Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
Vom Netzwerk:
Besuche in Kunstmuseen und Abendessen zu zweit.
    Jahne las den zweiten Akt von Birth of a Star. Die Liebesszene. Der Atem stockte ihr, denn das Drehbuch verlangte, daß sie hüllenlos gespielt wurde! Jahne war entsetzt, als sie eine der Regieanweisungen las:
    Nahaufnahme: Er umfasst ihre Brust. Langsamer Schwenk. Seine Hand gleitet von ihrem Knöchel zum Knie, von da aus zu ihren Schenkel.
    Wenn ich das gewußt hätte! Stöhnte sie lautlos. Der Schweiß brach ihr aus. Sie war zu aufgeregt, als daß sie noch die Qualität der Szene hätte beurteilen können. Sie wußte nur, daß sie das nicht spielen konnte. Nicht mit ihrem Körper, nicht mit den Narben.
    Sam mußte das ändern. Anders ging es nicht. Darauf würde sie bestehen.
    Selbstverständlich war Jahne nicht die erste Schauspielerin, die sich dagegen wehrte, nackt vor die Kamera zu treten. Keine Frau, von Exhibitionistinnen einmal abgesehen, machte das gern. Doch Jahnes Vertrag verlangte nichts Derartiges von ihr.
    Den Rest des Manuskripts las sie wie unter Schock. Ihr Urteilsvermögen setzte aus. Sie bereitete sich auf eine heftige Auseinandersetzung am Donnerstagabend vor.
    Das Restaurant, das Sam ausgesucht hatte, war die kalifornische Version einer Sushi-Bar. Kalkig weiße Wände, schwarze Tische und Stühle, eine lange schwarze Theke mit Sushi-Köchen auf der einen Seite und den Menüs auf der anderen. Die meisten Gäste trugen dem Stil des Restaurants Rechnung und waren weiß oder schwarz gekleidet. Das Publikum war eine Mischung aus lässigen jungen Leuten und älteren, die zum Film zu gehören schienen und Armani-Anzüge bevorzugten. Das Lokal war voll, die Tische standen dicht, der Geräuschpegel war entsprechend.
    Sam wurde mit Namen begrüßt. Als Jahne erkannt wurde, entstand ein kurzes Schweigen, wie sie es schon kannte. Sie fürchtete, sich nie an die Begleiterscheinungen ihres Ruhms gewöhnen zu können.
    Sam bestellte Sake. Jahne probierte das Getränk, das in schwarzen Keramiktässchen serviert wurde, mochte den Reiswein jedoch nicht.
    Da Sam sie intensiv musterte, fragte sie direkt: »Stimmt etwas nicht?«
    »Sie erinnern mich an jemanden.«
    Die Selbstdisziplin half ihr. »Na so was!« Sie vertiefte sich scheinbar gelassen in ihre Speisekarte. Das Haar fiel ihr ins Gesicht.
    »Nicht!« Er schob das Haar zurück. »Ich möchte Sie ansehen.« Jahne betrachtete ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. Er hat es gesehen, dachte sie. Endlich hat er mich erkannt. Was passiert nun?
    »Jetzt weiß ich es!« rief er triumphierend. »Die junge Vivien Leigh!«
    Jahne entspannte sich wie nach einer großen Kraftanstrengung. Doch sie fühlte sich schwach.
    »Wie fanden Sie das Drehbuch? Übrigens, hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns duzten?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich brenne darauf, dein Urteil zu hören.«
    »Nun...« Sie mußte jetzt über die Nacktszenen sprechen. »Es gefällt dir nicht? Du findest es schrecklich!«
    »Nein, nein. Es gibt nur gewisse Einschränkungen.«
    »Du mußt das verstehen. Es war nicht einfach, die Vorlage zu modernisieren. Im wesentlichen ist es ja die Geschichte eines sadistischen Mannes und einer masochistischen Frau. Ein altmodisches Melodram.«
    »Altmodisch? Ich finde es ziemlich aktuell.«
    »Du bist mein Tod. Erst Michael McLain, dann du.«
    »Was ist mit Michael McLain?«
    »Er beschwert sich auch. Er will kein degenerierter, abgewrackter Star sein. Ich weiß nur nicht, warum er dann die Rolle übernommen hat.«
    »Michael?« wiederholte Jahne fassungslos.
    »Ja, Michael McLain. Er spielt mit dir. Hat dir April das nicht gesagt?«
    »Das letzte, was ich über meinen Partner hörte, war, daß du Paul Newman für die Rolle gewinnen wolltest.«
    Sam sagte eindringlich: »April wollte Michael, ich wollte Newman. Da haben wir gehandelt. Ich bekam dich, sie McLain. Freut es dich nicht, mit Michael zu spielen? Er ist für die Rolle des James ideal geeignet. Und angeblich seid ihr beide einander doch schon nähergekommen. Ich dachte, du wärst außer dir vor Freude.«
    Natürlich! Sam hatte Jahne mit Michael zusammen gesehen und nahm an, daß sie noch ein Verhältnis hatten. Darum verhielt Sam sich wohl auch so zurückhaltend. Denn auch das gehörte zu Sams Eigenarten: Er konkurrierte nicht gern mit einem anderen um eine Frau.
    Doch Jahne fragte sich, wie sie mit Michael zusammenarbeiten sollte. Sie fragte sich auch, wie sie es ertragen konnte, Sam mit April Irons flirten zu sehen.
    »Ich bin nur so überrascht.

Weitere Kostenlose Bücher