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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Das ist es«, entschuldigte sie sich lahm. »Ich freue mich wirklich, Sam, und bin geehrt.«
    Es fiel ihm nicht auf, wie betroffen sie war. Doch sobald er sich in seine Aufgabe vergrub, hatte er für etwas anderes keine Augen mehr.
    »Außerdem gibt es ein Problem. Ich kann diese Nacktszene nicht spielen«, stieß sie hervor.
    Er lachte. »Na und? Eine Bagatelle.«
    »Nicht für mich«, widersprach sie steif.
    »Ich bitte dich! Wenn du dich nicht ausziehen willst, nehmen wir ein Double. Kein Problem. Die Nahaufnahmen kann ich hineinschneiden.«
    »Warum sind die Szenen überhaupt nötig?«
    »Weil es eine Liebesgeschichte ist.«
    »Aber keine Sexgeschichte.«
    »Das ist modern. Nimm Basic Instincts .«
    »Warum wird Michael McLain nicht nackt gezeigt? Ist das nicht modern?«
    »Du kennst die Antwort so gut wie ich. Männer mögen das nicht. Frauen stört es nicht. Männer sehen nicht gern andere nackte Männer.«
    »Warum nicht?«
    »Was weiß ich? Frag Neil Jordan. Wahrscheinlich wollen sie sich nicht mit anderen vergleichen müssen. Vielleicht fürchten sie sich vor ihren eigenen homosexuellen Gefühlen, oder der Anblick löst bei ihnen Schamgefühle aus.«
    »Und wenn Frauen sich ihrer Nacktheit schämen, ohne daß es dazu die passenden männlichen Nackten gibt?«
    »Ich habe diese Welt nicht geschaffen. So ist es eben. Eine nackte Frau ist schön, ein nackter Mann beleidigend.«
    »Meiner Ansicht nach geht es tiefer. So kann man die Frauen beherrschen. Man kann ihnen zeigen, wie vollkommen sie eigentlich sein müßte. Man verwendet ihre Körper, um etwas zu verkaufen: eine Ware, einen Film oder einen Gedanken. Und man kann ihnen beibringen, sich selbst zu verkaufen, wie du es mit mir machen willst.«
    Er faßte nach ihrer Hand. Doch sie zog sie zurück.
    »Ich merke deutlich, daß du mich magst, Jahne. Du wehrst dich dagegen, doch das Gefühl ist da.«
    »Natürlich mag ich dich. Du bist mein Regisseur.«
    »Ich meine nicht auf beruflicher Basis. Ich meine, daß du mich selbst magst. Und du beeindruckst mich stark. Du bist eine Persönlichkeit und eine sehr ungewöhnliche Frau. Nicht nur schön, sondern voll präsent und intelligent. Das bekommen wir alles geregelt. Ich habe für deine Befürchtungen Verständnis. Doch ich wünsche mir sehr, daß du mich gern hast, mir vertraust.«
    Sie sah in sein schmales sonnengebräuntes, gutgeschnittenes Gesicht. Er war noch immer der bestaussehende Mann, den sie kannte. Sein Intellekt und seine Dynamik wirkten auf sie so verführerisch wie früher. Sie errötete und senkte den Blick — zufällig traf er auf seinen Schoß. Hatte er da etwas in der Tasche, oder freute er sich so über ihre Gesellschaft? Sie wandte sich ab. Trotz des Lärms in dem Restaurant hörte sie Sams Atem und ihren eigenen. Sie wünschte sich, nur eine Stunde lang neben ihm zu liegen.
    Wieder griff er nach ihrer Hand. Diesmal zog sie sie nicht fort. »Ich beschütze dich. Laß mich nur machen. Ich bin ein guter Regisseur, und ich liebe meine Schauspieler. Vertrau mir, Jahne.«
    »Ich will es versuchen«, versprach sie.

28.
    Sharleen ließ ihre Hausangestellte das Haus für den Besuch ihrer Momma besonders gründlich putzen. Alles blitzte. Nur die Schachteln standen noch herum, die Sharleen für Dobe ersteigert hatte. Noch immer rätselte sie, was er mit diesen linken Schuhen anfangen wollte. Ein Trick wie die Benzintabletten? Dobe, wehe, du benutzt mich für etwas Ungesetzliches! dachte sie.
    Sharleen blätterte in einem Katalog. Dean spielte mit den Hunden. Nicht zum erstenmal blickte Sharleen auf die Uhr. Sie hatte den Wagen zu Momma geschickt. Um sieben wollte sie da sein. Nun war es fast acht. Das Essen war längst geliefert worden. Eine Stunde Verspätung! Sharleen machte sich Sorgen. Sie wollte nicht, daß das erste Wiedersehen zwischen Momma und Dean getrübt wurde.
    Es war schon genügend schiefgegangen. Flora Lee hatte zwar das Geld genommen. Doch statt dafür eine bessere Wohnung zu beziehen, wie Sharleen gehofft hatte, wohnte Flora Lee noch immer im miesen Osten von Los Angeles. Zweimal hatten sie sich schon mit ihr verabredet. Beide Male war sie nicht erschienen. Am nächsten Tag hatte sie Sharleen unter Tränen angerufen und behauptet, sie schäme sich, ihrem Baby wieder unter die Augen zu treten.
    »Glaubst du, Momma wird mich wiedererkennen?« fragte Dean.
    Bevor Sharleen die Frage beantworten konnte, meldete der Sicherheitsmann an der Pforte, daß er Flora Lees Wagen die
    Zufahrt

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