Die schoenen Hyaenen
halblaut. »Oder ist sie gestolpert?« Die Menge murmelte benommen. Sollte das ein Gag sein, oder war es ein Unfall?
Johnny Burton erreichte Lila zuerst. Er berührte sie und bemerkte sofort den roten Fleck, der sich auf dem Rücken ausbreitete.
»Sie ist erschossen worden«, schrie er. »Holt einen Arzt!« »Scheiß auf diese Live-Sendungen«, stöhnte Mitch Gold-man.
In Aras Bibliothek stöhnten alle auf, als Lila fiel. Niemand rührte sich. Wie versteinert starrten sie auf den Bildschirm. Was war da vorgefallen? Gerade eben war Lila zur Gewinnerin erklärt worden. Sie hatte sich verbeugt und war dann zu Boden gesunken. Alle beobachteten, wie Johnny Burton sich über sie beugte. Seine Stimme schallte laut in der stillen Bibliothek: »Sie ist erschossen worden.«
Aras erster Gedanke war: Das ist ein Trick. Doch dann schrie jemand.
»0 mein Gott!« rief Michael McLain. Einige Frauen schrien. »Ist sie wirklich tot?« Nun drängten sie näher an den Bildschirm. Veronique Peck weinte. »Ruhig, sonst hören wir nichts«, verlangte Michael Douglas. In dem Aufruhr blieb Ara, unbemerkt von allen anderen, ruhig in seinem Sessel sitzen.
Sam war gerade erst von der Toilette zurückgekommen. Er hatte etwas Zeit gebraucht, um sich von Crystals unangenehmen Angriff zu erholen. Er sah den Aufruhr, hörte Burton und blieb wie angewurzelt stehen.
Sein erster Gedanke galt Jahne. War sie in Sicherheit? Wäre sie auch erschossen worden, wenn sie gewonnen hätte?
Plötzlich überfiel ihn eine heftige Sehnsucht nach ihr, das stärkste Gefühl, das er je erfahren hatte. Wenn sie nun tot wäre? Er würde sie nie wieder sehen und nie wieder lieben können!
In diesem Moment wußte er, daß er nie eine Frau außer ihr lieben konnte.
Robbie vermochte keinen klaren Gedanken mehr zu fassen. Das versuchte er nicht einmal. Doch er handelte. Er hob die zusammengebrochene Theresa auf die Arme und verließ mit ihr schnell die Bühne. Lila! Ob sie ernsthaft verletzt war? Nein, das war nur Fernsehen. Es konnte nichts von Bedeutung sein. Theresa hatte auch nur einen ihrer Anfälle. Er mußte sie jedenfalls fortbringen. Wo war der Wagen? Er schrie nach dem Fahrer. Der ließ sich nicht auftreiben. Doch Robbie wuchs über sich selbst hinaus. Er gelangte auch ohne den eigenen Wagen in das Krankenhaus, in dem seine beiden Mädchen ihn jetzt brauchten.
Sy Ortis stand mitten im Zimmer, direkt neben Ara, bereit, die Glückwünsche entgegenzunehmen. Nun konnte er sich jedoch nicht mehr rühren. Lila erschossen? Er preßte die Hand auf die Brust, tastete in seiner Jackentasche nach seinem Spray. Herr im Himmel. Ein Emmy und eine landesweite Live-Ausstrahlung von dem Schuß. Sy konnte sich nicht genug über diese Frau wundern. Denn zweifellos hatte sie das inszeniert. Er erinnerte sich daran, was ein Busunfall einmal für Gloria Estefan bedeutet hatte. Wenn Lila überlebte, und daran zweifelte Sy keine Minute, würde sie auf Jahre hinaus die begehrteste Schauspielerin weit und breit sein. Ohne Zweifel würde das die Titelgeschichte in der nächsten Ausgabe von People werden. Die ganze Stadt würde ihr zu Füßen liegen.
Der Raum begann sich zu drehen. Ara wollte ihn aufhalten. Es gelang ihm nicht. Da schloß er die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er alles in ein rosa Licht getaucht. Nein, nicht rosa. Rot. Er wußte es, hatte es kommen gefühlt. Der scharfe Schmerz, der gleich darauf zurückwich und ihm einen Moment lang eine Atempause verschaffte. Ara versuchte aufzustehen, zu rufen, konnte es aber nicht. Plötzlich durchfuhr ihn wieder dieser glühende, rasende Schmerz. Er spürte ihn in seinem Kopf und an der einen Seite seines Körpers. Ara versuchte den Mund zu öffnen und um Hilfe zu rufen. Nur ein langer Speichelfaden löste sich aus seinem Mundwinkel. Er sackte in seinem Sessel zusammen. Dankbar spürte er, wie ihn eine leichte Bewusstseinstrübung überfiel. So nahm auch der Schmerz etwas ab.
Ara blieb sitzen, während die Menge sich um ihn drehte. Pausenlos. Wie ein Karussell. Sein Kopf schmerzte wieder. Nein, das Wort reichte nicht aus. Der Kopf schien zu bersten. Ara beschloß, ganz ruhig zu bleiben, bis das aufhörte. Und dann hörte es wirklich auf. Für immer.
»Nein, das arme Mädchen!« Die blonde Schöne neben Paul Grasso brach in Tränen aus. Sie drückte den Kopf an Pauls Schulter. Paul schüttelte sie ab.
Marty! dachte er. Was ist mit Marty DiGennaro? Von ihm war nicht gesprochen worden. Offenbar war nur Lila etwas
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