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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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gestattet hatte. Sharleen atmete auf. Sie ging mit Dean zur Haustür. Mit Hilfe des Fahrers stieg Flora Lee aus. Es gelang ihr sogar, gerade zu stehen. Bei Sharleens Anblick quiekte Flora und lief mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, als hätte sie Sharleen seit Lamson nicht mehr gesehen. Dann stolperte sie. Sharleen konnte gerade noch verhindern, daß sie stürzte. Flora Lee richtete sich auf, als sei nichts geschehen. Flora Lee hatte getrunken! Das erklärte auch die Verspätung.
    »Wo ist denn mein kleiner Junge?« kreischte sie und ging mit unsicheren Schritten auf das Haus zu, an Dean vorbei. Er folgte ihr. »Hier bin ich, Momma.« Schwankend durchquerte sie das Wohnzimmer. Bei seinen Worten breitete sie erneut die Arme aus.
    Doch Dean wich zurück. Er musterte seine Mutter von Kopf bis Fuß. Flora Lee hatte sich bemüht, dem besonderen Ereignis gerecht zu werden. Der Versuch war mißlungen.
    Sie wirkte lächerlich. Flora Lees Haar war diesmal zwar sauber, aber viel zu gelb gefärbt. Das grellgrüne Kleid hatte zu viele Rüschen. Sie trug zuviel Modeschmuck. Eine Wolke von billigem Parfum umgab sie. Die glänzenden, hochhackigen gelben Schuhe machten ihren Gang noch unnatürlicher.
    Flora Lee umarmte Dean, bevor Sharleen ein Wort vorbringen konnte. »Mein kleiner Junge, mein Baby!« Flora Lee preßte ihr Gesicht an seinen Hals und weinte. »Du bist so groß geworden, daß ich dich nicht erkannt habe. Momma ist nun zu Hause, Baby. Momma ist zu Hause.«
    Dean rührte sich nicht. Er hatte Momma zuletzt im Alter von sechs Jahren gesehen. Er suchte Sharleens Blick. Sekundenlang sahen sie sich an.
    Sharleen führte Flora Lee zur Couch. »Bleib hier, während Dean und ich in der Küche alles fertigmachen. Wir sind gleich zurück, okay?«
    »Findet ihr nicht, daß wir auf das Wiedersehen anstoßen sollten?« schlug Flora Lee vor.
    »Gleich, Momma.« Sharleen führte Dean in die Küche. »Das ist nicht Momma«, behauptete Dean, kaum daß die Küchentür hinter ihnen zugefallen war.
    »Natürlich ist sie es.«
    Dean schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich doch, wie Momma gerochen hat. Und die riecht nicht wie Momma.«
    »Weil die Menschen sich verändern. Sie ist auch nicht mehr so jung wie damals. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag? Da hat Momma dich zur Schule gebracht.«
    »Klar. Momma war hübsch und nicht fett. Und sie hatte braunes Haar, benutzte kein Make-up und roch auch nicht wie Daddy.«
    »Kommt ihr, Kinder?« rief Flora Lee aus dem Wohnzimmer. »Wir wollten doch was trinken.«
    »Dean, gib ihr eine Chance.«
    Sie fanden Flora Lee, wo sie sie zurückgelassen hatten. Nun hielt sie die aufgeschlagene Bibel in der Hand. »Daß ihr die ganze Zeit die Bibel behalten habt!«
    »Wir versuchen, uns danach zu richten, wie es uns Momma beigebracht hat.« Dean nahm ihr die Bibel ab, bevor Flora Lee von Sharleen ein Glas Wodka serviert bekam. »Nicht wahr, Sharleen?«
    »Ja, Dean.«
    Flora Lee hielt ihr Glas hoch. »Auf was trinken wir?« Dean starrte Flora Lee an. Sie bemerkte seinen Blick und senkte zögernd das Glas. »Nun ja, vielleicht bin ich zu voreilig. Vielleicht freut ihr euch gar nicht, mich zu sehen.« »Natürlich freuen wir uns.« Sharleen umarmte die Frau. Dean stand noch immer da, die abgegriffene Bibel in der Hand. Er sagte kein Wort.
    »Es wartet ein gutes Essen auf uns«, erzählte Sharleen. »Also fangen wir an.«
    Sie aßen Hähnchen mit Gemüse und Kartoffeln. Flora Lee redete wie ein Wasserfall. Sie wollte auch alles über das Fernsehen wissen, wie Sharleen die Rolle bekommen hatte und wie sie mit ihren Kollegen auskam. Sie beglückwünschte Sharleen zu ihrem Kleid, dem guten Essen, dem Haus und Dean zu seinem Anzug und den wohlerzogenen Hunden.
    Dann schob sie ihren Teller von sich und bat um noch einen winzigen Drink vor dem Rundgang durch das Haus, auf dem sie bestand.
    Widerstrebend führte Sharleen sie vom Eßzimmer in die große Küche, ins Arbeitszimmer und dann nach oben in die drei leerstehenden Schlafzimmer und in das, das Sharleen und Dean bewohnten. Flora Lee blieb auf der Schwelle stehen. »Ihr schlaft beide hier?«
    Errötend antwortete Sharleen: »Dean hat noch immer Angst vor der Dunkelheit.«
    Flora Lee hob die Augenbrauen. »Haben wir das nicht alle? Jedenfalls hast du genügend Platz und sogar leerstehende Zimmer. Du solltest mal meine winzige Wohnung sehen.«
    »Möchtest du bei uns wohnen, Momma?« bot Sharleen an. Dean erstarrte.
    »Das ist echt ein nettes

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