Die schoenen Hyaenen
das Geld mitverdient.«
Sharleen«, rief Dean. »Das Auto ist ein Traum. Und ich könnte es immer tadellos in Ordnung bringen, wenn mal was nicht stimmt.« Sharleen hörte heraus, wie sehr er sich das Auto wünschte.
Tränen traten in Sharleens Augen. Seit Momma sie verlassen hatte, also schon seit einer sehr langen Zeit, war niemand mehr so lieb zu ihr gewesen und hatte sich so rührend um sie gekümmert. »Danke, Dobe. Wir sind Ihnen echt dankbar. Eines Tages werden wir Ihnen das zurückzahlen.«
Dobe ging zu Abe, nahm ihn am Arm und führte ihn außer Hörweite. Als Dobe zurückkam, warf er Dean die Autoschlüssel zu. »So, mein Sohn, nun wollen wir mal eine Probefahrt machen.« Dobe öffnete die Beifahrertür für Sharleen und setzte sich mit Oprah auf den schmalen Rücksitz des Coupes. »Na, wie ist er?«
Dean ließ den Motor aufheulen. Dann fuhr er langsam los. »Der ist einfach super, Dobe. Tolle Beschleunigung.«
»Er gehört euch, Kinder. Ich schlage vor, ihr duzt mich von jetzt an. Das erleichtert uns allen den Abschied, weil wir uns dann als echte Familie fühlen können.«
Sharleen wußte nicht, ob die Polizei den Käufer eines Fahrzeugs routinemäßig überprüfte. Sie wußte ja auch nicht, ob der Sheriff von Lamson ihre Namen auf die Fahndungslisten der Computer gesetzt hatte und ihnen auf diese Weise auf die Spur kommen konnte. Doch später, als Abe mit Dean über den Wagen sprach, nahm Dobe Sharleen noch einmal beiseite. »Von dem Moment an, als ich euch beide sah, hatte ich das Gefühl, daß ihr vor irgendwas davonlauft.« Er hob beschwichtigend die Hand. »Ich weiß nichts und will auch nichts wissen. Doch ich kenne das Gefühl sehr genau. Jedenfalls habe ich den Wagen auf meinen Namen eintragen lassen. Auf Dobe Samuels. Er ist also sauber. Betrachtet ihn als Leihgabe. Eines Tages werde ich euch vielleicht um einen Gefallen bitten, und dann bin ich sicher, daß ihr mir den nicht abschlagen werdet. Bleibt brav, ja?«
Sharleen nickte. Sie kämpfte mit den Tränen.
Zurück im Motel brachten Sharleen und Dean ihre Koffer auf den Rücksitz des Datsun. Dobe stand mit den Händen in den Taschen daneben. Dean fummelte voller Stolz an dem neuen Besitz herum.
So leise, daß Dean ihn nicht verstand, sagte Dobe zu Sharleen: »Ich möchte dir noch einen kleinen Rat geben. Du bist ja mehr als nur hübsch, Sharleen. Du bist eine Schönheit. Das Leben kann entweder zu leicht oder zu schwer für ein schönes Mädchen sein. Du gehörst nun nicht zu denen, die es sich im Leben leicht machen. Aber nimm es auch nicht zu schwer. Wenn du eines Tages mal zu jemandem ja sagen mußt, Sharleen, dann achte darauf, daß du es nur aus gutem Grund tust.«
Sharleen nickte, obwohl sie sich nicht ganz klar darüber war, was Dobe meinte. Sie glaubte jedoch, daß das wie mit den Bibelsprüchen war. Die erschlossen sich ihr auch immer erst nach einer ganzen Weile. Sie küßte Dobe auf die Wange. Dann umarmte sie ihn fest. »Danke, Dobe, ich danke dir, daß du so gut zu uns bist.«
Auch Dean umarmte Dobe. »Du wirst uns fehlen, Dobe. Und vielen Dank für das Auto und für das Essen und die Betten.«
Dean beugte sich zu Oprah hinunter und umschlang den Hund mit den Armen. »Paß auf dich auf, hörst du?« Oprah leckte ihm übers Gesicht.
Dobe rief den Hund. Er sprang in Dobes Wagen auf seinen angestammten Platz. Sharleen und Dobe winkten, als der große, silberfarbene Pontiac vom Hof des Motels auf die Fernstraße fuhr.
»Er war uns ein Freund, Sharleen. Eigentlich hatte ich ihn um einige Pillen für den Benzintank bitten wollen, aber da er das nie angeboten hat, wollte ich auch nicht gierig erscheinen. War das richtig, Sharleen?«
»Genau richtig, mein Lieber.« Sie legte den Arm um seine Schultern.
19.
Mary Jane saß auf der Schreibtischplatte vor ihrem Fenster und sah auf die 54 Straße hinunter. Seit ihrer Begegnung mit Dr. Moore vor zwei Tagen hatte sie es auf weniger als fünf Stunden Schlaf gebracht. Sie hatte ihren Anrufbeantworter abgestellt und abwechselnd auf dem Bett gelegen oder war im Zimmer herumgegangen.
Sie wußte nicht, wie sie bewerkstelligen sollte, was von ihr verlangt wurde. Ihr Entschluß stand allerdings fest. Entweder schaffte sie es, oder sie kaum dabei um. Sie wußte nicht, wie sie mit einer Verwandlung, wie sie sie plante, fertigwerden würde. Nicht nur körperlich, auch psychisch. Mary Jane hatte schon als Kind nicht hübsch ausgesehen, eher häßlich. Wie lernte man es, sich als schöne
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