Die schoenen Hyaenen
nicht nur die Hauptrolle ergattert, sondern auch noch einen neuen Wohnwagen zugewiesen bekommen.
»Miss Kyle, tut mir leid, Sie stören zu müssen, aber hier ist jemand, der Sie sehen will«, meldete der Sicherheitsdienst. »Na und? Soll ich raten, wer es ist?«
»Nein, Madam. Er heißt Minos Paige. Er sagt, er müsse Sie persönlich sprechen. Es sei geschäftlich.«
»Schicken Sie ihn her.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel und versuchte, ihre Aufregung zu beherrschen. Paige wußte, daß er nicht zum Studio kommen durfte, es sei denn, es handelte sich um etwas wirklich Wichtiges. Sonst mußte er seine Berichte zu ihr nach Hause schicken.
Beim Eintreten winkte er schon lächelnd mit einem gelben Umschlag. Lila streckte die Hand danach aus. Doch Minos setzte sich unaufgefordert damit hin. Sein Benehmen reizte Lila. Doch sie hoffte, daß er etwas entdeckt hatte, was ihr den Emmy sichern würde. »Ich habe einen langen Tag hinter mir, Mr. Paige. Möchten Sie einen Drink? Oder einen Kaffee oder Wasser?«
»Nein, danke. Ich dachte, Sie wollen das alles von mir persönlich erfahren. Darum bin ich hier. Sie brauchen sich keine Sorgen machen, daß mich jemand erkannt hat. In dieser Branche habe ich seit langem nicht mehr gearbeitet. Und von den Alten ist ja kaum noch einer da.«
Lila wußte, daß er jetzt gleich aufzählen würde, wie schwer er hatte arbeiten müssen und daß das Honorar seine Mühen kaum deckte. Sie nahm sich vor, ihn hinauszuwerfen, wenn er nichts Ordentliches vorzuweisen hatte. »Also, was haben Sie?«
»Was möchten Sie zuerst? Die guten oder die sehr guten Nachrichten?«
»Das ist kein Ratespiel, Paige. Reden Sie!«
Minos nahm das Bild. »Jahne Moore, richtiger Name Mary Jane Moran. Geboren in Scuderstown, New York, am 22. September 1958.«
»Wie bitte? Wann wurde sie geboren?«
Minos vergewisserte sich noch einmal. »Am 22. September 1958.«
»Lieber Gott, dann ist sie...« Lila rechnete nach. »Dann wäre sie achtunddreißig. Da haben Sie eine Fehler gemacht.«
Minos öffnete schweigend seinen Umschlag und zog ein Blatt heraus. Er reichte es Lila. »Beweisstück A«, erklärte er zufrieden.
Es war die Fotokopie einer Geburtsurkunde von Mary Jane Moran. »Woher wollen Sie wissen, daß das Jahne Moore ist?« fragte Lila und gab Paige die Kopie zurück.
Minos zog weitere Fotokopien aus dem Umschlag: »Highschool Diplom, Jahrbuch mit Bild, Krankenpflegediplom, Arbeitslosenkarte von New York City, Aussagen von jungen Leuten, mit denen sie in einem Workshop Theater im Keller einer Kirche gespielt hat.«
»Für Mary Jane Moran. Was ist nun mit Jahne Moore?« Lila konnte ihre Aufregung kaum zügeln.
»Hier ist eine gesetzliche Namensänderung und eine Adresse eines Anwalts in Albany. Der ist wütend, weil er eine Testamentsvollstreckung nicht durchgebracht hat. Aber warten Sie, es wird noch besser. Interview und Akten von einer Arzthelferin in der Praxis eines Chirurgen für plastische Chirurgie in New York. Offenbar ist unsere Jahne Moore ein richtiges Aschenputtel. Sie ist zu etwas Geld gekommen und ließ sich herrichten. Die Großmutter ist kurz vorher gestorben. Also stammt das Geld womöglich von ihr. Jahne Moore hat sich von Kopf bis Fuß runderneuern lassen. Dauerte zwei Jahre. Die Arzthelferin sagte, Mary Jane Moran habe häßlich, dick und mausig ausgesehen und wurde nach den Operationen zu einer vierundzwanzigjährigen Schönheit mit Sex-Appeal. Alles für Geld.« Minos Paige machte eine Pause. »Ich habe mir die Freiheit genommen, der Helferin eine größere Zahlung zu versprechen. Einen Namen habe ich natürlich nicht genannt.«
Lila riß Minos die Unterlagen aus der Hand und blätterte sie hastig durch. Medizinische Unterlagen, Aufnahmen vor und nach den Operationen. »Sie ist also zu diesem Dr. Moore gegangen. War sie mit ihm verwandt?« wollte Lila wissen.
»Nein. Die Schwester sagt, daß sie wahrscheinlich scharf auf ihn war. Er war ihr Henry Higgins. Sie wissen schon, aus My Fair Lady .« Minos sprach weiter, während Lila sich von den Unterlagen kaum losreißen konnte. »Sie hat sich noch als Mary Jane Moran bei dem Arzt eingetragen. Das war ihr größter Fehler. Sie hätte von Anfang an mit dem Pseudonym kommen sollen. Vor der Chirurgie. Typisch Amateur. Aus den Unterlagen geht sogar ihre jetzige Anschrift in L.A. hervor. So, das war das Gute. Sind Sie bereit für das sehr Gute?«
»Minos, ich bin beeindruckt.« Lila war nervös und aufgedreht wie ein Brummkreisel.
Weitere Kostenlose Bücher