
Hatte er das nicht geahnt? Nach zwanzig Jahren in diesem Geschäft besaß Michael McLain einen eingebauten Scheiße-Anzeiger. Er stand jetzt knöcheltief in der Scheiße und sank noch tiefer. »So, und wer ist das?« fragte Michael.
»Das wird dir bestimmt gefallen, Michael. Es ist Jahne Moore. «
Michael schwieg lange. Das war einfach verdammt noch mal zuviel. Ihn mit dieser Fernsehhure zusammenzubringen! »Du irrst, April. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Jahne Moore ist doch ein Niemand!« entsetzte er sich.
»Und ich dachte, du wärst begeistert. Sie ist der Renner des Monats, schön, verhältnismäßig unbekannt im Film, und ihr beiden habt...«
»Sie ist ein Leichtgewicht, April. Fernsehen. Alles wird an mir hängen. Ein neuer Regisseur...«
»Neu nun nicht, Michael. Er hat mir viel Geld mit Jack and Jill eingespielt.«
»Du hast gut verdient, weil du praktisch nichts investiert hast. Shields hat kein Geld eingespielt. Das waren die Buchhalter. Und jetzt gibst du ihm — wieviel? Ein Vierzigmillionen-Budget? Und ein dummes Lieschen vom Melrose Playhouse als meine Partnerin!«
Michael verlor die Beherrschung. Er schrie: »Jetzt verstehe ich. Ein Drama aus dem wirklichen Leben. Verblassender Filmstern, junge unbekannte Fernsehschöne. Perfekt für dich, April. Aber ich gedenke nicht die Last dieses verdammten Films allein zu tragen, April. Ich werde das verdammt noch mal nicht tun.«
»Das brauchst du auch nicht, Michael. Du brauchst nur jeden Tag zu erscheinen und den Regieanweisungen zu folgen. Die Verantwortung für den Film trage ich. Damit das ganz klar ist: Ich bin die Produzentin, du der Schauspieler. Und dein Vertrag ist wasserdicht. Es wurde keine Zustimmung zur Besetzung vereinbart. Also schlage ich vor, daß du pünktlich erscheinst. Anderenfalls bereite dich auf Verhandlungen mit unseren Anwälten vor. Okay?«
April unterbrach die Verbindung, bevor Michael noch etwas sagen konnte.
Sy Ortis und Michael McLain saßen am besten Tisch im »Via Veneto«. Michael hatte die Stimme erhoben. Er sprach entschieden zu laut für ein Lokal, in dem das große Geld, und zwar das ganz große Geld, verkehrte.
Seit zwanzig Minuten haderte Michael wegen seiner Rolle in der Neuverfilmung. April hatte ihn mit Julia Roberts geködert und ihm dann Jahne Moore aufgehalst. Michael beschwerte sich nun über das Drehbuch, über den Regisseur, der ihm zuwider war, und verlangte von Sy, ihn aus dem Vertrag herauszupauken.
Sy hörte nur zu. Er wußte seit über einem Monat, daß Jahne die Rolle bekommen hatte. Michael hatte einen Fehler begangen, indem er Sy von seinen Gesprächen mit April erzählte. Nun gönnte Sy ihm die Enttäuschung.
»Sie müssen mich da einfach rausholen. Diese Scheiße mache ich nicht. Ich denke nicht daran.«
Das war typisch für Michael. Er benahm sich wie ein Kind. »Leider werden Sie das müssen. Da hängt viel Geld dran. Und wenn Sie einen Rückzieher machen, werden Sie zur Kasse gebeten.«
»Sagen Sie ihnen, daß ich krank bin.«
»Auch wenn sie das glauben würden, wäre es im Handumdrehen in der Branche bekannt. Erinnern Sie sich noch, was solche Gerüchte aus Burt Reynolds' Karriere gemacht haben? Sie bekämen auch bei einem nächsten
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